Bad Brückenau

Bad Brückenau

Bad Brückenau, ein bescheidener Kurort mit rund 6.695 Einwohnern und einer Fläche von 23,73 km², liegt im sanft bewaldeten Sinntal am westlichen Rand der Rhön im Nordwesten Bayerns. Seit der offiziellen Anerkennung seiner Heilquellen im Jahr 1747 entwickelte sich die Gemeinde um eine Reihe von Mineralquellen, deren Ruf für ihre therapeutische Wirkung seit Jahrhunderten erhalten ist. Im Landkreis Bad Kissingen gelegen, verbindet Bad Brückenau die zurückhaltende Würde seines barocken Architekturensembles mit dem unprätentiösen Rhythmus des Landlebens und bietet ein differenziertes Bild einer Siedlung, die sich durch Krieg, Katastrophen und wechselnde politische Gezeiten angepasst hat.

Die frühesten Kapitel der Geschichte Brückenaus gehen auf die Herrschaft Karls des Großen zurück, als eine speerbreite Heerstraße die Sinn an einer flachen Furt überquerte. Bauern auf der Suche nach Ackerland und Zugang zu dieser Nebenstraße ließen den Weiler Sinn-Aue entstehen. Seine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1249 dokumentiert die Verleihung von Privilegien durch das Bistum Fulda nach dem Vorbild der Stadtrechte von Gelnhausen. Adligen wurde bald gestattet, in der Umgebung vier Burgen zu errichten, deren Überreste – vor allem die Überreste von Hohelin – noch heute die Landschaft prägen. Unter der Doppelherrschaft von Abt Heinrich V. von Fulda und König Heinrich VII. erhielt Sinn-Aue 1310 die vollen Stadtrechte und damit das Recht, seine Mauern zu befestigen, Märkte abzuhalten, Alkohol zu verkaufen, Ratsversammlungen einzuberufen und die umliegenden Wälder zu nutzen. Trotz dieser Errungenschaften kam es immer wieder zu Reibereien mit den erblichen Rittergütern, die zu einer lokalen Legende Anlass gaben: Im Jahr 1400 sollen die Ritter von Thüngen die Stadt angegriffen haben, doch der Überlieferung zufolge konnten sie nur durch die Fürsprache des Heiligen Georg zurückgeschlagen werden. Georg wurde fortan als Schutzpatron verehrt, und seine Figur wurde in einem Drachentöter-Denkmal vor dem alten Rathaus verewigt.

Der Bau einer mächtigen Steinbrücke über die Sinn im Jahr 1597 markierte einen Wendepunkt und gab der Siedlung ihren heutigen Namen: Brückenau („Brückenwiese“). Diese Brücke überstand den Zweiten Weltkrieg nur knapp, als zurückweichende Truppen versuchten, sie abzureißen, und wurde erst in den 1960er Jahren durch die moderne Betonbrücke ersetzt, die noch heute genutzt wird. Bis 1605 zählten osmanische Steuerregister der Fürstabtei Fulda 191 Familien in der Stadt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die umliegenden Dörfer zerstört und geplündert, doch Brückenau blieb verschont – und dennoch forderte 1634 ein Pestausbruch einen schrecklichen Tribut. Der Wiederaufbau unter bayerischer Herrschaft erfolgte nach den Gebietsneuordnungen von 1816, als Brückenau dem neu erweiterten Königreich Bayern beitrat.

In der Nacht vom 13. auf den 14. August 1876 kam es zu einer Katastrophe: Ein Großbrand legte 140 der 260 Gebäude der Stadt in Schutt und Asche, tötete fünf Einwohner und vernichtete jahrhundertealte Archivdokumente. In den Jahren des Wiederaufbaus versuchten eine Reihe privater und städtischer Initiativen, dem Erfolg benachbarter Kurorte nachzueifern. Probebohrungen brachten eine Stahl- und eine Schwefelquelle im späteren Siebener Park zutage, später eine Eisenquelle in der Nähe des heutigen Georgi-Kurparks. Neben einem zunächst mit Schwefelwasser gespeisten Freibad entstand ein Badehaus mit Schlammbehandlungen und Massagen. Anfang der 1970er-Jahre folgte ein Hallenbad, das in den 1990er-Jahren modernisiert, jedoch am 1. Oktober 2023 endgültig geschlossen wurde.

Die offizielle Annahme des Namens Bad Brückenau am 8. April 1970 spiegelte die Identität der Stadt als Zentrum für Mineralkuren wider. Es wurde auch namensgebend für die Brückenauer Rhönallianz, einen interkommunalen Verband zur Koordinierung von Tourismus und Entwicklung in der weiteren fränkischen Region.

Zentral für den Charakter von Bad Brückenau ist das Staatsbad, ein Komplex, dessen Geschichte mit einer zufälligen Entdeckung im Jahr 1747 beginnt. Während eines Sommeraufenthalts in seiner Villa in Römershag erfuhr Fürstabt Amand von Buseck von Fulda durch seinen Hirten von einer Quelle, deren Wasser einen bemerkenswerten Geschmack hatte. Der Leibarzt des Klosters berichtete umgehend seinem Herrn, der die Erschließung der Quelle anordnete. 1749 säumten sechs pavillonartige Residenzen – Hirsch, Widder, Schwan, Lamm, Biber und Löwe – eine baumgesäumte Promenade, gekrönt vom querstehenden Fürstenbau, dem sogenannten Pferd. Ein gewölbter Quelltempel mit acht Säulen krönte das Ensemble. Der Siebenjährige Krieg verzögerte die Erweiterung, doch nach 1764 erhielt das Bad unter Fürstbischof Heinrich von Bibra seine heutige architektonische und gartenbauliche Handschrift, als 1779 das erste eigene Badehaus eröffnet wurde.

Die napoleonischen Unruhen und die Besetzung durch die Französischen Revolutionäre brachten Härten mit sich: 1796 verzeichnete das Kurbad lediglich 127 Gäste. Der Aufschwung unter bayerischer Herrschaft ab 1816 läutete die goldene Ära des Kurbades ein. König Ludwig I. besuchte das Kurbad zwischen 1818 und 1862 nicht weniger als 26 Mal und übte vom Fürstenhof aus gelegentlich die bayerische Staatskunst aus. Hier traf der Monarch 1847 Eliza Gilbert – Lola Montez – eine Liaison, die 1848 revolutionären Eifer auslöste und ihn schließlich die Krone kostete.

Durch die Eingemeindungen 1939 (Römershag und Wernarz) und 1978 (Volkers) erweiterten sich die Gemeindegrenzen. Demographisch wuchs die Stadt stetig: von 6.118 Einwohnern im Jahr 1988 auf 6.449 im Jahr 2018 – ein Anstieg von 5,4 Prozent.

Das kulturelle Erbe Bad Brückenaus spiegelt sich in seinem vielfältigen religiösen Erbe wider. Der Katholizismus, 1694 als eigenständige Pfarrei gegründet, konzentriert sich heute auf die Pfarrei St. Bartholomäus und die Schlosskirche St. Benedikt, die den Römershag umfassen; Wernarz beherbergt St. Josef, den Bräutigam Mariens, und die Kirche Maria, Heil der Kranken des Staatsbades. Seit 2009 gehören diese Gemeinden zur katholischen Pfarrgemeinde St. Georg Bad Brückenau, die seit dem 9. Januar 2022 zum Dekanat Bad Kissingen gehört. Der protestantische Gottesdienst fand Ausdruck in der Christuskirche (1908) und später in der evangelisch-lutherischen Friedenskirche (1957–1959) im Georgipark. Zwischen 1908 und 1920 beherbergte Baron Andrei Budberg eine russisch-orthodoxe Kapelle der Heiligen Maria Magdalena, ein Symbol für die Weltoffenheit der Stadt im frühen 20. Jahrhundert.

Die jüdische Präsenz in Brückenau reicht bis ins Mittelalter zurück, wie die Judengasse, einst Heimat der am 22. August 1913 eingeweihten Synagoge, und der 1923 geweihte Friedhof belegen. Samuel Josef Agnons Novelle „Zwischen zwei Städten“ erinnert an diese Gemeinde. Mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus wurde jüdisches Leben brutal ausgelöscht: Die Synagoge fiel in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 einem Brandanschlag der SA zum Opfer, und bis 1940 wurden die letzten Juden deportiert. Ein 1987 errichteter Gedenkstein auf dem Neuen Friedhof erinnert an die 141 Opfer aus dem Stadtteil Brückenau.

Die Stadtverwaltung wird heute vom Ersten Bürgermeister Jan-Malte Marberg (SPD) geführt, der am 12. Mai 2024 mit 54,0 Prozent der Stimmen gewählt wurde und sein Amt am 14. Mai 2024 antrat. Der 20-köpfige Stadtrat setzt sich aus CSU (7 Sitze), PWG (7), SPD (3), Grünen (2) und FDP/FB (1) zusammen.

Die Heraldik Bad Brückenaus vereint die fuldische Vergangenheit mit dem Erbe des Fürstabtes Bernhard Gustav von Baden-Durlach. Das kleine Wappen – ein roter Schrägbalken auf Gold – erinnert an das Fuldaer Stadtwappen, während das große Wappen das Fuldaer Kreuz mit der Büste Hildegards, der Gründerin des Klosters Kempten, viertelt und so das geistliche und weltliche Erbe der Stadt unterstreicht.

Seit 1980 ist Brückenau mit dem französischen Ancenis verschwistert; fünf Jahre später kam Kirkham in Lancashire hinzu. Der gegenseitige Austausch wird durch den 2012 gegründeten Verein zur Förderung europäischer Städtepartnerschaften gefördert.

Museen bilden den Mittelpunkt des kulturellen Angebots der Stadt: Das Deutsche Fahrradmuseum und die lokalgeschichtlichen Räume im Alten Rathaus präsentieren die Entwicklung Brückenaus. Das Staatsbad Brückenau beherbergt das Bayerische Kammerorchester, dessen Konzertsaisonen und Universitätskonzerte die neoklassizistische Pracht des Kursaals unterstreichen. Der Kursaal wurde von König Ludwig I. in Auftrag gegeben und 1833 nach einer im Fackelschein begangenen Grundsteinlegungszeremonie im Jahr 1827 eröffnet. Er ist mit Deckengemälden im Stil der italienischen Renaissance von Ludwig Höger und Jakob Hochbrand ausgestattet. Innerhalb des Kurkomplexes dient der Elisabethenhof – 1894 zu Ehren von Kaiserin Elisabeth von Österreich („Sissi“) erbaut – heute als Staatliche Kurverwaltung und bietet Gästeservices, Therapiebüros und eine Lounge. In der Nähe befindet sich das Schlosshotel Fürstenhof, das 1775 im Auftrag von Heinrich von Bebra erbaut und später unter Johann Gottfried Gutensohn erweitert wurde und als Dependance des Dorint Resort & Spa weitergeführt wird.

Zu den Erweiterungen der Jahrhundertwende zählen das Parkhotel (1899–1901) von Max Littmann, heute das Vital Spa, und das neoklassizistische Bellevue (1819) von Bernhard Morell. Leo von Klenzes „Altes Badehaus“ (1823) und Eugen Drollingers Anbau von 1901 flankieren das Badhotel. Ein restauriertes Kutscherhaus aus dem Jahr 1827 – im Auftrag Ludwigs von Johann Nepomuk Pertsch umgestaltet – beherbergt den Staatlichen Kurgarten.

Der Wernarzer Quelltempel (1911) von Drollinger überragt die Wernarzer Quelle, die 1749 erstmals gefasst wurde. Seine achteckige Kolonnade und Jugendstilelemente prägen die Promenade. Daneben stehen die Christuskirche (nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem) und St. Marien im bayerischen Barock, beides Entwürfe Drollingers, sowie die Pfarrkirche St. Bartholomäus von Johann Georg Link (eingeweiht 1783). Das Alte Rathaus, historische Gasthäuser aus dem 16. Jahrhundert, das Kloster Volkersberg sowie die Grenzwald- und Sinntalbrücke runden das architektonische Panorama ab.

Andrea Gallasinis barocker Gartenplan für das Kurbad aus dem Jahr 1747 – mit einer strengen Nord-Süd-Achse – blieb erhalten, auch wenn Teile im englischen Landschaftsstil gestaltet wurden. Die heutigen Parkrestaurierungen folgen der ursprünglichen Baumstruktur: Kastanien in Buchsbaumform, eine originalgetreu geschnittene Lindenpergola und ehrwürdige Exemplare wie die König-Ludwig-Eiche (Umfang sieben Meter), die Gurken-Magnolie und ein jahrhundertealter Ginkgo.

Weitere Grünflächen – der Georgi Kurpark, der Siebener Park und der Landschaftspark Sinntal – ergänzen den Kurpark. Zu den Wellnesseinrichtungen zählen die inzwischen geschlossene Therme Sinnflut, das Dorint Vital Spa & Garden und das Regena Health Resort & Spa. Saisonale Rhythmen bringen Open-Air-Konzerte im Schlosspark, historische Parkfeste, Kurkonzerte in der Wandelhalle, Maskenbälle im Kursaal unter dem Motto „König Ludwig lädt zum Tanzen ein“, den Mantelsonntag, das Stadtfest und regionale Märkte jeden vierten Samstag.

Das sportliche Zentrum liegt im Hans-Pfister-Stadion, wo während der WM 2006 die kroatische Nationalmannschaft trainierte. Lokale Vereine wie der 1. FC Bad Brückenau stellen Mannschaften in Fußball, Handball und anderen Disziplinen auf, während der TV 1884 Turnen, Volleyball, Basketball, Leichtathletik, Judo und Tanz anbietet. Der Dreggichen 1000er Traillauf im Herbst fordert die Teilnehmer über 10 Kilometer mit fast 140 Höhenmetern heraus, und der jährliche Pink Run am 3. Oktober sammelt Spenden für die Brustkrebsforschung.

Die Heilquellen – jede mit ihrem eigenen Mineralprofil – sind nach wie vor die Lebensader der Stadt. Die Stahlquelle, die erstmals 1747 erwähnt und 1965 bis auf 300 m Tiefe erbohrt wurde, liefert eisenreiches, kohlensäurehaltiges Wasser, das zur Behandlung von Anämie und Kreislauferkrankungen verwendet wird; es wird kommerziell als Bad Brückenau Mineralwasser abgefüllt. Die 10 °C warme Wernarzer Quelle in 60 m Tiefe und ihre Cousine, die Sinnberger Quelle (50 m tief), produzieren beide saures, natriumarmes Wasser für die Nieren- und Harnwegstherapie. Die Lola-Montez-Quelle – reich an Spurenelementen – unterstützt die Gesundheit von Haut, Nägeln und Haaren und hilft bei Stoffwechsel- und Gallenerkrankungen. Die Bad Brückenau Vitalquelle, ebenfalls stark kohlensäurehaltig, wird bei erhöhtem Harnsäurespiegel sowie Verdauungs- oder Kreislauferkrankungen verschrieben. Die Schwefelquelle im Siebener Park und die tiefe Georgi-Quelle bieten weitere Möglichkeiten für diejenigen, die chemische, thermische und mechanische Balneotherapie wünschen.

Moderne Infrastruktur verbindet Bad Brückenau mit weiteren Regionen: Die Autobahn A7 verfügt über zwei Ausfahrten (Bad Brückenau/Wildflecken und Bad Brückenau/Volkers), der nächste Bahnanschluss in Jossa (Sinntal) und Buslinien nach Fulda gewährleisten die Anbindung an das überregionale Netz. Die ehemalige Bahnstrecke Jossa–Wildflecken bildet heute den Rhönexpress-Radweg, und der Segelflugplatz Bad Brückenau-Oberleichtersbach ist weiterhin ein beliebter Treffpunkt für Leichtflieger. Pilger auf dem Fränkischen Marienweg durchqueren die Stadt und nutzen sie als Ort der Ruhe und als Wegpunkt tiefer spiritueller Reisen.

Im Wechselspiel von rauem Gelände und kultivierter Eleganz verkörpert Bad Brückenau sowohl die harte Geschichte einer Gemeinde, die Krieg, Feuer und politischen Wandel überstand, als auch die unerwartete Schönheit eines Kurortes, der von Wasser, Wind und den Sehnsüchten von Fürsten und Bauern gleichermaßen geprägt wurde. Hier, inmitten barocker Pavillons und alter Eichen, setzt sich der Rhythmus von Heilung und Wohnen fort und lädt zum Nachdenken über die Verbindungen zwischen Land, Wasser und menschlichem Geist ein.

Euro (€) (EUR)

Währung

1296

Gegründet

+49 9741

Anrufcode

6,674

Bevölkerung

44,32 km²

Bereich

Deutsch

Offizielle Sprache

305 m (1.001 Fuß)

Elevation

MEZ/MESZ (UTC+1/+2)

Zeitzone

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