Massive Steinmauern wurden präzise als letzte Schutzlinie für historische Städte und ihre Bewohner errichtet und sind stille Wächter aus einer vergangenen Zeit. …
Bad Gottleuba-Berggießhüel liegt im Osten Sachsens und ist eine Mischung aus grünen Tälern, stoischen Gipfeln und Gewässern, die von Jahrhunderten der Industrie und Erholung zeugen. Die Gemeinde entstand am 1. Januar 1999 aus dem Zusammenschluss von Bad Gottleuba, Berggießhüel, Langenhennersdorf und Bahratal und erstreckt sich über fast 90 Quadratkilometer, eingebettet zwischen den Ausläufern des Osterzgebirges und den schroffen Steilhängen der Sächsischen Schweiz. Ihr Name verdeutlicht die beiden Hauptorte an der Gottleuba, während sich die Dörfer Oelsen, Markersbach, Hellendorf, Hartmannsbach, Breitenau, Börnersdorf, Zwiesel, Bahra und Langenhennersdorf wie die Speichen eines antiken Rades fächerartig ausbreiten.
Das Land selbst erzählt eine Geschichte in den Höhenlagen: vom Gottleubatal auf bescheidenen 211 Metern über dem Meeresspiegel bis zum 644 Meter hohen Gipfel der Oelsener Höhe an der tschechischen Grenze. Wälder drängen sich an Straßen und Wegen, und das aufgestaute Wasser des Gottleuba-Stausees schimmert unter Glimmerschieferfelsen. Morgens im August hängt Nebel in den Baumwipfeln; abends wirbelt Rauch aus Holzöfen, der nach Kiefern und Birken duftet. Einheimische werden – ermutigt durch eine dritte Runde Rakija – murmeln, dass auf dem Marktplatz in Bad Gottleuba noch immer das Echo sächsischer Postkutschen widerhallt, die zwar längst verschwunden sind, aber in steinernen Meilensteinen verewigt sind, die die Entfernungen nach Dresden, Prag und darüber hinaus markieren.
Geografisch genießt der vereinte Kurort eine beneidenswerte Nähe zu kulturellen Zentren – nur 25 Kilometer von Dresden und elf Kilometer von Pirna entfernt – und bewahrt sich dennoch einen Hauch von Abgeschiedenheit. Die seit 2005 in Betrieb befindliche Schnellstraße A17 führt durch Börnersdorf und Breitenau und ermöglicht so die Anbindung, ohne das Gefühl von Wildnis zu zerstören. Wanderer auf dem Dichterweg können auf Inschriften zu Ehren von Gellert und Rabener stoßen, Badegästen des 18. Jahrhunderts, die in diesen Wäldern Inspiration fanden. Der Weg schlängelt sich entlang der Gottleuba und endet im beheizten Freibad Berggießhüel, wo in der kühlen Morgendämmerung Dampf aufsteigt.
Die frühesten Hinweise auf menschliche Besiedlung finden sich in mittelalterlichen Kirchtürmen und Wassermühlen. In Bad Gottleuba ächzt die Bährmühle noch immer unter der Last von Getreide und Holz; ihr Getriebe ist seit der Jahrhundertwende weitgehend unverändert. In der Nähe steht die evangelisch-lutherische Kirche St. Peter mit ihrem wehrhaften Anblick. Ihr Turmsockel erinnert an die Maurerarbeiten des 13. Jahrhunderts, und ihr Chorgewölbe ist in spätgotischem Stil von 1525 gehalten. Deckenfresken – möglicherweise aus dem Umkreis von Lucas Cranach – strahlen Ocker- und Lapislazulitöne aus, deren Pigmente durch jahrhundertelangen Kerzenrauch verblasst sind. Ein Hauch von Moderne findet sich in der Mittelklinik, einem Komplex aus Jugendstilpavillons an den Hängen des Hellebergs, wo balneologische Traditionen auf die Rehabilitationswissenschaft des 21. Jahrhunderts treffen.
Der Kurpark und der Goethepark bilden eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart und erstrecken sich über grüne Terrassen oberhalb des Marktes. Gedankenspiele liegen in der Luft, während Besucher zwischen den exotischen Beeten des Pflanzengartens und den weinbehangenen Säulen des Freibads umherwandern. Der 1980 auf dem Markt wiederaufgestellte sächsische Postmeilenstein ist ein stiller Zeuge der alten Poststraße Dresden-Teplitz und erinnert den Reisenden an eine Zeit, als Kutschen über Kopfsteinpflaster knarrten und Boten ihre Sendungen durch Winterstürme trugen.
In Berggießhüel teilen sich Industrie und Wellness seit dem 18. Jahrhundert ein gemeinsames Terrain. Das 1722 erbaute Johann-Georgen-Bad war ein Pionier der Badekultur; heute thront sein Nachfolger, das Kurhaus, unter einem Schieferhimmel über den Spaziergängern. In der Nähe führt das Heil- und Besucherbergwerk „Marie Louise Stolln“ in Schächte hinab, die einst zwischen 1726 und 1926 für Eisenerz gegraben wurden. Der Stollen riecht nach Erde und Eisen – ein olfaktorisches Überbleibsel aus den Tiefen des Friedrich-Erbstollns. Unpassenderweise ersetzt eine neugotische lutherische Kirche von 1876 ihre Vorgängerin von 1576. Ihre Spitzbögen blicken gen Himmel, als würden sie auf die Rückkehr der Bergleute warten.
Vom Zentrum aus verlaufen strahlenförmig Wege: Der Forellensteig schlängelt sich entlang forellenreicher Teiche nach Langenhennersdorf; das Hoch- und Jagdsteingebiet bietet Sandsteinfelsen, die von Jahrtausenden Frost gezeichnet sind; an den Zehistaer Wänden rahmen natürliche Felsbrücken den Blick auf ferne Bergrücken ein. Ein Sühnekreuz wacht über den Vierzehn-Nothelferweg, dessen Reliefs an Pilger erinnern, die einst zu Fuß Absolution suchten. Hinter jeder Biegung säumen jahrhundertealte Postmeilensteine den Straßenrand – Halb- und Viertelmeilensteine in Börnersdorf und Breitenau – deren Inschriften unter Moos und Flechten kaum lesbar sind.
Langenhennersdorf selbst bietet ein spätbarockes Interieur in seiner Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert. Die Kirchenbänke tragen Schnitzereien von Waldtieren, und eine mechanische Schleifladenorgel von 1848 erklingt mit gespenstischen Klängen. Unten stürzt der Langenhennersdorfer Wasserfall neun Meter tief in die Gottleuba, sein Tosen ist ein Metronom für das Waldleben. Ein Labyrinth aus Pfaden schlängelt sich durch Buchenwälder und lädt Unerschrockene dazu ein, Höhenzüge zu erkunden und den Kompass am Himmel zu testen.
Kultur in Bad Gottleuba-Berggießhüel kennt keine Jahreszeiten. Seit 1953 bringt der jährliche Karneval Farbe und Stimmung in die Winterstille. Im Mai werden Maibäume aufgestellt und Osterfeuer entzündet; die Feierlichkeiten zur Sonnenwende sind erfüllt vom Klirren der Buden der Freiwilligen Feuerwehr; beim Mühlenfest der Bährmühle ertönt das Getöse der Volksmusikkapellen. Adventliche Lichterfeste locken die Einheimischen dazu, ihre Straßen mit flackernden Laternen zu schmücken, während bei den Schützenfesten des Berggießhüeler Schützenvereins Musketen und Schwertscheiden als zeremonielle Huldigung heraufbeschworen werden. Wie immer treffen sich die Einheimischen bei gutem Bier und dünn geräuchertem Schinken und tauschen Geschichten über Überschwemmungen und Hungersnöte aus.
Das Hochwasserdenkmal in Berggießhüel erinnert an die Überschwemmung vom 8. und 9. Juli 1927, als Sturzbäche Brücken wegrissen und Bäume wie Streichhölzer umstürzten. Eine schlichte Granitplatte neben der Badstraße trägt die Namen der Verstorbenen; ihre polierte Oberfläche spiegelt die Stiefel und zerbrechlichen Blütenblätter jedes vorbeikommenden Reisenden wider. Auch heute noch, fast ein Jahrhundert später, zögert die Stadt angesichts der herannahenden Stürme und erinnert an die Erinnerungen an die angeschwollenen Bahra und Gottleuba.
Die lokale Wirtschaft lebt vom Kur- und Tourismusangebot – die morgendlichen Nebelschwaden im Pflanzengarten weichen dem Nachmittagsbetrieb in den Reha-Stationen der Median-Klinik, die seit 1993 über 200 Betten und über 100 Fachärzte verfügt. Einschließlich der sechs Kliniken des Kurparks Bad Gottleuba verfügte die Gemeinde 2013 über 1.208 Gästebetten, was 24.000 Ankünften und einer Viertelmillion Übernachtungen entspricht. Ergänzend dazu gibt es mittelständische Hersteller – die Eloma GmbH für Backtechnik, B‖ Braun Avitum für Medizingeräte und Bergi-Plast für Kunststoffe –, während die Landwirtschaft in Oelsen und Bielatal, umgeben von Wäldern, weiter anhält.
Verkehrsadern verbinden Vergangenheit und Gegenwart. Auf der Autobahn A17 brummen Lastwagen Richtung Prag; die Staatsstraßen S 173, S 174 und S 176 folgen den Routen kurfürstlicher Kurierdienste. Spuren der Gottleubatalbahn sind auf Wanderwegen mit historischen Schildern zu sehen – eine Erinnerung daran, dass die Bahn bis 1973 Passagiere und bis 1976 Material für den Staudamm transportierte. Heute radeln Radfahrer unter verrosteten Meilensteinen hindurch, deren Speichen sich durch die Geschichte drehen.
Von der Panoramahöhe am Erich-Mörbitz-Aussichtspunkt bis zum Bismarckturm bei Zwiesel entfalten sich die Ausblicke wie übereinandergeschichtete Panoramen – ein Ausblick auf Gipfel und Täler, changierend zwischen Waldgrün und Schiefergrau. Ein Einwurf rauscht in die Brise: „Der Wald riecht nach Geburt und Tod – nach Kiefernnadeln und verrottendem Seetang“, murmelt ein Passant auf dem Zehistaer-Wände-Wanderweg und achtet dabei auf das geologische Gedächtnis.
Zum Tagesausklang flackern die Lichter der Promenade auf den alten Postkutschenstraßen, und der fusionierte Kurort hüllt sich in einen Sternenhimmel, unberührt vom grellen Licht der Stadt. Hier, wo Flüsse zusammenfließen und die Geschichte in jedem lehmbefleckten Zaunpfahl fließt, spürt der Reisende, dass Bad Gottleuba-Berggießhüel kein Reiseziel ist, sondern ein fortwährender Dialog zwischen Erde und menschlichem Streben. In diesem Austausch schreibt jeder Schritt einen Vers ins Tal, der darauf wartet, dass ein weiterer folgt.
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