Varosha – vom beliebten und modernen Touristen-Hotspot zur Geisterstadt

Varosha – vom beliebten und modernen Touristen-Hotspot zur „Geisterstadt“

Varosha war einst ein glamouröser Mittelmeer-Resort, der von Stars wie Elizabeth Taylor und Brigitte Bardot besucht wurde. Heute ist es eine Geisterstadt. Seit der türkischen Invasion von 1974 verlassen, ist dieser einst blühende Ort von überwuchernder Vegetation, verfallenden Hotels und leeren Straßen bedeckt. Die unberührten Strände und das glitzernde, saubere Meer rufen trotz ihrer schrecklichen Stille und bergen die Erinnerungen an eine lebendige Vergangenheit und die Hoffnung auf eine wiederaufgebaute Zukunft.

Varosha, das geschichtsträchtige Strandviertel von Famagusta an der Ostküste Zyperns, liegt heute in unheimlicher Stille. Einst ein glamouröser, moderner Ferienort mit Hotelhochhäusern und geschäftigen Cafés, ist hier seit 1974 die Zeit stehen geblieben. Heute sind seine verfallende Skyline und der leere Sandstrand nur noch einer Handvoll Besucher und Soldaten zugänglich – ein eindrucksvolles Denkmal der Teilung der Insel. Ehemalige Bewohner beschreiben Varosha als einen Ort, „als würde man Tür an Tür mit Geistern leben“, eine surreale Ruine, überwuchert von der Natur und doch heimgesucht von Erinnerungen. Dieser Artikel zeichnet Varoshas dramatische Entwicklung nach: seine Blütezeit Mitte des 20. Jahrhunderts, seine plötzliche Aufgabe im Chaos von 1974, Jahrzehnte als abgesperrtes Militärgebiet und die umstrittene teilweise Wiedereröffnung der letzten Jahre. Wir erkunden das architektonische Erbe und die Artenvielfalt der verlassenen Stadt, ihre symbolische Bedeutung im zypriotischen Friedensprozess sowie die Hoffnungen und Konflikte, die durch die Pläne zu ihrer Wiederbelebung ausgelöst wurden.

Eine mediterrane Riviera (1960–1974)

In den 1960er Jahren entwickelte sich Varosha zu einem Leuchtturm des modernen Tourismus. Entlang der fünf Kilometer langen Mittelmeerküste bauten Planer und Unternehmer glänzende Hotels und Apartmentblöcke in einem eleganten, internationalen Stil – eine Vision, die sich in der Architektur der Boom-Ära der Region widerspiegelte. Anfang der 1970er Jahre galt Varosha als „Kronjuwel der zypriotischen Tourismusbranche“ mit über 10.000 Hotelbetten in Hochhaus-Resorts, die an Spaniens Costa Brava erinnerten. Seine palmengesäumten Strände und das warme Klima machten die Stadt zu einem Magneten für europäische Urlauber und Prominente. Stars wie Elizabeth Taylor, Richard Burton und Brigitte Bardot machten dort Urlaub, und das Argo Hotel an der JFK Avenue galt als Elizabeth Taylors Lieblingshotel. Ein Einheimischer witzelte, Varosha sei die „französische Riviera Zyperns“, eine elegante Urlaubshauptstadt, von der Besucher sagen, sie sei „das Zentrum der Kunst und der intellektuellen Aktivität“.

Bis 1973 war Famagusta, dessen Vorort Varosha war, die führende Touristenstadt der Insel. Seine Skyline mit ihren modernistischen Türmen – ein krasser Kontrast zur nahegelegenen mittelalterlichen Stadtmauer – ließ sogar Vergleiche mit Las Vegas zu. Wie ein Experte bemerkte, hatte sich Varosha Spitznamen wie „Riviera“ oder sogar „Las Vegas des östlichen Mittelmeers“ verdient, wo einst die europäische Elite ihre Ferien verbrachte. In Varoshas Cafés und Geschäften vermischte sich das geschäftige Treiben des internationalen Tourismus mit der lokalen zypriotischen Kultur. Vor den Hotels verkauften Händler Souvenirs, und Palmen wiegten sich entlang der Promenaden. Die Architektur des Resorts vereinte mediterrane Motive mit modernem Flair: breite Promenaden, Balkone und Gärten mit Meerblick – ein Spiegelbild eines globalisierten Zyperns, das sein Image als Luxusreiseziel pflegen wollte.

Wichtige Fakten (Varosha, vor 1974): Einwohnerzahl ca. 39.000 (hauptsächlich griechische Zyprioten); Fläche 6 km²; kosmopolitische Tourismusinfrastruktur. Einer Zählung zufolge beherbergte allein Varosha Zehntausende Besucher gleichzeitig. Seine geordneten Wohnblöcke und Hotels („Rixos Lighthouse“, „Palm Beach Hotel“ usw.) waren der Inbegriff des Urlaubsdesigns der Mitte des Jahrhunderts mit Flachdächern, Swimmingpools und Glasfassaden zum Meer hin.

Zeitleiste der wichtigsten Ereignisse:

JahrEreignis
1960Gründung der Republik Zypern; Gebiet Famagusta (einschließlich Varosha) unter zypriotischer Herrschaft.
1960er–1970er JahreVarosha entwickelte sich zu einem modernen Strandresort; es wurden Hotelhochhäuser gebaut; der Tourismus boomte.
15. Juli 1974Griechisch-nationalistische Putschisten in Nikosia zielen auf eine Vereinigung mit Griechenland ab.
20. August 1974Die Türkei marschiert in Zypern ein; Varosha wird von türkischen Streitkräften eingenommen. 17.000 Einwohner fliehen.
August 1974–2020Varosha vom türkischen Militär abgesperrt; Zutritt verboten; Gebiet bleibt abgeriegelt.
1984Die Resolution 550 des UN-Sicherheitsrates verurteilt jegliche Besiedlung durch Nicht-Einwohner und fordert die UN-Kontrolle von Varosha.
1992Die Resolution 789 des UN-Sicherheitsrates weitet die Kontrolle der UN-Friedenstruppen auf Varosha aus.
2004Der Annan-Plan der UNO zur Wiedervereinigung sieht die Rückgabe Varoshas an die griechischen Zyprioten vor; der Plan wurde von den griechischen Zyprioten abgelehnt.
7. August 2017Nordzypern öffnet einen kleinen eingezäunten Strand bei Varosha nur für Türken und türkische Zyprioten.
8. Oktober 2020Der türkisch-zypriotische Staatschef kündigt die Eröffnung der Strandpromenade von Varosha an (Besuch von Erdogan).
20. Juli 2021TRNZ-Führer Ersin Tatar und der türkische Präsident Erdogan kündigen „2. Phase“ an: 3,5 % von Varosha (inkl. Promenade) für zivile Nutzung.
Juli 2021Der UN-Sicherheitsrat fordert eine sofortige Rücknahme der Varosha-Öffnung.
2022–2024Die teilweise Wiedereröffnung (Touristenbesuche) wird fortgesetzt; internationale Gremien (EU, UN, Europarat) verurteilen die Maßnahmen.

Der Putsch, die Invasion und die Aufgabe von Varosha

Das friedliche Leben in Varosha fand im heißen Sommer 1974 ein abruptes Ende. Anfang Juli stürzte ein von der herrschenden Junta Griechenlands unterstützter Staatsstreich in Nikosia Präsident Makarios und strebte einen Anschluss Zyperns an Griechenland an. Die Türkei – eine der Garantiemächte Zyperns – reagierte am 20. Juli 1974 mit der Entsendung ihrer Armee auf die Insel. In den folgenden Tagen wurde Famagusta von heftigen Kämpfen erfasst. Mitte August rückten türkische Streitkräfte auf die Stadt vor und nahmen Varosha ein. Die griechisch-zypriotischen Einwohner Varoshas flohen in Panik. Schätzungen zufolge evakuierten etwa 17.000 griechische Zyprioten – fast die gesamte Bevölkerung des Vororts – Varosha vor dem türkischen Vormarsch Ende August 1974. Frauen, Kinder und Alte bestiegen unter Artilleriefeuer Busse in Richtung Süden; sie ließen buchstäblich über Nacht Häuser, Autos und Geschäfte zurück.

Es wurde berichtet, dass die Bewohner ihre Häuser verriegelten und flohen; manche ließen sogar ihre Autoschlüssel im Zündschloss stecken. Die britischen Stützpunkte im nahegelegenen Dhekelia boten vielen Flüchtlingen aus Varosha Zuflucht; tatsächlich strömten die Flüchtlinge in die in der britischen Zone errichteten Lager. Innerhalb weniger Stunden waren Varoshas Straßen menschenleer. Am 14. August 1974 befahlen türkische Kommandeure, Varosha abzuriegeln. Stacheldrahtzäune und Kontrollpunkte wurden um das gesamte Viertel errichtet und jeglicher Zutritt wurde verboten. Die ikonischen modernen Hotels und Wohnblocks, einst von Familien und Touristen bewohnt, standen plötzlich leer. Mit den Worten eines Beobachters verwandelte sich Varosha über Nacht von einem florierenden Ferienort in eine „Geisterstadt“ – „eine unheimliche Ansammlung verlassener Hotel- und Wohnhochhäuser in einem Militärgebiet, das niemand betreten durfte“.

Der Schritt des türkischen Militärs legte Varosha praktisch als Festung lahm. Zusammen mit der neuen türkisch-zypriotischen Verwaltung Famagustas übernahm Ankara die Kontrolle über Varosha und bewachte es militärisch. Es folgte eine De-facto-Teilung Zyperns: Türkische Streitkräfte besetzten schließlich rund 37 Prozent der Insel und gründeten 1983 die nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern (TRNZ). Im Gegensatz dazu behielten die griechischen Zyprioten etwa 43 Prozent im Süden. Varosha lag eindeutig auf der türkischen Seite der Grenze, unmittelbar nördlich der Pufferzone der Vereinten Nationen, die durch Famagusta verläuft. Jeder ehemalige Zypriot, der aus dem griechisch-zypriotischen Süden nach Varosha kam, riskierte nun Verhaftung.

International wurden Invasion und Teilung umgehend verurteilt. Der UN-Sicherheitsrat rief zu einem Waffenstillstand auf (Resolutionen 353 und 354) und verurteilte die Teilung später als inakzeptabel. Die Türkei berief sich auf ihre Rechte aus dem Garantievertrag von 1960, doch viele Länder betrachteten die Invasion als unverhältnismäßig. Dennoch hielt Ende 1974 ein Waffenstillstand, sodass Varosha und der gesamte Osten der Insel unter türkischer Kontrolle blieben. In den darauffolgenden Jahrzehnten blieb Varosha ein abgeriegeltes Militärgebiet. Zivilisten – weder griechischen Zyprioten noch sonst jemandem – wurde der Zutritt gestattet. Türkisch-zypriotischen Quellen zufolge durften nur türkische Soldaten und später einige UN-Beamte Varosha betreten. „Ein Autohaus, das noch immer mit Autos aus dem Jahr 1974 bestückt war“ und Schaufensterpuppen in Hotelfenstern wurden zu stummen Zeugnissen der überstürzten Aufgabe.

Varosha – Eingefroren in der Zeit: „Eine Geisterstadt“

Im darauffolgenden halben Jahrhundert verfiel Varosha in unheimlicher Stille. Dächer stürzten ein, Mauern zerfielen, und Pflanzen eroberten die Straßen zurück. Innerhalb der eingezäunten Enklave hatte die Natur freien Lauf. Sanddünen trieben in einst ordentliche Innenhöfe, und dichter Feigenkaktus und anderes Buschwerk spross inmitten der Ruinen. Unechte Karettschildkröten, die bis dahin an Varoshas ruhigen Stränden genistet hatten, kehrten ungehindert von Menschen zurück – ein erstaunlicher Anblick im Mittelmeer. Ein zurückkehrender Zypriot sagte: „Feigenkaktusbüsche haben die gesamten sechs Quadratkilometer überwuchert. Es gibt Bäume, die mitten in Wohnzimmer gewachsen sind. Es ist eine Geisterstadt.“

Verlassene Eleganz: Hoch aufragende Hotels und Wohnblöcke – einst Symbole modernen Luxus – stehen in Varosha leer. Ihre skelettartigen Formen mit zerbrochenen Fenstern und verrosteten Balkonen ragen still über die verlassenen Straßen. Christos, ein griechischer Zypriot, der 1974 floh, beschrieb seine Rückkehr in die Nähe der Zäune Jahre später: „Man sieht, wie die Natur die Oberhand gewinnt. Feigenkaktusbüsche … Bäume, die mitten in die Wohnzimmer gewachsen sind. Es ist eine Geisterstadt.“ Sogar der Strand – kilometerlanger goldener Sand – war von wilder Vegetation und nistenden Schildkröten überwuchert. 2014 berichtete ein BBC-Bericht, dass „seltene Meeresschildkröten“ an Varoshas leerer Strandpromenade nisteten – ein anschauliches Beispiel für die ungeplante Artenvielfalt, die in der Verlassenheit gedieh.

Für die eingezäunten Bewohner Zyperns wurde Varosha zu einem starken Symbol. Die grauen Türme und sandigen Straßen waren sichtbare Erinnerungen an Krieg und Verlust. Ehemalige Bewohner sprechen oft von einem „lebendigen Albtraum“: Eine Zypriotin erzählte, sie sei zurückgekehrt, um ihr Elternhaus hinter einem Stacheldrahtzaun zu sehen, und habe dort „so etwas wie einen postapokalyptischen Albtraum“ vorgefunden. Ein Einheimischer erinnert sich an den Schock, als er noch Schaufensterpuppen in Schaufenstern und Autos aus dem Jahr 1974 auf Parkplätzen verrosten sah – Überbleibsel einer jäh erstarrten Welt. Viele beschrieben Varosha als Ort einer „romantisierten Vorstellung“ des vergangenen goldenen Zeitalters der Insel.

Inmitten dieses Verfalls haben Teile Varoshas den „Dark Tourism“ angezogen. Neugierige riskierten gelegentlich, sich in die Zone zu schleichen, um Fotos von den Ruinen zu schießen. Das türkische Militär reagierte mit der Drohung, jeden Eindringling zu erschießen. Schilder an den Absperrungen warnten sogar vor „Fotografieren verboten“, und die UN-Friedenstruppen, die die Pufferzone patrouillierten, untersagten strikt jegliches Überqueren. Außenstehenden wurde Varosha oft als malerischer Großstadtdschungel dargestellt: Ein Reiseschriftsteller beschrieb abblätternde Farbe, wilde Sträucher in Blumenkästen und sogar kleine Grasbüschel, die aus zurückgelassenen, weichen Hotelteppichen sprossen.

Symbolik und RechtsstatusDie Vereinten Nationen haben die türkische Souveränität über Varosha nie anerkannt. Im Mai 1984 erklärte die UNSC-Resolution 550 jeden Besiedlungsversuch Varoshas durch „andere Personen als seine Einwohner“ für unzulässig und forderte die Unterstellung des Gebiets unter UN-Verwaltung. 1992 bekräftigte Resolution 789 dies und weitete die Aufsicht der UN-Friedenstruppen auf Varosha aus. In den 1990er und 2000er Jahren behandelte jeder größere Zypern-Friedensvorschlag – einschließlich des UN-geförderten Annan-Plans von 2004 – Varosha als Eigentum der ursprünglichen griechisch-zypriotischen Bewohner. Der Annan-Plan hätte Varosha (zunächst etwa 20 %) im Rahmen einer neuen Föderation an diese Eigentümer zurückgegeben. (Die griechischen Zyprioten lehnten diesen Plan ab, der letztlich drei Viertel von Varosha zurückgegeben hätte.) In internationalen Rechtsfällen wie Loizidou gegen die Türkei und Lordos gegen die Türkei wurden die Eigentumsrechte der vertriebenen Varosha-Besitzer anerkannt und Entschädigungen für ihre Verluste angeordnet. Somit bleibt Varosha rechtlich verlorenes Eigentum seiner griechisch-zypriotischen Bewohner, geopolitisch blieb es jedoch unter türkischer und UN-Militärkontrolle.

Varosha in der internationalen Diplomatie

Der Status Varoshas stand jahrzehntelang im Mittelpunkt der Verhandlungen zur Lösung des Zypernkonflikts. Auf jedem wichtigen Gipfeltreffen und in jeder wichtigen Erklärung wurde er erwähnt. Die griechischen Zyprioten forderten stets die Rückgabe Varoshas als Voraussetzung für eine Einigung und betrachteten die Rückgabe als Symbol für Gerechtigkeit und Versöhnung. Die türkischen Zyprioten und die Türkei hingegen bestanden darauf, die Gespräche zunächst auf einer neuen Grundlage wiederaufzunehmen. Die Teilung Zyperns verhärtete sich zu einem unsicheren Status quo: Der Norden (einschließlich Varoshas) wurde als TRNZ regiert, der Süden als Republik Zypern (seit 2004 EU-Mitglied).

Die UN hielten die „Varosha-Akte“ offen: Die im Grenzdorf Paralimni stationierte UN-Friedenstruppe (UNFICYP) moderierte häufig Gespräche über Vertrauensbildung und schlug gelegentlich einen eingeschränkten Zugang für die ursprünglichen Eigentümer vor. 2017 wurde beispielsweise bei UN-Gesprächen eine vorübergehende gemeinsame griechisch-türkische Verwaltung von Varosha erwogen. Ohne eine umfassende Einigung scheiterten solche Ideen jedoch. Parallel dazu bekräftigte der UN-Sicherheitsrat mehrfach, dass keine einseitigen Maßnahmen in Varosha zulässig seien. Insbesondere bekräftigte eine Erklärung des Präsidenten des UN-Sicherheitsrats vom Oktober 2020 „den Status von Varosha, wie er in den Resolutionen 550 und 789 festgelegt ist“ und „bekräftigte, dass in Bezug auf Varosha keine Maßnahmen ergriffen werden sollten, die nicht im Einklang mit diesen Resolutionen stehen“. Mit anderen Worten: Die offizielle Linie der UN lautete, dass Varosha nur an seine rechtmäßigen Eigentümer und unter UN-Schirmherrschaft zurückgegeben werden kann, nicht durch externe Bevölkerung oder Entwicklung.

Die Unfähigkeit, den Konflikt um Varosha zu lösen, blockiert die Friedensbemühungen. Wie ein Bericht des Europarats aus dem Jahr 2024 feststellte, ist Varosha „eine der schockierendsten Spuren der türkischen Militärintervention im Norden Zyperns im Jahr 1974“, und sein Schicksal bleibt mit einer endgültigen Lösung verknüpft. Resolutionsentwürfe in internationalen Gremien forderten wiederholt seine Rückgabe. So drängte beispielsweise die Parlamentarische Versammlung des Europarats darauf, Varosha „gemäß den Resolutionen 550 und 789 des UN-Sicherheitsrats an seine rechtmäßigen Bewohner zurückzugeben und es unter UN-Kontrolle zu stellen“. So wurde Varosha zu einem starken Symbol in der Diplomatie des „eingefrorenen Konflikts“: Für griechische Zyprioten verkörpert es Gerechtigkeit für die Opfer der Invasion; für türkische Zyprioten ist es ein Verhandlungsobjekt; und für viele ausländische Diplomaten ist es ein Lackmustest dafür, ob die Türkei das Völkerrecht respektieren wird.

Die „Eröffnung“ von Varosha und globale Reaktionen (2020–heute)

Trotz jahrzehntelanger Abriegelung verkündeten die türkischen und türkisch-zypriotischen Behörden Ende 2020 den Beginn einer schrittweisen Wiedereröffnung Varoshas – ein Schritt, der den Status quo auf den Kopf stellte und einen internationalen Aufschrei auslöste. Am 6. Oktober 2020 erklärten der türkische Präsident Erdoğan und der türkisch-zypriotische Führer Ersin Tatar gemeinsam, dass die abgesperrte Küste Varoshas für Zivilisten geöffnet werde. Innerhalb weniger Tage wurden gesperrte Abschnitte der Strandpromenade für türkische Zyprioten (und Touristen mit Reisepass) freigegeben. Obwohl zunächst nur ein kleiner Teil Varoshas betroffen war (etwa 300 Meter Uferlinie und mehrere Häuserblocks), war es das erste Mal seit 46 Jahren, dass ein Teil der Sperrzone zivilen Besuchern zugänglich war.

Türkisch-zypriotische Beamte stellten dies als Wiederherstellung der Bürgerrechte dar. Ersin Tatar sprach von der Wiedereröffnung Varoshas als Teil des Wiederaufbaus „unserer Hauptstadt“ und versprach eine „zivile Verwaltung“, die sie leiten sollte. Erdoğan begrüßte den Schritt in vollmundigen Worten: „In Maras wird eine neue Ära beginnen, die allen zugutekommen wird“, sagte er bei einer Zeremonie im Jahr 2020. (Maras ist der türkische Name für Varosha.) Erdoğan beharrte darauf, das jahrzehntelange Embargo gegen Varosha sei gescheitert, und meinte, die griechischen Zyprioten hätten kein Recht, sich auf dem Land der türkischen Zyprioten niederzulassen. Ende 2020 verurteilte das türkische Außenministerium die Positionen der UN zu Varosha als „unbegründet“ und beharrte darauf, dass Varosha seit 1974 türkisches Territorium sei.

Dieser Schritt versetzte die griechisch-zypriotische Regierung und ihre Verbündeten rasch in Rage. Zyperns Präsident Nicos Anastasiades warf der Türkei einen „klaren Verstoß“ gegen UN-Resolutionen und illegale Enteignungen vor. Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis warnte vor möglichen EU-Sanktionen, falls die Türkei nicht zurückrudere. Im Oktober 2020 appellierte Zyperns Außenminister an den UN-Sicherheitsrat, der eine Pressemitteilung herausgab, in der er die Entscheidung verurteilte und ihre Rücknahme forderte. Der UNSC erinnerte alle Parteien daran, dass „in Bezug auf Varosha keine Maßnahmen“ außerhalb des vereinbarten UN-Rahmens ergriffen werden sollten. Die EU bezeichnete die Wiedereröffnung ausdrücklich als „einseitig“ und „unzulässig“. Sowohl der Präsident des Europäischen Rates, Charles Michel, als auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell warnten die Türkei, sie riskiere, gegen ihre Verpflichtungen in Bezug auf Zypern zu verstoßen. Auch US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete die Wiedereröffnung als „inakzeptabel“ und drängte auf eine Rücknahme.

Am 20. Juli 2021 – dem 47. Jahrestag der Invasion – kündigte die Türkische Republik Nordzypern eine weitere „zweite Phase“ der Öffnung an. Die türkischen Zyprioten sagten, 3,5 % der Fläche von Varosha (rund 136 Hektar) würden jenseits der bereits geöffneten Promenade von militärischer in zivile Kontrolle überführt. Präsident Erdoğan, der den Norden besuchte, wiederholte seinen trotzigen Ton: Varosha sei nun „TRNZ-Territorium“, und er feierte den Bruch dessen, was er das „Versagen“ der UN in Bezug auf Zypern nannte. Er wiederholte, dass Varoshas Wiedereröffnung Wohlstand „zum Wohle aller“ auf der Insel schaffen würde. Premierminister Tatar sagte, eine Investition von 10 Milliarden Euro sei nötig, um Varosha wiederzubeleben, und die Streitkräfte der TRNZ begannen mit der Ausarbeitung von Zonen- und Entwicklungsplänen.

Die teilweise Wiedereröffnung von Varosha im Jahr 2020 ermöglichte einigen türkischen Zyprioten und Touristen den Zugang zu den verlassenen Stränden. Oben spazieren Besucher entlang des abgesperrten Strandes von Varosha, eingerahmt von einer Hotelruine. Dies war das erste Mal seit Jahrzehnten, dass Zivilisten die Küste von Varosha legal betreten konnten. Obwohl das Gebiet geöffnet ist, herrscht weiterhin strenge Kontrolle: Nur Personen mit türkischen oder TRNZ-Pässen durften die Kontrollpunkte passieren, und die TRNZ-Gemeinde vermietete Sonnenschirme und Liegen an türkische Zyprioten.

Griechenland, Zypern und ein Großteil der internationalen Gemeinschaft reagierten verärgert. Der UN-Sicherheitsrat forderte in einer einstimmigen Erklärung vom Juli 2021 die sofortige Rücknahme aller seit Oktober 2020 unternommenen Schritte und warnte, einseitige Maßnahmen in Bezug auf Varosha würden die Aussichten auf eine umfassende Lösung untergraben. Das Europäische Parlament forderte Ende 2020 sogar Sanktionen gegen die Türkei, sollte die Öffnung tatsächlich stattfinden. In Washington schlossen sich die USA dem Chor an: Ein Sprecher des Außenministeriums bezeichnete jeden Versuch von außen, Varosha zu besiedeln, als „im Widerspruch zu UN-Resolutionen“ und inakzeptabel.

Die Türkei und Nordzypern wiesen diese Kritik schlicht zurück. Ankaras Regierung und ihre Medien stellten die Stellungnahmen der UN und der EU als voreingenommen dar. Sprecher des türkischen Außenministeriums wiesen darauf hin, dass die Türkei die Republik Zypern nie als alleinige Regierung anerkannt habe, und erinnerten Kritiker daran, dass Zyperns Präsident während der Friedensverhandlungen stillschweigend ein Zwei-Zonen-System akzeptiert habe. Die Führung der TRNZ verurteilte die europäischen Forderungen als „von griechischen Zyprioten diktiert“ und bestand darauf, dass über Varoshas Schicksal von beiden Gemeinschaften entschieden werden müsse. In einer Geste des Trotzes entzog die TRNZ, noch vor der Öffnung neuer Gebiete im Jahr 2021, 14 Beamten (darunter Tataren), die als für die Eigentumsrechte der griechisch-zypriotischen Bevölkerung verantwortlich gelten, die zypriotischen Pässe. Grundlage dafür war ein Gesetz, das sie als „Staatsfeinde“ brandmarkt.

Reaktionen der Welt

Der Varosha-Konflikt zog rasch externe Mächte in den Fokus. Die Vereinigten Staaten, die Europäische Union, Großbritannien und die Vereinten Nationen veröffentlichten Erklärungen, in denen sie zur Zurückhaltung aufriefen. Unter den UN-Akteuren drängte Generalsekretär António Guterres weiterhin auf neue Gespräche und bekräftigte, dass Varosha unter der Schirmherrschaft der UN an seine rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden sollte. Die beispiellos kritische Erklärung des Sicherheitsrats vom 23. Juli 2021 wurde sogar von Pakistan, dem traditionellen Verbündeten der Türkei, unterstützt; nur die USA enthielten sich, anstatt die Aussage zu blockieren. In Brüssel „begrüßten“ die EU-Staats- und Regierungschefs auf aufeinanderfolgenden Gipfeln die Forderungen Zyperns und Griechenlands nach Sanktionen, schreckten jedoch vor neuen Maßnahmen zurück. Dennoch warnte der EU-Außenbeauftragte Borrell, dass die Türkei, sollte sie weitermachen, mit politischen Konsequenzen rechnen müsse. Sogar das Europäische Parlament – ​​normalerweise ein Forum symbolischer Resolutionen – verabschiedete Ende 2020 einen starken, nicht bindenden Antrag, der die Türkei verurteilte und finanzielle Strafen forderte.

Es gab nicht nur Verurteilung. Einige kleinere Stimmen riefen zur Ruhe auf. Eine Handvoll linker Aktivisten und NGOs argumentierten, die Schließung von Varosha verhindere tatsächlich eine echte Versöhnung. Türkisch-zypriotische Bürgergruppen (die oft ihrer eigenen Führung kritisch gegenüberstehen) wiesen darauf hin, die Öffnung eines Strandabschnitts sei nur ein minimaler vertrauensbildender Schritt, da sie nicht mehr bewirke als das, was die TRNZ bereits Jahre zuvor einseitig versprochen hatte. Tatsächlich gab es sogar in Nordzypern Widerstand. Nach der Strandöffnung im Jahr 2017 riefen zivilgesellschaftliche Organisationen in Nikosia und Famagusta einen Boykott von Varosha aus. Sie nannten die anhaltende Besetzung „eine Schande für die Menschheit“ und verglichen den geschlossenen Strand mit den „Stränden nur für Weiße“ im Apartheid-Staat Südafrika. Einige türkische Zyprioten befürchteten, ihre Führung würde Varosha als populistisches Manöver im Vorfeld der Wahlen missbrauchen.

Auch Oppositionspolitiker in Ankara und die türkisch-zypriotische Gemeinschaft schlugen Alarm. Der ehemalige Präsident der Türkischen Republik Nordzypern, Mustafa Akinci (selbst Mitunterzeichner des Annan-Plans von 2004), kritisierte jede einseitige Wiedereröffnung und warnte, sie würde die Teilung dauerhaft zementieren. Er und andere warnten, das Risiko von Friedensgesprächen könnte die Türkei isolieren und die griechisch-zypriotische Unnachgiebigkeit verfestigen. Innerhalb der EU argumentierte Zypern vor allem damit, dass die inselweiten Verhandlungen zur Lösung des Konflikts nur auf bikommunaler, bizonaler Basis (nach dem Modell der Verfassung von 1960) wiederaufgenommen werden sollten. Türkische Politiker hingegen sprachen offen von zwei souveränen Staaten Zyperns, was eine wachsende Akzeptanz einer dauerhaften Teilung widerspiegelte.

Bis Mitte 2021 gab jedoch keine der beiden Seiten nach. Varosha blieb ein zentrales Thema der Zypern-Diplomatie: Bei jedem internationalen Treffen der Garantiestaaten (Türkei, Griechenland, Großbritannien) und UN-Gesandten wurde es erwähnt. Im Juni 2022 informierte UN-Vermittlerin Jane Holl Lute den Sicherheitsrat beispielsweise speziell über Varosha und drängte auf völkerrechtskonforme Maßnahmen. In Europa nutzten griechische und zypriotische Staats- und Regierungschefs jedes Gipfeltreffen mit der Türkei (NATO-Treffen, EU-Türkei-Dialoge), um einen Stopp der Öffnung Varoshas zu fordern. Im Gegenzug verhärtete die Türkei ihre Position und signalisierte, die Sanierung des Gebiets ungeachtet externer Kritik fortzusetzen.

Sanierung, Wirtschaft und Denkmalpflege

Da Teile von Varosha nun für Besucher geöffnet sind, stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Jahrzehntelang lag die Stadt vernachlässigt da, ihre Infrastruktur verfiel. Nun haben die lokalen Behörden Nordzyperns begonnen, Pläne zur Wiederbesiedlung und zum Wiederaufbau Varoshas auszuarbeiten – wer dafür verantwortlich ist, ist jedoch weiterhin umstritten. Die TRNZ-Regierung hat Vorschläge für Hotels, Wohnungen und Einkaufsmöglichkeiten in der wiedereröffneten Zone vorgelegt und verspricht, Varosha werde „zu seinem früheren Wohlstand zurückkehren“. Berichten zufolge gibt es sogar einen Masterplanentwurf, der moderne Tourismuseinrichtungen in Verbindung mit dem Erhalt der Kultur vorsieht. Einige Visionäre sprechen von einer Wiederbelebung der gemischten Nutzung: Hotels und Jachthäfen neben Museen zum Gedenken an 1974 und Friedensparks zur Vernetzung der Gemeinden.

Viele auf türkisch-zypriotischer Seite erwarten wirtschaftliche Vorteile. Die Wirtschaft der TRNZ ist stark vom Tourismus und türkischen Subventionen abhängig. Eine zumindest teilweise Wiederbelebung Varoshas könnte neue Besucher anziehen (2021 war an der Küste von Gazimağusa ein kleiner Tourismusboom zu verzeichnen). Befürworter nennen Zahlen wie 10 Milliarden Euro potenzieller Investitionen, die für die vollständige Sanierung Varoshas erforderlich sind. Die Gemeinde Gazimağusa (Famagusta) hat ein ehrgeiziges Entwicklungsprojekt vorgeschlagen, das eine Verdoppelung der Bevölkerung des Bezirks vorsieht, sobald eine sichere Rückkehr der ursprünglichen Eigentümer möglich ist. (Die griechisch-zypriotischen Behörden der Republik Zypern reagierten mit der Drohung, EU-Gelder für den Norden zu blockieren, falls eine durch europäische Zuschüsse subventionierte Entwicklung zugelassen würde.)

Das Vorhaben steht jedoch vor gewaltigen Herausforderungen. Die verlassenen Gebäude sind baufällig; jahrelange Vernachlässigung führt dazu, dass viele abgerissen oder komplett neu aufgebaut werden müssen. Jeder Sanierungsplan muss mit umstrittenen Eigentumsrechten rechnen. Die griechischen Zyprioten, denen ein Großteil des Landes gehört, fordern entweder die vollständige Rückgabe oder eine Entschädigung. Die zyprische Regierung beharrt darauf, dass sie die Umsetzung des 1974 von Nordzypern eingerichteten Flüchtlingseigentumsgesetzes (bekannt als Kommission für unbewegliches Eigentum) niemals anerkennen wird. Tatsächlich wurden den ursprünglichen Eigentümern nach dem Recht der Türkischen Republik Nordzypern ihre Staatsbürgerrechte entzogen. Eine Wiederbelebung Varoshas ohne Klärung dieser rechtlichen Hürden könnte daher neue Streitigkeiten auslösen.

Es gibt auch kulturelle und ökologische Bedenken. Varoshas lange Isolation hat seltenen Arten an seiner Küste ermöglicht. Experten weisen darauf hin, dass seine Strände wichtige Nistplätze für Unechte Karettschildkröten sind, die nach europäischem Recht geschützt sind. Einige Umweltgruppen argumentieren, dass vor jeder Sanierung gründliche ökologische Bewertungen durchgeführt werden müssen. Varoshas verlassene Gebäude und Straßenzüge haben ebenfalls einen historischen Wert: Sie repräsentieren eine einzigartige Momentaufnahme des kosmopolitischen Zyperns der 1960er Jahre. Die UNESCO (die die Altstadt von Famagusta 2013 zum Weltkulturerbe ernannte) warnt davor, den Charakter des Gebiets ohne strenge Schutzmaßnahmen zu verändern. Naturschützer befürchten, dass überhastete Baumaßnahmen genau die „Authentizität“ zerstören könnten, die Varosha als Ruine so faszinierend macht.

Es gibt lokale Ideen, um Bewahrung und Erneuerung in Einklang zu bringen. Einige Zyprioten schlagen beispielsweise vor, Varosha in eine Ökostadt und einen Friedenspark umzuwandeln – im Wesentlichen ein lebendiges Denkmal. Die junge Architektin Vasia Markides (deren Familie aus Varosha stammt) schwebt ein städtisches Ökologieprojekt vor: Grünflächen, Kunstinstallationen und Gemeindezentren sollen in die verlassenen Häuserblocks integriert werden, um Varosha zu einem Modell für Nachhaltigkeit und bikommunalen Tourismus zu machen. Sie konnte sowohl griechische als auch türkische Zyprioten für dieses Anliegen gewinnen und betonte dabei die Umweltsanierung und kulturelle Versöhnung. Markides drückt es so aus: „Sie fühlte sich dazu berufen, diesen Ort wieder aufleben zu sehen“, da sie spürte, dass Varosha noch immer die „Energie … von einst“ in sich trug. Einige Akademiker und Stadtplaner haben Pläne für eine „sanfte Wiederverwendung“ entworfen – Fassaden sollen erhalten bleiben, botanische Gärten auf ehemaligen Plätzen angelegt und Museen geschaffen werden, die die Geschichte des geteilten Zyperns erzählen.

Vor Ort ist eine zaghafte Wiederbelebung des Tourismus im Gange. Seit 2020 erteilen die Behörden Sondergenehmigungen für Touristen, die Varosha im Rahmen geführter Touren betreten. Türkischen Medienberichten zufolge besuchten bis Mitte 2024 über 1,8 Millionen Menschen die Küste von Varosha. In der Praxis handelt es sich bei den meisten Besuchern um Tagesausflügler aus Nordzypern (und der Türkei), die am wiedereröffneten Strand entlangschlendern oder durch Zäune in die Stadt spähen. Hotels und Restaurants in Varosha haben noch nicht wieder geöffnet; stattdessen servieren Kioske und Cafés am Strand Erfrischungen. Lokale Unternehmen im nahegelegenen Famagusta haben begonnen, sich auf diese Besucher einzustellen, indem sie Fahrräder ausleihen (wie vor dem Kontrollpunkt zu sehen) und Fototouren anbieten.

Die Spannungen bleiben jedoch spürbar. Griechische Zyprioten betrachten selbst diese Touren als Normalisierung eines illegalen Status quo. Einige griechische Zyprioten, die gelegentlich die Pufferzone betreten, um einen Blick auf Varosha zu werfen, weigern sich, einen Fuß hineinzusetzen, da sie jede Teilnahme als Legitimierung der Machtübernahme betrachten. Die geteilte Erinnerung bleibt bestehen: Griechische Zyprioten sprechen oft mit gedämpfter Stimme von Varosha und trauern um den Verlust ihrer Familienhäuser; türkische Zyprioten, die in seinem Schatten aufwuchsen, sprechen von Neugier und Opportunismus. „Varosha ist in unserer DNA, im Guten wie im Schlechten“, sagt ein türkisch-zypriotischer Reiseführer. Derzeit ist Varosha ein umkämpfter Ort – teils eine touristische Kuriosität, teils ein Nationalsymbol und teils ein Verhandlungsobjekt.

Natur und Erinnerung: Eine umstrittene Landschaft

Varosha ist heute nicht nur ein urbanes Relikt, sondern auch ein Ökosystem im Kleinen. Biologen stellen fest, dass die städtische Tierwelt hier Zuflucht gefunden hat. In den stillen Ruinen streifen wilde Katzen frei umher, Dohlen nisten in Fensterläden und wilde Sträucher erobern den Asphalt zurück. Der Feigenkaktus (Nopal) ist allgegenwärtig; Einheimische berichten, seine Frucht, die „Babutsa“, sei für die Dorfbewohner rund um Famagusta eine neue Ernte geworden. Interessanterweise breitete sich ein Pflanzenvirus, der die Babutsa in Varosha befiel, in die umliegenden Gärten aus – eine Erinnerung daran, dass selbst ein verlassenes Gebiet ökologisch nicht isoliert bleiben kann. Varoshas Geschichte findet daher in so unterschiedlichen Disziplinen wie Konfliktforschung und Stadtökologie Anklang: Sie ist eine „Immobilienkrise“ für die ehemaligen Eigentümer, aber auch ein lebendiges Labor dafür, wie die Natur menschliche Ruinen besiedelt.

Kulturell beschäftigt Varosha die Zyprioten als „psychologische Erinnerungslandschaft“. Für viele griechische Zyprioten ist es ein verlorenes Paradies der Kindheitssommer; für türkische Zyprioten symbolisiert es sowohl Chance als auch Erinnerung an Niederlage. Diese Dualität spiegelt sich in Kunst, Literatur und mündlicher Überlieferung wider. Fotografen und Filmemacher werden seit langem von seinen leeren Korridoren angezogen – eine unheimliche Kulisse, die den Verlust veranschaulicht. Die Metapher der Geisterstadt taucht im lokalen Diskurs auf. So beschrieb es beispielsweise eine türkische Zypriotin, die Varosha von ihrem nahegelegenen Haus aus verfallen sah, schlicht: „Es war, als würde man Tür an Tür mit Geistern leben.“

Beide Gemeinschaften verbinden damit eine tiefe Symbolik: Für Griechen steht Varosha für Vertreibung und internationalen Verrat; für Türken stellt es eine hart erkämpfte Sicherheitszone (für die einen) oder einen Makel für ihre Sache (für die anderen) dar. Kommentatoren weisen gelegentlich darauf hin, dass Varosha ebenso in den Köpfen wie auf der Landkarte existiert: Historiker argumentieren, dass jede Besiedlung Zyperns einen Weg finden muss, mit Varoshas Erbe umzugehen – sei es durch Rückgabe, Entschädigung der Eigentümer oder den Bau eines Denkmals. In Ermangelung eines Friedensvertrags bleibt Varosha ein Gradmesser für interkommunale Spannungen und ein Lackmustest für jede vorgeschlagene Zweistaatenlösung.

Abschluss

Varoshas Entwicklung – vom sonnenbeschienenen Ferienort zur stillen Geisterstadt – verkörpert die größere zypriotische Tragödie. Die Stadt ist seit über 50 Jahren geschlossen, und die Debatte über ihre Zukunft tobt weiter. Jüngste Teilöffnungen haben neue Aufmerksamkeit erregt, aber auch alte Missstände wieder aufflammen lassen. Auch 2025 bleibt Varosha ein gespaltenes Land: die Rhetorik der Türkei, die Ansprüche Zyperns, die unbeantworteten Resolutionen der UN. Doch selbst in diesem Schwebezustand kommen neue Aspekte hinzu: die Erneuerung der Natur, aufkeimende Pläne für eine nachhaltige Sanierung und die Widerstandsfähigkeit der Erinnerung.

Im heutigen Varosha haben die Bauarbeiten noch nicht begonnen, doch vorsichtige Touristen können am Strand spazieren gehen und das Knarren der verwitterten Balkone spüren. Die internationale Gemeinschaft beobachtet aufmerksam. Bleibt Varosha ein Ort der Sackgasse – oder kann es eine, wenn auch noch so fragile, Brücke zwischen zwei zypriotischen Völkern werden? Die Zeit wird es zeigen, doch die leeren Silhouetten der Stadt werden noch lange nach dem Abschalten der Lichter Leidenschaften und Fantasien wecken.

Dezember 6, 2024

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