LITERATURBOULEVARD-Moskau

„LITERARISCHER BOULEVARD“ in Moskau

Der Literarische Boulevard im Zentrum Moskaus bietet eine faszinierende Darstellung des Lebens der bekanntesten russischen Autoren. Auf dieser berühmten Promenade, die 4,4 Kilometer lang ist, stehen Denkmäler zu Ehren großer Schriftsteller wie Alexander Puschkin und Nikolai Gogol. Während Besucher in das reiche und komplexe Universum der russischen Literatur eintauchen, haben sie die Möglichkeit, Gedenkmuseen, lebhafte Theater und großartige Restaurants zu erkunden. Jeder Schritt auf diesem berühmten Weg offenbart die enge Verbindung zwischen der Stadt und ihrem literarischen Erbe.

Moskaus zentrale Bezirke offenbaren eine einzigartige Promenade: ein grünes Band der Erinnerung und des Gedenkens, das sich 4,4 Kilometer lang durch das historische Herz der Stadt schlängelt. Auch als „Literarischer Boulevard“ bekannt, ist diese Reihe aneinandergrenzender Alleen und Plätze mehr als nur ein einfacher Spazierweg. Sie entfaltet sich als lebendige Chronik der russischen Literaturtradition, in der Bronzefiguren, Gedenkmuseen, Brunnen und ehrwürdige Theater im Dialog mit Vergangenheit und Gegenwart stehen. Ihn zu durchqueren bedeutet, sich durch Epochen zu bewegen – von den abgetragenen Stadtmauern der Zarenstadt bis zum leidenschaftlichen Austausch moderner Leser und Schriftsteller – und dabei stets begleitet vom ungreifbaren Widerhall von Versen und Prosa, die die Identität einer Nation prägten.

Die Ursprünge des Literaturboulevards reichen bis ins späte 18. Jahrhundert zurück, als Katharina II. den Abriss der Moskauer Befestigungsanlagen der Weißen Stadt anordnete. Die einst imposanten Wälle, die die mittelalterliche Stadt umschlossen hatten, wichen baumgesäumten Promenaden, die sowohl Eleganz als auch bürgerliche Gemeinschaft vermitteln sollten. 1796 wurde der Twerskoi-Boulevard als erste derartige Verkehrsader eröffnet, dessen schmucke Linden und Akazien die Moskauer Aristokratie begeisterten. In den folgenden Jahrzehnten entstanden Nikitski-, Gogolewski- und andere Boulevards, die sich allmählich zu einem zusammenhängenden Abschnitt verbanden, der 1924 als öffentliches Denkmal für Russlands größte Schriftsteller neu eingeweiht wurde.

Diese Umwandlung von Verteidigungsanlagen in kulturelle Durchgangsstraßen markierte einen Wendepunkt in der urbanen Identität Moskaus. Nicht länger von hölzernen Palisaden umschlossen, konnten die Moskauer unter Laubbäumen verweilen und sich gemeinsame Räume zum Nachdenken oder für Gespräche schaffen. Die Benennung des Gogolewski-Boulevards zu Ehren von Nikolai Gogol anlässlich seines 115. Geburtstags unterstrich die literarische Bedeutung des Boulevards zusätzlich. Von nun an erinnerte jeder Abschnitt der Promenade nicht nur an eine urbane Erneuerung, sondern unterstrich auch die zentrale Rolle der Literatur im öffentlichen Leben Moskaus.

Denkmäler für die Meister

Alexander II.: Ein Zarendenkmal in der Nähe des Erlösers

Im Park neben der Christ-Erlöser-Kathedrale bildet das Denkmal für Kaiser Alexander II. den modernen Zugang zum Literaturboulevard. Dieses 2005 enthüllte bronzene Denkmal erinnert an den Herrscher, der aufgrund seiner Befreiung der Leibeigenen 1861 als Zar und Befreier bekannt war. Inschriften auf dem Sockel erinnern an seine Militär- und Justizreformen, die Errichtung der Semstwo-Selbstverwaltung, das Ende der Feindseligkeiten im Kaukasus und seine Unterstützung der slawischen Völker unter osmanischer Herrschaft. Obwohl die ursprüngliche Kathedrale 1931 abgerissen und erst Jahrzehnte später wieder aufgebaut wurde, erinnert die Platzierung dieses neueren Denkmals an das abgerissene Denkmal, das vor 1918 im Kreml stand, und bringt ein Kapitel kaiserlicher Erinnerung in das heutige Stadtbild zurück.

Michail Scholochow: Boote, Pferde und Bürgerkrieg

Ein kurzer Spaziergang Richtung Osten offenbart die sitzende Figur Michail Scholochows, in Bronze gegossen, auf einem steinernen Podium in einem flachen Becken. Die 2007 enthüllte Darstellung des Bildhauers spielt direkt auf Scholochows Meisterwerk „Und still fließt der Don“ (auch bekannt als „Der stille Don“) an. Das angrenzende Wasserelement imitiert die Strömung des Flusses, während eine Gruppe geformter Pferdeköpfe flussaufwärts zu schwimmen scheint und die rot-weißen Fraktionen symbolisiert, die das Kosakenheer während des russischen Bürgerkriegs spalteten. Im Erdgeschoss ist eine Granitbank mit bronzeumrandeten Seiten aus Scholochows Manuskript übersät und lädt die Besucher ein, über die mühsame Auseinandersetzung des Schriftstellers mit seinem Thema und der fruchtbaren Steppe, aus der seine Erzählung entsprang, nachzudenken.

Nikolai Gogol: Zwischen Melancholie und Heiterkeit

Auf dem ehemaligen Pretschistenski-Boulevard – der zu Ehren seines berühmten Namensgebers in Gogolewski umbenannt wurde – steht das erste Gogol-Denkmal des Boulevards. Dieses melancholische, 1909 von Nikolai Andrejew geschaffene Bildnis stellt den Autor in nachdenklicher Ruhe dar. Obwohl es in der frühen Sowjetzeit entfernt wurde, befindet es sich heute im Hof ​​des Gogol-Hauses, nur wenige Meter vom fröhlicheren, äußerlich lebendigeren Gogol-Denkmal von 1952 entfernt. Das neue Denkmal stellt die dargestellte Person mit leicht nach oben gezogenen Lippen dar, was den Wandel in der offiziellen Wahrnehmung Gogols vom strengen Gesellschaftskritiker zum nationalen Kulturgut widerspiegelt. Neben diesen Statuen liegt das einzige noch erhaltene Moskauer Wohnhaus des Schriftstellers: ein bescheidenes Stadthaus aus dem 19. Jahrhundert am Nikitski-Boulevard. Hier vollendete Gogol das Manuskript des zweiten Bandes der „Toten Seelen“ – und verbrannte es auf berüchtigte Weise. Heute sind die Räume in ihrem ursprünglichen Zustand aus der Mitte des Jahrhunderts restauriert und mit persönlichen Gegenständen, Briefständern und zeitgenössischen Möbeln ausgestattet, die an die tragische Intensität seiner letzten kreativen Jahre erinnern.

Natalia und Alexander: Eine in Stein gemeißelte Verbindung

Zwischen Gogolewski- und Twerskoi-Boulevard, unter einer gusseisernen Kuppel, steht der Alexander Puschkin und Natalja Gontscharowa gewidmete Brunnen. Die Skulptur wurde 1999 anlässlich des 200. Geburtstags von Puschkin aufgestellt und zeigt das junge Paar bei seiner Hochzeit in der Nähe der Himmelfahrtskirche am Nikitski-Tor. Anders als die meisten ornamentalen Brunnen in der Hauptstadt speist er Trinkwasser und dient sowohl als künstlerischer Akzent als auch als Quelle für Passanten. Obwohl bescheiden in seiner Größe, zieht der Brunnen moderne Pilger der Inspiration an – Dichter, Gelehrte und Träumer –, die dort verweilen möchten, wo Geschichte und Gefühl verschmelzen.

Sergei Yesenin: Poetischer Flug auf dem Twerskoi-Boulevard

Einen Viertelkilometer hinter der Kuppel, am Twerskoi-Boulevard, empfängt das Denkmal für Sergei Jessenin die Besucher mit ungezwungener Intimität. Die Bronzestatue, die 1995 zu seinem hundertsten Geburtstag errichtet wurde, zeigt den Dichter in einer lässigen Haltung, als halte er von einem Spaziergang durch die Landschaft inne, um über die Stadt dahinter nachzudenken. Auf einem niedrigen Sockel platziert, schweift Jessenins Blick zu den wirbelnden Formen von Feuervögeln und Pegasus, die entlang des Sockels eingraviert sind – mythische Symbole lyrischer Sehnsucht und des rastlosen Geistes, der seine Verse durchströmt.

Alexei Tolstoi: Vom Exil zum sowjetischen Nobelpreisträger

Geht man den Boulevard weiter, stößt man auf das 1957 errichtete Denkmal für Alexei Tolstoi. Der Spitzname des Autors „Genosse Graf“ spiegelt sowohl seine aristokratische Herkunft als auch seine spätere Verbundenheit mit sowjetischen Idealen wider. Georgi Motowilows Bronzeskulptur fängt Tolstois nachdenkliche Haltung ein, die Hand in den Mantel gesteckt, als stehe er an der Schwelle zwischen Geschichte und Staat. In der Nähe befand sich einst die Wohnung des Schriftstellers, wohin er aus seiner Emigration zurückkehrte, um sich wieder den Moskauer Literaturkreisen anzuschließen und Werke zu schaffen, die von fiktiven Science-Fiction-Abenteuern bis hin zu mitreißenden historischen Epen reichten.

Ein tabellarischer Überblick

Um dem Leser einen Überblick über diese Denkmäler zu geben, listet die folgende Zusammenfassung jedes Denkmal der Reihe nach auf, den Ehrengast, den Aufstellungsort und das Datum der Enthüllung:

MonumentGeehrte PersönlichkeitStandortJahr der EnthüllungBedeutung
Alexander-II.-DenkmalKaiser Alexander IIIn der Nähe der Christuskathedrale2005Gedenkt an Reformen und die Befreiung der Leibeigenen
Michail-Scholochow-DenkmalMichail ScholochowGogolewski-Boulevard2007Evokes And Quiet Flows the Don und Bürgerkriegsabteilung
Gogol-Denkmal (Melancholie)Nikolai GogolHof des Gogol-Hauses1909Originelles, reflektierendes Porträt des Schriftstellers
Gogol-Denkmal (fröhlich)Nikolai GogolGogolewski-Boulevard1952Offiziell optimistische Neubesetzung des Autors
Natalia- und AlexanderbrunnenPuschkin und GontscharowaNikitsky-Tor1999Feiert Puschkins Hochzeit und bietet Trinkwasser an
Sergei-Jesenin-DenkmalSergej JesseninTwerskoi-Boulevard1995Ehrt den hundertsten Geburtstag des Dichters und seine lyrische Vision
Alexei-Tolstoi-DenkmalAlexei TolstoiTwerskoi-Boulevard1957Würdigt das vielfältige Werk des Schriftstellers aus der Sowjetzeit
Alexander-Puschkin-DenkmalAlexander PuschkinPuschkin-Platz (Strastnoy)1880Moskaus erste literarische Statue; nationale Kulturikone

Die lebendige Bühne der Literatur

Moskaus literarische Promenade wird nicht nur von stillen Statuen, sondern auch von lebendigen Künsten belebt. Zwei Theater säumen die Route und bewahren das dramatische Erbe: das Gorki-Kunsttheater und das Puschkin-Dramatheater. Ersteres befindet sich in einem renovierten Herrenhaus, in dem Puschkin 1828 zum ersten Mal Natalja Gontscharowa begegnet sein soll – eine Anekdote, die Schauspiel und literarische Romantik verbindet.

Das Repertoire umfasst oft Adaptionen von Tschechows Werken sowie neue Stücke, die auf zeitgenössischer russischer Prosa basieren. Direkt nebenan präsentiert das Puschkin-Dramatheater – in einem kunstvollen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert untergebracht – Interpretationen von Puschkins Dramen und erzählenden Gedichten und erinnert das Publikum daran, dass seine Verse über das Buch hinausgehen.

In der Nähe erhebt sich das Gribojedow-Haus, ein bescheidener Wohnblock, der einst dem Philosophen Alexander Herzen Unterschlupf bot und später als Schauplatz von Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“ literarische Berühmtheit erlangte. Obwohl das Gebäude selbst die Patina der Jahrzehnte trägt, scheinen seine Wände vom Herzschlag von Bulgakows Erzählung zu hallen und Fakt und Fiktion auf eine Weise zu verschmelzen, die dem Geist des Boulevards entspricht.

Eine kulinarische Reise durch die Kultur

Um innezuhalten und Körper und Geist zu nähren, muss man sich nicht weiter als bis zum Café Pushkin am Twerskoi-Boulevard begeben. Dieser rund um die Uhr geöffnete Speisesalon vermittelt die Atmosphäre eines vorrevolutionären englischen Clubs, vermischt mit russischer Salonkultur. Mit ledergebundenen Büchern geschmückte Wände, stattliche Laternenleuchter und ein erhaltener Apothekentresen vermitteln ein Gefühl der Kontinuität mit dem 19. Jahrhundert. Morgens bevorzugen die Gäste Blini mit rotem Kaviar, was an Puschkins eigenen angeblichen Geschmack für einfache Kost erinnert. Später am Tag stehen Pelmeni, Schtschi und eine Vielzahl von Gerichten auf der Speisekarte, die in russischer Prosa und Poesie gewürdigt werden.

Direkt neben dem Restaurant befindet sich die Puschkin-Konditorei, wo delikate Ekler und Medovik die Passanten verführen. Reisende und Moskauer tauschen sich oft aus – teils über Dessertrezepte, teils über Erinnerungen an den Boulevard selbst. So geht Puschkins Nachlass über Stein und Bronze hinaus und umfasst auch Sinneseindrücke von Geschmack und Duft.

Der Inbegriff des Dichters: Alexander Puschkin (Fortsetzung)

Am Ende des Literaturboulevards steht das Alexander Puschkin gewidmete Denkmal – die erste literarische Statue der Stadt, die 1880 auf dem Strastnoi-Platz, dem heutigen Puschkin-Platz, enthüllt wurde. Ihr imposanter Granitsockel und die elegante Bronzefigur symbolisieren sowohl die Bedeutung des nationalen Gedächtnisses als auch die Universalität von Puschkins Vorstellungskraft.

Puschkin wurde 1799 in Moskau geboren. Seine prägenden Jahre waren geprägt vom multikulturellen Milieu der Stadt: französische Salons, adlige Mäzene und der volkstümliche russische Diskurs. Seine Hochzeit mit Natalja Gontscharowa im Jahr 1831 fand in der Nähe statt und festigte Moskau zum Zentrum seines persönlichen und künstlerischen Lebens.

Trotz wiederholter Verbannung und regelrechter Zensur nutzte Puschkins Dichtung umgangssprachliche Idiome, um neue Wege in der russischen Literatur zu beschreiten. Sein Werk – von Eugen Onegins Versroman bis zu den Märchengedichten – legte den Grundstein für nachfolgende Generationen. Das Denkmal blickt auf den Boulevard, der seinen Namen trägt, und lädt zur Betrachtung einer poetischen Linie ein, die für die russische Literatur bis heute von zentraler Bedeutung ist.

Abschluss

Wer den Literarischen Boulevard entlanggeht, durchquert nicht nur die Geographie, sondern auch die Rhythmen der russischen literarischen Seele. Jedes Denkmal steht als Sinnbild kreativen Mutes, jedes Theater als Forum interpretatorischer Erneuerung, jedes Restaurant und Café als Ort gemeinsamer Reflexion. Der Boulevard vereint erfolgreich unterschiedliche Momente – imperiale Reformen, Bürgerkriegsbrüche, nachrevolutionäre Neuerfindungen – zu einem zusammenhängenden Erzählstrang, der sich durch Moskaus urbanes Gefüge zieht. Wenn die Dämmerung hereinbricht und Straßenlaternen die Großbuchstaben von Namen wie Puschkin, Gogol und Jesenin erleuchten, spürt man, dass die Literatur, weit davon entfernt, leblos auf dem Papier zu liegen, weiter atmet und die Schritte der Stadt leitet.

11. August 2024

Venedig, die Perle der Adria

Mit seinen romantischen Kanälen, seiner beeindruckenden Architektur und seiner großen historischen Bedeutung fasziniert Venedig, eine charmante Stadt an der Adria, Besucher. Das großartige Zentrum dieser…

Venedig, die Perle der Adria
12. August 2024

Top 10 – Partystädte Europas

Entdecken Sie das pulsierende Nachtleben der faszinierendsten Städte Europas und reisen Sie zu unvergesslichen Zielen! Von der pulsierenden Schönheit Londons bis zur aufregenden Energie…

Top-10-EUROPÄISCHE-UNTERHALTUNGSHAUPTSTADT-Travel-S-Helper