Odense

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Odense ist Dänemarks drittgrößte Stadt und das kulturelle Herz Fünens. Seine gepflasterten Straßen und gewundenen Wasserwege bieten ein Mosaik aus mittelalterlicher Faszination, industrieller Dynamik und literarischem Erbe. Problem: Viele Reisende meiden Odense und besuchen bekanntere skandinavische Hauptstädte, ohne sich seiner vielschichtigen Vergangenheit und dynamischen Gegenwart bewusst zu sein. Aufregung: Solches Versäumnis birgt die Gefahr, jahrhundertealte Kathedralen, versteckte Wikingerbefestigungen, pulsierende Industrieviertel und den Geburtsort von Hans Christian Andersen zu verpassen. Lösung: Eine geführte Erkundung Odenses durch Geografie, Geschichte, Wirtschaft, kulturelle Sehenswürdigkeiten und moderne Innovationen offenbart eine Stadt, deren Kontraste – antik und avantgardistisch, ländlich und kosmopolitisch – sie für jeden anspruchsvollen Besucher unverzichtbar machen.

Archäologische Funde belegen die menschliche Besiedlung der Region Odense seit mehr als vier Jahrtausenden. Schriftliche Aufzeichnungen tauchen jedoch erst im späten 10. Jahrhundert auf, als Otto III. vom Heiligen Römischen Reich die Siedlung im Jahr 988 erwähnte. Mitte des 11. Jahrhunderts hatte sich Odense zu einem regionalen Handelszentrum entwickelt, dessen strategische Lage am Fluss Odense den frühen Handel begünstigte. Die Stadt erlangte neue Bedeutung, als Knud IV. – oft als Dänemarks letzter Wikingerkönig bezeichnet – am 10. Juli 1086 im Kloster St. Albans starb – ein dramatisches Ereignis, das sich bis heute ins nationale Gedächtnis eingebrannt hat.

Das Mittelalter brachte sowohl Unglück als auch Erneuerung. Im Zuge einer Dynastienfehde im Jahr 1249 wurde Odense im Zuge rivalisierender Ansprüche auf den dänischen Thron niedergebrannt, doch die Widerstandsfähigkeit seiner Kaufleute und Handwerker sorgte für einen raschen Wiederaufbau. Renaissance und Reformation veränderten das städtische Leben: Klöster wichen königlichen Gerichtsbarkeiten, und im späten 17. Jahrhundert zählte Odense rund 3.800 Einwohner. Das 18. Jahrhundert läutete eine Ära planmäßiger Expansion unter König Frederik IV. ein, dessen barocker Palastflügel – fertiggestellt 1723 – bis heute den Mittelpunkt des königlichen Stadtbezirks bildet. Gleichzeitig förderte ein Kanal, der den mittelalterlichen Kern mit dem Kattegat verband, den Seehandel und legte damit den Grundstein für das rasante Wachstum im 19. Jahrhundert.

Durch den Bau der Eisenbahnlinie 1865 entstand in Odense einer der größten Kopfbahnhöfe Dänemarks. Dies beschleunigte das Bevölkerungswachstum, sodass die Einwohnerzahl bis 1900 über 35.000 lag. Gleichzeitig veränderte sich das Stadtbild: Fabriken und Lagerhäuser entstanden entlang der Flussufer, und öffentliche Einrichtungen wie Theater und Konzerthallen nahmen Gestalt an. Das 1935 fertiggestellte Odinstårnet zählte kurzzeitig zu den höchsten Türmen Europas, bevor es im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Der Wiederaufbau nach dem Krieg umfasste 1966 die Gründung der Süddänischen Universität, die Odenses Identität als akademisches Zentrum festigte und eine junge Bevölkerung anzog.

Odense liegt im Nordosten Fünens und ist damit ein zentraler Knotenpunkt des dänischen Verkehrs und Handels. Die Stadt liegt 45 km nördlich von Svendborg, 144 km südlich von Aarhus, 167 km südwestlich von Kopenhagen, 136 km östlich von Esbjerg und 69 km südöstlich von Kolding. Die Vororte Stige, Seden, Bullerup, Agedrup, Blommenslyst, Bellinge, Neder Holluf und Højby bilden einen Halbring um den historischen Stadtkern. Der Odense-Fluss durchschneidet das zentrale Einkaufsviertel, während er sich im Norden zum Odense-Fjord weitet, dessen schmaler Zugangskanal über einen Kanal mit dem Hafen von Odense verbunden ist. Dieser Hafen bietet Platz für Schiffe mit einer Länge von bis zu 160 m und einem Tiefgang von 6,8 m und bewältigt Stückgut, Schüttgut und Flüssiggas.

Innerhalb des Fjords liegen die Inseln Vigelsø und Tornø. Erstere umfasst 132 ha Wald und Küstenwiesen, letztere – nur 21 ha – und ist durch einen 300 m langen Damm mit dem Festland verbunden. Vigelsø ist gemäß EU-Richtlinien als besonderes Schutzgebiet ausgewiesen und dient als wichtiges Brutgebiet für Zugvögel. Das ökologische Monitoring strebt einen „guten“ Zustand an, wobei die höchsten Erhebungen kaum sechs Meter über dem Meeresspiegel liegen. Die den Fjord säumenden Buchten und Halbinseln – Fyns Hoved, Skoven, Dalby Bugt und Korshavn – tragen sowohl zur Artenvielfalt als auch zum maritimen Erbe der Stadt bei.

Das Klima in Odense ist gemäßigt ozeanisch (Köppen Cfb). Die Sommer sind mild, mit durchschnittlichen Höchsttemperaturen von 21 °C im Juli und August und Tagesdurchschnitten im mittleren Zehnerbereich. In diesen Monaten fallen auch die höchsten Niederschläge mit etwa 64 mm bzw. 80 mm. Die Winter liegen nahe dem Gefrierpunkt, mit Durchschnittstemperaturen von 0 °C im Januar und Februar und Tiefsttemperaturen bis zu –3 °C. Zwischen Januar und März kommt es häufig zu saisonaler Eisbildung im Fjord, sodass Eisbrecher eingesetzt werden müssen, um die Schifffahrtspassage aufrechtzuerhalten. Die Gezeitenschwankungen überschreiten selten 0,6 m, obwohl anhaltende Winde zu Wasserstandsschwankungen von fast zwei Metern führen können.

Demografische Daten dokumentieren Odenses Entwicklung von einer bescheidenen mittelalterlichen Stadt zu einer regionalen Metropole. 1670 zählte die Stadt 3.808 Einwohner; 1787 waren es bereits 5.363, danach stieg die Einwohnerzahl stetig auf 12.932 im Jahr 1855 und 30.268 im Jahr 1890. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug die Einwohnerzahl 1901 40.138, 1921 61.969 und am Ende des Zweiten Weltkriegs 103.107. Der Nachkriegsboom brachte 1955 120.570 Einwohner und erreichte 1970 mit 139.490 seinen Höchststand. Eine kommunale Neudefinition in den 1970er Jahren umfasste die Einbeziehung von Vororten, was zu einem leichten Rückgang auf 136.646 im Jahr 1981 führte, bevor eine erneute Expansion auf 145.554 im Jahr 2004 und schätzungsweise 176.683 im Jahr 2017 führte. Zum 1. Januar 2024 beherbergte die eigentliche Stadt 183.763 Einwohner, davon 209.078 in der Gemeinde Odense und 504.066 im weiteren funktionalen Stadtgebiet von Fünen.

In wirtschaftlicher Hinsicht ist Odense der Mittelpunkt der industriellen und kommerziellen Aktivitäten Fünens. Historische Unternehmen – Holzverarbeitung, Textilindustrie und Schiffsbau am Lindø-Kai – haben diversifizierten modernen Sektoren Platz gemacht. Die Albani-Brauerei führt eine lokale Brautradition aus dem 19. Jahrhundert fort, während GASA den Gartenbauhandel mit Obst, Gemüse und Blumen dominiert. Hersteller elektrischer Geräte wie ABB und SG Lighting, der Bekleidungsproduzent Kansas Workwear und der Verpackungsspezialist Plus Pack bilden das industrielle Mosaik. Der Industriepark Lindø nutzt ehemalige Werftdocks heute zur Lagerung von Komponenten für Offshore-Energie. Der Dienstleistungssektor ist zahlenmäßig zahlreicher als das verarbeitende Gewerbe; im Jahr 2002 waren 51 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich beschäftigt. Der Fernsehsender TV 2 hat hier 1988 seinen Hauptsitz eröffnet, und das Rosengårdcentret – mit 140.000 m² Dänemarks größtes Einkaufszentrum – lockt Besucher mit mehr als 150 Einzelhandelsgeschäften, Restaurants, einem Kino und Fitnesseinrichtungen.

Kulturelle Institutionen verleihen Odense künstlerische Vitalität. Schloss Odense – ursprünglich die königliche Residenz, in der König Frederik IV. 1730 starb – steht inmitten von Gärten, die von Johan Cornelius Krieger entworfen wurden. Das Odense Teater, 1796 eröffnet und 1914 in Jacobsens Jernbanegade-Gebäude umgezogen, ist Dänemarks zweitältestes Theater. Auf seinen Bühnen fanden bereits Premieren statt, beispielsweise von Henrik Ibsens „Die Säulen der Gesellschaft“ 1877. In der ehemaligen Zuckerfabrik Sukkerkogeriet wird Schauspielunterricht angeboten. Das 2005 gegründete Teater Momentum ist Vorreiter mit jährlich wechselnden Regievisionen in Theaterstücken, Konzerten und Debatten. Die Musik findet eine Stimme im Odense Symphony Orchestra, das 1946 gegründet wurde und in der Konzerthalle von 1982 untergebracht ist. Der Carl Nielsen Saal bietet Platz für 1.212 Gäste und verfügt über eine Orgel von Marcussen & Søn. Die Funen Opera, die 1948 gegründet und 1996 wiederbelebt wurde, ist auf zeitgenössische dänischsprachige Produktionen spezialisiert.

Die religiöse Architektur zeugt von Jahrhunderten der Hingabe. Die St.-Knut-Kathedrale, ein gotischer Backsteinbau aus dem späten 11. Jahrhundert, beherbergt die Reliquien von Knut IV. und seinem Bruder sowie ein byzantinisches Tuchfragment. Claus Bergs triptychonischer Altar zählt zu den bedeutendsten liturgischen Kunstwerken Dänemarks. Die 1908 geweihte St.-Albans-Kirche erhebt sich aus neugotischem rotem Backstein mit einem 54 m hohen Kirchturm. Die St.-Marien-Kirche und die St.-Johannes-Kirche – entstanden im 13. bzw. späten 15. Jahrhundert – bewahren geschnitzte Altarbilder und gotische Fenster. Die Ansgarskirche (1902) und die Fredenskirke (1920) spiegeln die romanische Renaissance bzw. die Dankbarkeit der Zwischenkriegszeit wider und markieren jeweils eine architektonische Abweichung vom mittelalterlichen Vorbild.

Das Rathaus von Odense im historistischen Stil von 1883 ist ein Wahrzeichen der Stadt. Seine Stufengiebel und Sandsteinverzierungen sind an mittelalterliche italienische Rathäuser angelehnt. Ein Anbau von Bent Helveg-Møller (fertiggestellt 1955) vergrößerte die Bürgersäle und wurde 2005 zum 200. Geburtstag von Hans Christian Andersen renoviert.

Das Erbe Hans Christian Andersens prägt das Stadtbild. Geboren 1805 in einem bescheidenen Fachwerkhaus in der Munkemøllestræde, lebt der erzählerische Geist des Schriftstellers in zwei Museen weiter: in seinem Geburtshaus in der Hans Jensens Stræde, das 1908 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, und in seinem Elternhaus in der Munkemøllestræde, das 1930 als Museum eröffnet wurde. Die Stadtmuseen beherbergen Statuen von Andersens Figuren – dem standhaften Zinnsoldat, der Kröte und den wilden Schwänen –, die vom Eventyrparken bis zum Domgelände verstreut sind.

Über das literarische Erbe hinaus betreuen die Stadtmuseen von Odense vielfältige Sammlungen. Das 1885 gegründete Kunstmuseum Fünen zeigt Werke von Jens Juel, PS Krøyer und Dankvart Dreyer. Den Fynske Landsby, ein Freilichtmuseum, stellt das ländliche Leben zu Andersens Zeiten nach. Das Carl Nielsen Museum stellt die Geschichte Dänemarks bedeutendsten Komponisten anhand von Instrumenten und Originalpartituren dar. Møntergården, ein Renaissance-Stadthaus aus dem Jahr 1646, stellt Wikinger-Artefakte und mittelalterliche Münzprägegeschichte aus. Das Dänische Eisenbahnmuseum – seit 1975 das größte Skandinaviens – bewahrt Lokomotiven ab 1869 auf. Fotokunst findet im Brandts Museum ein nationales Forum, während das Medienmuseum die Pressefreiheit von 1849 bis heute erforscht.

Sport und Freizeit verbinden Tradition und Moderne. Die Fußballvereine OB, BM, B1909 und B1913 begeistern die Einheimischen, während die Odense Bulldogs im professionellen Eishockey antreten. Jährliche Veranstaltungen wie der HC Andersen Marathon vereinen Amateurläufer vor malerischer Kulisse.

Die Verkehrsinfrastruktur unterstreicht die gute Anbindung Odenses. Der Flughafen Hans Christian Andersen bietet saisonale Flüge zu Urlaubszielen, und der Bahnhof Odense verbindet nationale Routen von Kopenhagen nach Jütland sowie internationale Verbindungen nach Hamburg. Die Svendborgbahn verbindet die südliche Hafenstadt, während FynBus regionale und städtische Busse betreibt. Im Mai 2022 wurde eine 14,5 km lange zweigleisige Straßenbahnlinie in Betrieb genommen, die von Tarup zur Universität, zum Krankenhaus und nach Hjallese führt. Die Straßenanbindung verbesserte sich erheblich, nachdem die Große-Belt-Brücke 1997 für den Schienenverkehr und 1998 für den Straßenverkehr geöffnet wurde, wodurch sich die Zugfahrt nach Kopenhagen auf nur 75 Minuten reduzierte. Die Funish Autobahn (E20) und die Svendborg Autobahn (Nationalstraße 9) binden Odense in das dänische Fernverkehrsnetz ein. Ein 2017 eröffnetes, abzweigendes Rautenkreuz „Dynamisk Ruderanlæg“ auf der E20 ist ein Beispiel für datengesteuerte Verkehrsplanung.

Im Zeitalter der Nachhaltigkeit setzt sich Odense für den Radverkehr ein. In Ampeln entlang der Super-Radschnellwege integrierte Regensensoren interagieren mit Bewegungsmeldern, um die Grünphasen um bis zu 20 Sekunden zu verlängern, wenn Regen sonst Radfahrer aufhalten würde. Sparsam eingesetzt – maximal drei Aktivierungen pro Monat – unterstützt dieses System eine einheitliche „Grüne Welle“ und erhöht die Sicherheit. Diese von der Dänischen Fahrradbotschaft initiierten Maßnahmen spiegeln das Engagement der Stadt für einen gerechten und effizienten Nahverkehr wider und deuten auf einen breiteren Ausbau sensorgesteuerter Kreuzungen hin.

Odenses Entwicklung von einer Wikingerfestung zu einem modernen Zentrum für Kultur, Bildung und Industrie zeugt von einer Stadt im ständigen Wandel. Mittelalterliche Kirchen und Paläste stehen neben innovativen Robotik-Clustern, Universitätslaboren und grünen Verkehrsnetzen. Leben und Werk Hans Christian Andersens bilden dabei einen erzählerischen Hintergrund und verbinden Vergangenheit und Gegenwart. Für Reisende, die Authentizität suchen, bietet Odense ein facettenreiches Bild dänischen Erbes, geprägt von Jahrhunderten des Handels, der Kreativität und des Gemeinschaftsgeistes.

Dänische Krone (DKK)

Währung

988 n. Chr.

Gegründet

/

Anrufcode

183,763

Bevölkerung

304,34 km²

Bereich

dänisch

Offizielle Sprache

13 m (43 Fuß)

Elevation

UTC+1 (CET) / UTC+2 (CEST)

Zeitzone

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