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Gent, niederländisch Gent, französisch Gand, nimmt unter den urbanen Zentren Nordeuropas eine einzigartige Stellung ein. Am Zusammenfluss von Schelde und Leie gelegen, ist es seit über einem Jahrtausend Zeuge der flämischen Geschichte. Bis zum Jahr 1300 hatte es sich zu einer der größten Städte des Kontinents entwickelt und beherbergte rund 50.000 Einwohner. Damit war es nach Paris die zweitgrößte städtische Siedlung nördlich der Alpen. Sein mittelalterlicher Wohlstand, der auf Tuchproduktion und Flusshandel beruhte, bescherte ihm eine reiche städtische Architektur und einen Bürgerstolz, der in Form seiner imposanten Türme, Burgmauern und Kaufmannshäuser bis heute lebendig ist.
Im Laufe der Jahrhunderte erlebte Gent Höhen und Tiefen. Im späten 16. Jahrhundert trübten politische Unruhen und veränderte Handelsrouten seinen Glanz. Doch dieser allmähliche Niedergang bewahrte das historische Zentrum vor der umfassenden Modernisierung, die so viele mittelalterliche Städte andernorts auslöschte. So findet der heutige Besucher einen außergewöhnlich gut erhaltenen Stadtkern vor, frei von störendem Straßenverkehr und geprägt von Kirchen, Zunfthäusern und dem großen Belfried, der im 14. Jahrhundert erstmals seine Autonomie verkündete.
Verwaltungstechnisch erstreckt sich die Gemeinde Gent weit über ihr autofreies Zentrum hinaus. Im Jahr 2024 zählte sie 270.473 Einwohner und war damit nach Antwerpen die zweitgrößte Gemeinde Belgiens. Ihr Stadtgebiet umfasst nicht nur die eigentliche Stadt, sondern auch ein Dutzend Vororte – darunter Drongen im Westen, Mariakerke und Ledeberg im Süden sowie Oostakker im Osten. Am Stadtrand liegen Naturschutzgebiete wie das Feuchtgebiet Bourgoyen-Ossemeersen und der Erholungspark Blaarmeersen, die zusammen fast 320 Hektar Grünfläche bieten. Insgesamt erstreckt sich das Stadtgebiet über rund 1.205 Quadratkilometer und beherbergt über eine halbe Million Menschen.
Demographisch spiegelt Gent eine Mischung aus Tradition und Wandel wider. Sein Status als Universitätsstadt – Heimat des historischen Bücherturms der Universität Gent und einer Vielzahl von Forschungsinstituten – führt zu einer beträchtlichen Anzahl an saisonalen Studierenden. Doch Studierende sind nur eine Facette der Bevölkerung. Fachkräfte multinationaler Unternehmen, Künstler, die von einer offenen Atmosphäre angezogen werden, und alteingesessene Einwanderergemeinschaften prägen gemeinsam ein soziales Gefüge, das sowohl tolerant als auch kosmopolitisch ist. Laut der Volkszählung von 2020 stammte über ein Drittel der Einwohner aus Ländern außerhalb Belgiens, und mehr als 15 Prozent besaßen eine nicht-belgische Staatsangehörigkeit. Bestimmte Viertel – insbesondere Brugse Poort, Dampoort und Rabot – sind seit langem Zentren dieser kulturellen Vielfalt.
Das architektonische Erbe Gents ist nach wie vor der Ort, der die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zieht. Im Zentrum der Stadt erheben sich vier Türme: die romanisch-gotische St.-Nikolaus-Kirche, der hoch aufragende Glockenturm mit der angrenzenden Tuchhalle, der barocke Turm der St.-Michaels-Kirche und die eklektische Fassade der St.-Bavo-Kathedrale. In letzterer, unter einem Gewölbe aus Stein und Rippen, befindet sich das berühmte Altarbild „Die Anbetung des Lamm Gottes“, das Hubert und Jan van Eyck 1432 schufen. Als Meisterwerk der Ölmalerei und theologischen Feinheiten zieht es nach wie vor Wissenschaftler und Pilger gleichermaßen an, auch wenn in der Kapelle derzeit Restaurierungsarbeiten hinter Glas durchgeführt werden.
Nicht weit entfernt befindet sich Gravensteen – die Grafenburg – mit ihrem zinnenbewehrten Bergfried und den dicken Mauern – Erinnerungen an eine kriegerische Zeit, als der Graf von Flandern seinen Willen mit Schwert und Folterkammer durchsetzen konnte. Viele Jahrhunderte lang vernachlässigte sie die Burg, bis sie im 19. Jahrhundert von den städtischen Behörden restauriert wurde, die entschlossen waren, ein prägendes Symbol der mittelalterlichen Autonomie Gents zu bewahren. Heute bieten die Wälle einen Panoramablick über die roten Ziegeldächer und die fernen Türme einer Stadt, die ihre Schwerter längst hinter sich gelassen hat.
Doch Gent ist alles andere als ein statisches Museum. Seine historischen Straßen haben sich kompromisslos dem modernen Leben angepasst. Im 19. Jahrhundert gestaltete Louis Roelandt das Opernhaus und das Hauptgericht im neoklassizistischen Stil, während Henry Van de Veldes Boekentoren die frühe Moderne ins Universitätsviertel brachte. Zuletzt schuf De Krook – die neue Zentralbibliothek und das Medienzentrum – eine fließende, glasverkleidete Verbindung von Lernen und digitaler Innovation. Ebenso bemerkenswert ist das Sozialwohnungsprojekt Zebrastraat, bei dem ein ehemaliges Textilgelände zu einem experimentellen Viertel wurde, das Wohnen, Arbeiten und Kultur vereint.
Gent bietet mit seinen Museen einen Überblick über Vergangenheit und Gegenwart. Das Museum der Schönen Künste (MSK) beherbergt Gemälde von Bosch, Rubens und ihren Zeitgenossen in Räumen, die an den alten Zitadellenpark erinnern. In der Nähe zeigt das SMAK hochmoderne zeitgenössische Werke, von Installationen von Joseph Beuys bis zu Warhol-Drucken. Das Design Museum Gent bietet einen Überblick über ein Jahrhundert belgischen und internationalen Designs, von Henry Van de Veldes Möbeln bis hin zu avantgardistischen Prototypen. Das Stadtmuseum STAM in der Abtei Bijloke erzählt anhand interaktiver Ausstellungen und über 300 Artefakten Gents Entwicklung von der mittelalterlichen Metropole zur kosmopolitischen Hauptstadt.
Auch das Theater hat in Gent seine Vorreiter. Das NTGent, die für ihre mutigen, experimentellen Produktionen bekannte öffentliche Theatergruppe, beheimatet die Koninklijke Nederlandse Schouwburg, ein Schauspielhaus aus dem 19. Jahrhundert, und inszeniert Werke in der ganzen Stadt. Filmliebhaber sollten sich das Internationale Filmfestival von Gent nicht entgehen lassen, das jeden Herbst neue Filme präsentiert und die World Soundtrack Awards verleiht. Alle fünf Jahre verwandelt die botanische Ausstellung Floralia die Flanders Expo in ein temporäres Blumenwunderland, während das Festival von Flandern klassische und zeitgenössische Musik auf Plätze, in Kirchen und an ungewöhnliche Veranstaltungsorte bringt.
Doch es sind die Gentse Feesten, das zehntägige Festival jeden Juli, das die Stadt am meisten belebt. Die Veranstaltung, die 1969 ins Leben gerufen wurde, zieht heute weit über eine Million Besucher zu kostenlosen Konzerten, Straßenaufführungen und gemeinsamen Festen an. Obwohl sie während der Pandemiejahre 2020 und 2021 pausierte, freuten sich die Straßen Gents über ihre Rückkehr im Sommer 2022 und bekräftigten dieses kollektive Ritual aus Musik und Geselligkeit.
Keine Beschreibung Gents wäre vollständig ohne die Erwähnung seiner kulinarischen Traditionen. In den Konditoreien der ganzen Stadt findet man den Mastel, ein ringförmiges Brötchen, das jedes Jahr am 3. November, dem Festtag des Heiligen Hubertus, gesegnet wird. Konische Cuberdons – sogenannte „kleine Nasen“ – sind tiefviolett und mit Gelee gefüllt, während Babelutten einen knusprigen Buttertoffee-Biss bieten. Der Senf von Tierenteyn, würzig und grob, nimmt in der lokalen Rangliste eine Sonderstellung ein, nur die berühmten Pralinen der Stadt übertreffen ihn. Die lokalen Küchen schätzen auch deftigere Gerichte: Stoverij, ein mit Abteibier verfeinerter Rindfleischeintopf, und Waterzooi, einst ein Fischeintopf, heute häufiger mit Hühnchen zubereitet, beide traditionell mit knusprigen Pommes serviert.
Aus Umweltschutzgründen führte Gent einen wöchentlichen fleischfreien Donnerstag in öffentlichen Kantinen und Schulen ein. Vegetarische Optionen wurden gefördert und „Veggie-Straßenkarten“ herausgegeben, um den Gästen pflanzliche Gerichte zu empfehlen. Diese Geste spiegelt ein umfassenderes bürgerliches Ethos wider: die sorgfältige Bewahrung des kulturellen Erbes neben einer fortschrittlichen Sozial- und Umweltpolitik.
Grünflächen durchdringen das Stadtbild. Das Naturschutzgebiet Bourgoyen-Ossemeersen bietet Feuchtwanderwege und Vogelbeobachtungshütten, während Blaarmeersen Freizeitmöglichkeiten am Seeufer, Badestrände und Wassersportmöglichkeiten bietet. Kleinere Parks, oft um ehemalige religiöse Stätten herum, geben Beginenhöfen am Hang – wie dem mittelalterlichen Beginenhof St. Elisabeth – Raum zum Atmen.
Gents Wirtschaft ist nach wie vor in seinem Hafen verankert, dem drittgrößten Belgiens. Über den Gent-Terneuzen-Kanal erreichen Hochseeschiffe die Kais, wo Stahl, Autos und Papierprodukte geladen und gelöscht werden. Große Unternehmen – ArcelorMittal, Volvo und Honda – haben sich hier niedergelassen, ebenso wie Hightech-Cluster, die von den Ausgründungen der Universität gefördert werden: Biotech-Unternehmen wie Ablynx und CropDesign, Pharmaforschung von Bayer CropScience. Auch der Tourismus hat sich zu einem wichtigen Arbeitgeber entwickelt, getragen von der historischen Aura der Stadt und ihrem lebendigen Kulturkalender.
Die Verkehrsanbindung unterstreicht die zentrale Lage Gents. Zwei Autobahnen – die E40 (von Osten nach Brüssel, von Westen nach Brügge und Ostende) und die E17 (von Norden nach Antwerpen, von Süden nach Kortrijk und Lille) – begrenzen das Stadtgebiet. Innerhalb des Stadtgebiets leiten zwei Ringstraßen – die R4 und die R40 – den Durchgangsverkehr um das Stadtzentrum herum und verbinden die Vororte. Bahnreisende erreichen Gent-Sint-Pieters, einen Knotenpunkt mit Hochgeschwindigkeitszügen nach Brüssel, Antwerpen und Lille. Regionalbahnhöfe in Dampoort, Gentbrugge, Wondelgem und Drongen verbinden Gent mit den Städten Ostflanderns.
Das öffentliche Nahverkehrsnetz von De Lijn mit Straßenbahnen und Bussen wurde kürzlich erweitert. Seit Januar 2024 durchqueren vier Straßenbahnlinien die Stadt und verbinden die Flanders Expo, das Universitätsklinikum Gent, Vorortbahnhöfe und wichtige Plätze. Elf Buslinien ergänzen die Straßenbahnen und erreichen die Stadtteile im Norden, Osten und Süden. Regionale und internationale Busse fahren hauptsächlich von Dampoort ab und bedienen sowohl belgische Städte als auch europäische Hauptstädte. Flughafenverbindungen verkehren zwischen dem Bahnhof Sint-Pieters und den beiden Brüsseler Flughäfen.
Besonders bemerkenswert ist Gents Engagement für das Fahrrad. Über 400 Kilometer Radwege und ein bahnbrechendes „Fahrradboulevard“-Netz stellen Radfahrer an die Spitze der städtischen Hierarchie, Autos bleiben Gäste. An einem einzigen Wochenende im Jahr 2017 ordnete die Stadt den Verkehrsfluss in rund 80 Straßen neu und ersetzte über 2.000 Verkehrsschilder zugunsten von Fahrrädern. Dadurch verdoppelte sich die autofreie Zone. Am Bahnhof Gent-Sint-Pieters sind 17.000 Fahrradstellplätze geplant – ein Beleg für die Überzeugung der Stadt, dass nachhaltige Mobilität und urbanes Erbe vereinbar sind.
In all seinen Facetten – historisch und modern, architektonisch und sozial, kulturell und wirtschaftlich – verkörpert Gent eine Balance zwischen Bewahrung und Innovation. Hier lebt eine mittelalterliche Tuchstadt spürbar im 21. Jahrhundert. Ihre Steintürme spiegeln sich in Flüssen, die einst Getreide- und Stahlkähne trugen, und ihre Wissenschaft und Industrie eröffnen neue Forschungsfelder. Wer durch die autofreien Gassen spaziert, spürt die Last der Geschichte, ohne in ein Museum verbannt zu werden. Wer an seinen Festen teilnimmt, nimmt an einem lebendigen bürgerlichen Ritual teil. Gent bleibt in jeder Hinsicht eine Stadt der Erinnerung und der Erneuerung.
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