Bad Frankenhausen

Bad Frankenhausen

Bad Frankenhausen/Kyffhäuser liegt an den Südhängen des Kyffhäusergebirges, wo ockerfarbene Dächer sich bis zu einem künstlichen Arm der Wipper erstrecken, einem Nebenfluss der Unstrut. Kurz gesagt: Mit geschätzten 9.855 Einwohnern auf 91,06 km² vereint dieser thüringische Kurort tiefe Geschichte und salzhaltige Luft in einem einzigen Panorama. Einheimische flüstern – wenn sie bei einem dampfenden Glas Sole innehalten oder an schiefen Türmen vorbeischlendern –, dass hier, unter einem wechselhaften Himmel, die Vergangenheit nie ganz zur Ruhe kommt.

Seit ihrer ersten Erwähnung im 9. Jahrhundert als fränkische Siedlung in den Urkunden der Abtei Fulda zeugen die Fundamente der Stadt von mittelalterlicher Politik und klösterlicher Macht. Man kann die Schieferdächer früher Holzhallen in der tiefstehenden Sonne glitzern sehen, den Duft von feuchtem Holz und den Rauch der Kaminfeuer – ein Bild, das Sehnsucht und Unbehagen zugleich weckt, denn diese Mauern zeugten einst von langobardischen Heerscharen und wandernden Geistlichen. 1282 erhielt Frankenhausen die offiziellen Stadtrechte und gehörte ab 1340 zur Grafschaft Schwarzburg, eine Regelung, die die Gerichte und Märkte der Stadt für die kommenden Jahrhunderte prägte.

Am 15. Mai 1525 wurde die Stadt zum Schauplatz einer der letzten großen Auseinandersetzungen des Deutschen Bauernkriegs. Aufständische Bauern unter Thomas Müntzer – bewaffnet mit Piken und leidenschaftlicher Überzeugung – trafen auf die vereinten Streitkräfte von Herzog Georg von Sachsen, Landgraf Philipp I. von Hessen und Herzog Heinrich V. von Braunschweig-Lüneburg. Der Zusammenstoß hinterließ zersplitterte Speere und Tabakrauchschwaden, die über die aufgewühlte Erde trieben – ein brutaler Kontrapunkt zum ruhigen Fließen der Wipper. Müntzer wurde noch am selben Tag gefangen genommen, gefoltert und schließlich nach Mühlhausen geführt, wo er am 27. Mai durch Enthauptung starb. Die Kälte des Frühsommers scheint hier nie ganz so warm zu sein – die Geister dieses Aufstands lauern noch immer in den Steinen.

Eine weitere Umgestaltung erfolgte mit der Teilung der Grafschaft Schwarzburg im Jahr 1599, durch die Frankenhausen zur Hauptstadt der Unterherrschaft Schwarzburg-Rudolstadt erhoben wurde. Die von mittelalterlichen Fundamenten getragenen Burgmauern der Stadt waren Zeuge von Gerichten und Prozessionen unter fürstlichen Bannern. 1710 wurde die Unterherrschaft zum Fürstentum erhoben. Kurioserweise war Fürst Günther Victor der letzte Herrscher, der hier Anspruch erhob. Seine beiden Abdankungen am 23. und 25. November 1918 markierten den sanften Niedergang der deutschen Monarchen. Sein Abgang läutete den kurzen Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt ein, der wiederum 1920 dem neu gegründeten Freistaat Thüringen beitrat – eine Union, die mit dem Versprechen moderner Einheit besiegelt wurde, auch wenn der Nachhall fürstlicher Herrschaft noch heute im Pflaster zu erkennen ist.

Lange bevor diese politischen Strömungen abebbten, hatte Bad Frankenhausen die heilende Kraft seines Salzwassers erkannt. Ein 1818 gebohrter Brunnen erschloss Sole, die einst zur Salzgewinnung gewonnen wurde, und verwandelte so ein jahrhundertealtes Industrieverfahren in ein Heilmittel. Die Luft hier schmeckt leicht nach Mineralien, als würden die Hügel selbst einen heilenden Seufzer ausstoßen. 1927 erhielt die Stadt den Titel „Bad“ und formalisierte damit ihre Rolle als Kurort. Im 19. Jahrhundert säumten Perlmuttknopfwerkstätten die engen Gassen, deren winzige Scheiben die Sonne in perlmuttartigem Schimmer einfingen – eine heikle Industrie, die heute zugunsten von Behandlungen und Tourismus verschwindet. Heute schreiten Besucher leise auf den Wegen zu den Thermalbecken, deren Spiegelbilder sich in tausend tanzenden Wellen auflösen.

Seit 1972 prägt das Marschieren der Stiefel den Rhythmus der Stadt, als sie zur Garnison der motorisierten Infanterie der Nationalen Volksarmee wurde. Nach 1990 wurde die Kyffhäuserkaserne zur Unterkunft der 13. Panzergrenadierdivision der Bundeswehr. Soldaten in olivgrüner Kleidung patrouillieren neben Kurgästen in frischen weißen Gewändern – ein Kontrast, der sich zugleich disharmonisch und seltsam harmonisch anfühlt, ganz wie die Stadt selbst.

Die Skyline von Bad Frankenhausen wird von architektonischen Zeugnissen seiner vielschichtigen Vergangenheit geprägt. Die Burg Frankenhausen, deren mittelalterliche Fundamente aus dem 14. Jahrhundert stammen, wurde bei Bauernaufständen zerstört und zwischen 1533 und 1536 im Renaissance-Stil wiederaufgebaut. Heute beherbergt sie ein Heimatmuseum, in dem Glasvitrinen rostige Pfeilspitzen und vergilbte Pergamentrollen zeigen, die für einen Moment Bilder von Siegfrieds glanzvollem Hof ​​heraufbeschwören. In der Nähe steht die 1382 fertiggestellte Kirche Unserer Lieben Frau am Berg – kurz Oberkirche genannt –, deren Turmspitze durch die von Salzminen ausgehöhlten Dolinen in eine unmögliche Neigung geraten ist. Bei der letzten Messung neigte sich der Turm um 4,8° und neigte sich jedes Jahr um 6 cm, gefangen zwischen Einsturz und Korrektur. 2014 investierte die Bundesregierung 950.000 Euro, um die Turmspitze in ein Stahlkorsett zu hüllen – ein Eingriff, der Ingenieurskunst mit Ehrfurcht verbindet.

Im Norden erblüht das Kyffhäusergebirge in Wäldern und Mythen. Hier steht das Kyffhäuserdenkmal, entworfen von Bruno Schmitz und errichtet zwischen 1890 und 1896 auf den Ruinen einer ehemaligen Kaiserpfalz. Stahlgraue Statuen Friedrich Barbarossas blicken über die Weite, Fels und Rüstung verschmelzen zu einer einzigen Umarmung aus Granit. Von den Terrassen des Denkmals aus blickt man auf sanfte Hügellandschaften und fernen Nebel, während in den sonnenbeschienenen Pausen das Zirpen der Zikaden den Takt angibt.

Außerhalb der Stadt, im Quellgrund, sprudeln zwei artesische Brunnen, die Elisabethquelle und die Schütschachtquelle, mit sulfatreicher Sole. Die 1857 und 1866 gebohrten Bohrungen ragen 343 m bzw. 346 m tief in die Zechstein-2-Formation hinein und fördern Steinsalz, das acht Jahrhunderte vor Christus die eisenzeitlichen Salineanlagen antrieb. Wasser sprudelt in kleine, im Dämmerlicht silberne Becken und lädt zu einem Bad in mineralischer Wärme ein. Das Gelände ist weiterhin für Besucher geöffnet, die den in Stein gemeißelten Kanälen folgen und das langsame Tropfen der Jahrhunderte spüren können.

Das Kleinstadtleben spielt sich hier in Gassen ab, die einst vom Klappern der Knöpfe hallten. Heute lebt die Stadt vom Tourismus – ihre Kurorte, Hotels und Wege durch Solegärten ziehen Wellnesssuchende an. Gesundheitseinrichtungen drängen sich entlang der Hauptstraße: das Manniske-Krankenhaus, betrieben von den KMG Kliniken; das Reha-Zentrum Bad Frankenhausen der Deutschen Rentenversicherung Bund; und die Kyffhäuser-Reha-Klinik für Jugendliche, betrieben von der Klinik GmbH & Co. Sophienheilstätte KG. Notsirenen verschwimmen mit Kirchenglocken und erinnern daran, dass Heilung und Geschichte im selben Takt liegen.

Der Verkehr schlängelt sich auf den Bundesstraßen 85, 38 und 71 durch die Stadt. Wo einst Züge Passagiere auf der Strecke Bretleben–Sondershausen beförderten, wurden die Gleise nach Dezember 2006 entfernt. Zurück blieben nur der Bogen der Böschungen und vereinzelte Wildblumen. Drei Kilometer östlich befindet sich ein kleiner Flughafen – der Flughafen Bad Frankenhausen –, auf dem private Charterflüge und Luftaufnahmen einer Landschaft mit Spuren von Salzbergwerken und üppigen Wäldern zu hören sind.

Das kulturelle Leben pulsiert an unerwarteten Orten. Der Hausmannsturm, erstmals 998 erwähnt und im 13. Jahrhundert erweitert, war einst Teil der Oberburgbefestigung; seine schmalen Fenster blicken wie wachsame Augen über die Stadt. Die protestantische St.-Petri-Kirche in der Old Church Lane beherbergt die Ruinen einer unvollendeten romanischen Basilika; ihre einsame Chorapsis beherbergt Fresken des Jüngsten Gerichts aus dem 14. Jahrhundert, die später vom Maler Wernicke des 19. Jahrhunderts ergänzt – manche sagen, sie seien in sie eingedrungen – wurden, indem er am Rand des Gemäldes eine dramatische Höllenszene hinzufügte. Besucher schreiten um Gerüste herum, ihre Stiefel hallen zwischen moosbedeckten Steinen wider.

Hoch oben auf dem Schlachtberg befindet sich das Panorama Museum, in dem Werner Tübkes monumentales Bauernkriegspanorama von 1989 ausgestellt ist. Im Inneren verschmelzen Figuren zu einem durchgehenden Fries aus Aufruhr und Vergeltung – Gesichter, die von Verzweiflung und Entschlossenheit gezeichnet sind, Pferde, die durch die Felder galoppieren und nie ganz zur Ruhe kommen. Es ist eine Vision, die zugleich erhaben und bedrückend ist, ein Farbkreis, der den Blick von einem Schrecken zum nächsten zieht.

Andernorts finden sich düstere Mahnmale des Verlustes: der jüdische Friedhof im Napptal, dessen Grabsteine ​​die Nazis 1933 räumten. Heute erinnert ihn ein einzelner Gedenkstein inmitten junger Buchen. Die Unterkirche, zwischen 1691 und 1701 auf den Ruinen einer Klosterkirche aus dem Jahr 1215 errichtet, bietet stille Nischen, in denen Sonnenstrahlen das alte Mauerwerk berühren. 1930 entstand eine römisch-katholische Pfarrgemeinde, die Mariä Himmelfahrt gewidmet ist. Ihre schlichte Fassade bildet einen Kontrast zu den verwitterten Mauern in der Nähe.

Pilger und Radfahrer durchqueren die Region auf dem Lutherweg, dem Unstrut-Werra- und dem Kyffhäuser-Radweg. Ihre Räder surren über Kopfsteinpflaster und Asphalt. Hinter jeder Kurve erblickt man von Jahrhunderten gezeichnete Dachlinien, weinbehangene Holzbalken und das stetige Plätschern des Wassers – ob aus einem Brunnen geschöpft, in einem Kanal glitzernd oder durch ein kunstvolles Badehaus gepumpt.

Kurz gesagt: Bad Frankenhausen/Kyffhäuser bleibt ein Ort der Begegnung – von Legende und Salz, von Heilung und Not, von kriegerischer Macht und spirituellem Trost. Es ist ein Zeugnis für die Beständigkeit von Städten: indem sie die Neigung eines schiefen Turms annehmen, Salzwasser aus uralten Tiefen schöpfen und die Geister von Schlachten und Fürstentümern in das lebendige Gewebe des Alltags einweben. Hier verweilt die Vergangenheit nicht einfach; sie fließt, wie die Wipper, durch jeden Stein und jeden Lichtstrahl.

Euro (€) (EUR)

Währung

9th century

Gegründet

+49 34671

Anrufcode

9,995

Bevölkerung

54,41 km²

Bereich

Österreichisches Deutsch

Offizielle Sprache

132 m (433 Fuß)

Elevation

MEZ/MESZ (UTC+1/+2)

Zeitzone

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