Frankreich ist bekannt für sein bedeutendes kulturelles Erbe, seine außergewöhnliche Küche und seine attraktiven Landschaften und ist damit das meistbesuchte Land der Welt. Von der Besichtigung alter…
Arles liegt am westlichen Rand der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur und ist eine der flächenmäßig größten Gemeinden Frankreichs. Mit einer Fläche von 758,93 Quadratkilometern – vergleichbar mit Singapur – beherbergt die Stadt nur etwas mehr als 50.000 Einwohner. Eingebettet an der Gabelung der Rhône, wo sich der Fluss teilt und in die weiten Feuchtgebiete der Camargue mündet, ist die Stadt seit zwei Jahrtausenden ein Treffpunkt von Kultur, Glauben und Kunst. Arles' bleibendes Erbe, von seinem Status als römische Hauptstadt in der Gallia Narbonensis bis zu seiner Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 1981, verdankt sich gleichermaßen seinen monumentalen Überresten wie den kreativen Seelen, die sich von seinen sonnengebleichten Fassaden und rosaroten Horizonten inspirieren ließen.
Ein Reisender, der sich Arles auf der Straße nähert, durchquert zunächst Felder entlang der Rhône. Das graue Wasserband spiegelt einen Himmel wider, der oft von Mistralwolken durchzogen ist. Der Mistralwind, heftig und plötzlich, fegt von den Alpen herab, kühlt die Luft selbst im Spätwinter und beschert der Landschaft jene klaren Tage, die Künstler so lieben. Im Sommer steigen die Temperaturen auf durchschnittlich 22 bis 24 °C, und das Licht durchtränkt den ockerfarbenen Stein der Fassaden und der alten Säulen gleichermaßen. Im Winter kann es trotz einer durchschnittlichen Monatstemperatur von 7 °C unter demselben unruhigen Wind abrupt zu Frost kommen. Die Niederschlagsmenge von ungefähr 636 mm pro Jahr fällt gleichmäßig zwischen September und Mai und verleiht den Brackwassersümpfen der Camargue ein gedämpftes Grün, wo Rosaflamingos den Himmel durchschneiden und Camargue-Pferde auf vor Jahrhunderten geformten Kanälen dahintrappen.
Die Spuren Roms sind allgegenwärtig. Das im ersten oder zweiten Jahrhundert v. Chr. erbaute Amphitheater erhebt sich noch heute über dem Place des Arènes. Jedes Jahr zu Ostern und an jedem ersten Septemberwochenende hallt das tiefe Donnern spanischer Stierkämpfe durch die römischen Mauern – Corridas, bei denen die Stiere nach einem morgendlichen Encierro durch gesperrte Straßen in der Arena ihr Ende finden –, während im Sommer in derselben Arena Courses Camarguaises stattfinden, bei denen geschickte Teilnehmer versuchen, den Stieren kunstvolle Quasten von den Hörnern zu reißen, ohne dabei Blut zu vergießen. Eine Standardkarte für das Amphitheater kostet 9 € (ermäßigt 7 €, frei für unter 18-Jährige), und doch verpasst man, wer auf den Preis achtet, das Erlebnis, bei dem sich menschliches Adrenalin und tierische Kraft unter denselben gewölbten Sitzreihen verflechten, die einst die Gladiatoren anfeuerten.
Ein kurzer Spaziergang führt zum Théâtre Antique, dessen Bühne von hohen Säulen aus dem späten 1. Jahrhundert v. Chr. eingerahmt wird. Es ist täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet und kostet 5 € Eintritt (frei am ersten Sonntag jedes Monats und für unter 18-Jährige). Der Eintrittspreis kann jedoch nicht die Stille erklären, die sich einstellt, wenn man auf seinen Steinbänken steht und sich den geisterhaften Chor der römischen Schauspieler vorstellt. In der Nähe enthüllen die Kryptoportiques – eine unterirdische Galerie, die einst das Forum Romanum stützte – ihre Hufeisensilhouette unter dem Hôtel de Ville. Diese gewölbten Korridore, die im selben Zwielicht der Republik erbaut und kaiserlich umgestaltet wurden, erfordern keine Eintrittskarte außer der Neugier, die einen in ihre kühle, erdige Stille hinabzieht.
Östlich liegen die Thermes de Constantin, die Überreste kaiserlicher Bäder, deren riesige Unterbauten einst Frigidarium und Caldarium beherbergten. Dahinter erhebt sich die Kirche Saint-Trophime. Die im 12. Jahrhundert geweihte Kirche ist ein Meisterwerk provenzalischer Romanik. Ihr Portal ist mit präzisen Flachreliefs geschmückt, die Apostel und das Jüngste Gericht in einem so scharfen Relief darstellen, dass jede Gewandfalte beweglich wirkt. Der angrenzende Kreuzgang, für den zusätzliche 5,50 € längeres Betrachten ermöglichen, bietet einen ruhigen Innenhof, in dem Säulen mit unterschiedlichen Kapitellen eine rhythmische Kolonnade bilden und jeweils ein anderes Bestiarium oder eine andere biblische Szene in den Kalkstein meißeln.
Arles‘ Verbindung zum Glauben reichte schon vor dem mittelalterlichen Kloster zurück. In der Spätantike war die Stadt Sitz der Erzdiözese von Caesarius und Hilarius von Arles, deren Predigten bis in die frühe Christenheit nachhallten. Ihr Erbe ist in dem Gefühl heiligen Bodens spürbar, das zwischen zerfallenden Mosaiken und verfallenen Kapitellen spürbar ist.
Doch Arles ist weder Mausoleum noch Museum. 1888 kam Vincent van Gogh an, angezogen vom schimmernden Licht und dem provinziellen Flair. In vierzehn turbulenten Monaten schuf er über dreihundert Leinwände und Zeichnungen – leuchtende Sonnenblumen in gelbem Impasto, das Triptychon der Pont de Langlois, skizziert in kobaltblauem Diaphan, als sich die Zugbrücke hob, die von Pappeln beschatteten Alyscamps entlang einer frühchristlichen Nekropole, wo er die knorrigen Stämme und das Herbstlaub mit eiligen Strichen darstellte. Van Gogh wohnte im Innenhof eines umgebauten Krankenhauses, der heute als Espace Van Gogh dient – der Eintritt ist frei – und Besucher spüren noch immer das Zittern seines Pinsels in diesen stillen Bögen.
Die künstlerische Tradition der Stadt reicht über Van Gogh hinaus. Picasso, Gauguin und der in Arles geborene Maler Jacques Réattu fanden hier leinwandwürdige Bilder. Réattus eigenes Museum – untergebracht in seinem Familienhaus aus dem 17. Jahrhundert in der Rue du Grand Prieuré 10 – beherbergt Gemälde und Skizzenbücher sowie ein einzelnes Picasso-Werk, das seine vielseitige Sammlung ergänzt. Geöffnet von Dienstag bis Sonntag, mit saisonalen Änderungen: 10:00 bis 17:00 Uhr von November bis Februar und bis 18:00 Uhr von März bis Oktober. Der Eintritt beträgt 8 € (ermäßigt 5 €), ein bescheidener Betrag angesichts der Belastung durch Pinsel und Farbe.
Eine größere Auswahl an Antiquitäten findet sich im Antiquitätenmuseum Musée de l'Arles et de la Provence auf der Presqu'île-du-Cirque-Romain, wo gallo-römische Statuen, Grabstelen und Mosaikböden in stillen Fragmenten vom Wohlstand der Provinz erzählen. Telefonische Anfragen unter +33 4 13 31 51 03 gehen einem Besuch der wenigen Überreste des römischen Zirkus an der Nordostseite des Museums voraus. In der Nähe befindet sich das Museon Arlaten – eine eindrucksvolle ethnografische Sammlung des provenzalischen Lebens in einer eleganten Jesuitenkapelle –, das unter gewölbten Decken Volkstrachten, Werkzeuge und mündliche Überlieferungen präsentiert. Die Türen sind dienstags bis sonntags von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet; der volle Eintritt beträgt 8 €, ermäßigt 5 €.
Seit 1970 verwandeln die Rencontres d'Arles die Stadt jeden Sommer in einen Schmelztiegel der zeitgenössischen Fotografie. Sie ziehen Dutzende Veranstaltungsorte an – darunter die französische Nationalschule für Fotografie – und präsentieren aufstrebenden Künstlern neben Meistern dieses Mediums. Auch das Verlagswesen der Stadt schlägt hier in Form von Actes Sud, dessen Verlag Autoren von Paul Auster bis Jean-Claude Izzo Lesern auf der ganzen Welt bekannt gemacht hat. In den letzten Jahren haben die LUMA Foundation und die Fondation Vincent van Gogh Arles ihre städtischen Kräfte mit den Stiftungen Manuel Rivera-Ortiz und Lee Ufan gebündelt, um inmitten ehemaliger Industriegebäude Kunstateliers und Ausstellungsräume einzurichten und so eine Flut von Galerien auszulösen, die heute die engen Gassen und sonnendurchfluteten Plätze säumen.
Arles' Bedeutung für die Kultur fand internationalen Ausdruck, als Marseille-Provence 2013 Kulturhauptstadt Europas wurde. Zur Eröffnung inszenierte die Groupe F ein Feuerwerk am Rhône-Ufer – Brücken in Feuer und Lichtreflexen – und läutete damit die Eröffnung eines neuen Flügels des Musée Départemental Arles Antique ein. Der Anbau, der an den halbkreisförmigen Ufern des römischen Zirkus entstand, schuf einen Dialog zwischen minimalistischer Moderne und imperialen Relikten und verankerte Arles als Ort und Gegenstand kultureller Neuerfindung.
Jenseits der Stadtgrenzen liegen Ziele, die selbst die gemütlichste Radtour lohnen. Im Nordosten steht die 948 gegründete Abtei Montmajour als ruinöses Denkmal benediktinischer Größe. Für 6 € kann man gewölbte Kammern, Kapellen und mit Flechten bedeckte Glockentürme erkunden. Etwas weiter erstreckt sich die Windmühlenlandschaft von Fontvieille, die von Daudet verewigt und in vier erhaltenen Moulins verkörpert wurde. Bei zwei davon kostet der Eintritt in ihr Fachwerkinneres 2 €. Im Süden entfaltet sich die Camargue mit Salzpfannen und schilfgesäumten Kanälen. Hundert Vogelarten huschen zwischen Camargue-Stieren und weißen Hengsten umher, während Salzkörner zu rosafarbenen, ätzenden Graten kristallisieren. Und im Südosten bedeckt das Naturschutzgebiet Réserve Naturelle des Marais du Vigueirat über zwölfhundert Hektar Sumpfland, in dem mehr als zweitausend Arten von Flora und Fauna unter Provinzschutz gedeihen.
Auch Fragmente moderner Erzählkunst haben hier ihre Spuren hinterlassen. Szenen aus Ronins nächtlichen Verfolgungsjagden schlängelten sich durch enge Gassen; die nachdenkliche Einsamkeit von „Am Tor der Ewigkeit“ spiegelte Van Goghs eigene Qualen in den Räumen wider, in denen er einst malte; und die Slapstick-Energie von „Taxi 3“ fegte durch die verwinkelten Gassen von Arles. Doch filmische Evokationen bleiben dem Ort selbst untergeordnet: ein lebendiges Palimpsest aus Eroberung und Kultivierung, Glaube und Inbrunst, deren Pigmente nur durch den unendlichen Lauf der Zeit getrübt werden.
Wer Arles heute betritt, wandelt zwischen den Epochen. Das Kombiticket – gültig für einen Monat und für 15 Euro – gewährt Zugang zum Amphitheater, dem antiken Theater, den Kryptoportiken, dem Kreuzgang Saint-Trophime und dem Réattu-Museum; für 19 Euro verlängert sich der Eintritt zu allen Stätten und Museen um ein halbes Jahr. Wie in jedem Element des Mosaiks von Arles verflechten sich hier das Greifbare und das Ungreifbare: Römische Steine tragen die Schritte von Stierkämpfern, Mönche im Kloster proben im kühlen Schatten alte Gesänge, und dasselbe Licht, das Van Gogh faszinierte, taucht Horizont und Ruinen in Ocker und Gold.
Arles verspricht weder Spektakel wie größere Metropolen, noch lockt es den Reisenden mit erzwungenem Festgelage. Stattdessen bietet es das langsame Eintauchen in die Erinnerung an den Ort, die stille Ansammlung von Details – das Kratzen einer Steinsäule unter Palmen, den salzigen Geruch im Wind, die Art und Weise, wie die späte Nachmittagssonne Kolonnaden in Filigran verwandelt. In diesen Zwischenräumen von Geschichte und Geografie findet der Besucher eine Stadt, die sich einer oberflächlichen Zusammenfassung widersetzt, sich stattdessen mit der subtilen Beharrlichkeit eines eingeschriebenen Fragments entfaltet und auf die Betrachtung wartet, die sie so sehr verdient.
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