Während viele der prächtigsten Städte Europas im Schatten ihrer bekannteren Gegenstücke stehen, ist dies eine wahre Schatzkammer bezaubernder Städte. Von der künstlerischen Anziehungskraft …
Muharraq liegt auf der bahrainischen Insel Muharraq und ist durch einen 2,5 km langen Damm mit der Hauptstadt Manama verbunden. Einst Hauptstadt Bahrains (bis 1932), ist Muharraq heute eine Stadt mit engen Gassen und historischen Vierteln und etwa 263.000 Einwohnern. Der internationale Flughafen von Bahrain liegt an ihrer Nordküste, und die Insel wirkt sowohl isoliert als auch kosmopolitisch: Viele Einwohner pendeln täglich mit Fähren über eine schmale Bucht in die Geschäftsviertel Manamas, und auch der Hauptsitz von Gulf Air und anderen Agenturen ist hier angesiedelt. Im Winter trägt eine Brise aus Osten den salzigen Geruch des Meeres und den Rauch von Weihrauch aus den Häusern der Einheimischen herbei und erinnert daran, dass Muharraq, obwohl nur einen Steinwurf von den Wolkenkratzern Manamas entfernt, seinen alten arabischen Charakter bewahrt hat.
Archäologische Funde deuten darauf hin, dass Muharraq Teil der bronzezeitlichen Dilmun-Zivilisation war, einem frühen Handelsstaat am Golf. Klassische Geographen setzten Bahrain später mit Tylos oder „Arwad“ gleich und hielten es für die mythische Wiege Phöniziens. Nach dem Abzug der Achämeniden geriet Muharraq unter hellenistischen (seleukidischen) Einfluss, und ein heidnischer Kult des Ochsengottes Awal entwickelte sich hier zu einem Zentrum.
Im 5. Jahrhundert n. Chr. war die Stadt zu einem blühenden Zentrum des nestorianischen Christentums geworden – so sehr, dass lokale Ortsnamen die Erinnerung daran bewahren. (Das Dorf Al-Dair bedeutet wörtlich „das Kloster“ und Qalali „Mönchskloster“.) Als die Portugiesen 1521 Bahrain einnahmen und dann 1602 die Perser, blieb Muharraq der wichtigste Hafen und die wichtigste Siedlung der Insel.
Schließlich kam Muharraq 1783 zusammen mit dem Rest Bahrains unter die Herrschaft von Scheich Isa bin Ali Al Khalifa. Im 19. Jahrhundert diente Muharraq als Palaststadt der Scheichs Al Khalifa; Scheich Isa (reg. 1869–1932) erbaute das große Hofhaus, das noch heute seinen Namen trägt. Mit der Entdeckung der Ölvorkommen im 20. Jahrhundert wuchs Manama rasant, doch Muharraq verlor nie den Charakter einer bewohnten, traditionellen Stadt.
Die Glaubensgeschichte Muharraqs ist greifbar. Abgesehen von den nestorianischen Christen der Spätantike ist Muharraqs moderne religiöse Landschaft überwiegend islamisch geprägt. Man kann noch heute alte Moscheen und Sufi-Schreine in den Gassen (den als Fareej bekannten Vierteln) besichtigen. Der alte Muharraqi-Dialekt und die lokalen Bräuche spiegeln die Wurzeln der Beduinen und der Seefahrt wider. Dörfer wie Al-Dair (wo Archäologen unter der heutigen Moschee eine Kirche aus byzantinischer Zeit fanden) und Qalali spiegeln die griechische und syrische Vergangenheit wider: Ihre Namen sind Überbleibsel der christlichen Ära. Nach der Machtübernahme des Kalifen siedelten sich hier sunnitisch-arabische Stammesfamilien an (ein Kontrast zu den schiitischen Vierteln im Zentrum Manamas). Die prächtigen Häuser wohlhabender Familien mit ihren Windtürmen waren oft um private Innenhöfe und Moscheen herum gebaut. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Muharraq seine religiöse Geschichte eher in den Dorfnamen und der Architektur seiner Gemeindemoscheen als in großen Monumenten zur Schau stellt.
Entlang der Ufermauer von Muharraq und durch die Altstadt erstreckt sich ein Wanderweg, der als „Pearling Trail“ bekannt ist. Diese Route verbindet 17 restaurierte Kaufmannshäuser, alte Läden und Lagerhäuser, die einst Perlenhändlern gehörten. 2012 wurde dieses Viertel von der UNESCO als „Perlenlager, Zeugnis einer Inselwirtschaft“ anerkannt. Zum Weltkulturerbe gehören das südliche Fort Bu Maher (Abu Mahir) und drei vor der Küste gelegene Austernbänke. Der Weg (auf Arabisch Masar al-Lulu) ist etwa 3,5 km lang und führt Besucher an ehrwürdigen Schwellen vorbei in den Hafen. Der Höhepunkt des Weges ist das Fort Bu Maher in Halat Bu Maher. Dieses bescheidene Küstenfort, erbaut 1840, bewachte einst die Boote, die zu den Perlenbänken hinausfuhren; heute umrahmt es das Rauschen des Meeres am Ende des Weges.
Wenn man dem Perlenpfad nach Osten folgt, gelangt man zu den berühmtesten restaurierten Häusern von Muharraq. Das Siyadi-Haus (Bayt Siyadi) ist einer der ersten Stopps. Es wurde im späten 19. Jahrhundert von der Familie Siyadi – einer Dynastie von Perlenhändlern – erbaut. Der Komplex umfasst eine private Moschee (eine der ältesten, die durchgehend genutzt wird) und einen Madschlis (Gästeempfangssaal), die alle um einen Innenhof angeordnet sind. In der Nähe steht das Scheich-Isa-bin-Ali-Haus, der ehemalige Palast des regierenden Scheichs (erbaut 1869–70). Hinter seiner schlichten weißen Fassade verbirgt sich ein Labyrinth aus vier Innenhöfen und Räumen, die durch schmale Gassen miteinander verbunden sind. Die auffälligsten Merkmale des Hauses sind seine hohen Windtürme (Badgirs), die einst eine kühle Brise in die darunter liegenden Hallen leiteten. Das in seinen Zustand aus dem 19. Jahrhundert zurückversetzte Haus von Scheich Isa bietet einen intimen Einblick in das königliche Leben und seine Reihen von Spitzbögen und Gitterwerk spiegeln die typische islamische Architektur der Golfregion wider.
Selbst im Inneren dieser Villen spürt man, wie die Erbauer von Muharraq mit Licht und Luft arbeiteten. In Scheich Isas Haus spielt das Sonnenlicht auf dem hellen Putz und dem Holzgitter. Die zahnradartigen Schächte der Windtürme ragen über die Flachdächer, während schattige Säulengänge einen kühlen Innenhof umrahmen. Jede geschnitzte Tür und jede auskragende Ecke erzählt von einer Zeit vor modernen Klimaanlagen. Etwas weiter entfernt bewacht das Fort von Arad die Hafeneinfahrt. Diese kompakte Festung stammt aus dem 15. Jahrhundert und befand sich einst auf einer kleinen Insel; heute ist sie vollständig mit der Insel Muharraq verbunden. Ihre kräftigen Mauern und Türme – Beispiele traditioneller islamischer Militärbauweise – wurden umfassend restauriert und nachts sogar beleuchtet, um ihre Zinnen hervorzuheben.
Nicht weit entfernt, auf der anderen Seite des Wassers, steht das Bu Maher Fort (das sogenannte Abu Mahir Fort). Mit seinem rechteckigen Grundriss und vier runden Ecktürmen wurde es 1840 von Abdullah bin Ahmed Al Khalifa als zusätzliches Schutzgebäude für das Arad Fort erbaut. Obwohl es 1868 in Konflikten teilweise zerstört wurde, wurde es später wieder aufgebaut und schließlich in den Perlenpfad integriert. Bu Maher ist heute eine museale Ruine. Direkt daneben liegen die hölzernen Kaiken und Dhaus am Ufer – eine Erinnerung daran, dass diese Forts einst über eine ganz andere Seelandschaft mit segelnden Perlenbooten statt Fähren und Jetskis wachten.
Zwischen Festungen und Moscheen beherbergt Muharraq auch Museen, die privates Kulturerbe bewahren. Das Bin Matar House war der Majlis von Salman Hussein Bin Matar, einem der bekanntesten Perlenhändler der Insel. Das 1905 aus traditionellen Materialien (Palmstämmen, Meeressteinen und Gips) erbaute Haus wäre bei einer Sanierung beinahe verloren gegangen. 2009 wurde es nach der Restaurierung durch eine Kulturstiftung als Perlenmuseum wiedereröffnet. Im Inneren sind die grob behauenen Balken und Windtürme intakt und Ausstellungsstücke erklären die Vorgänge beim Perlentauchen und bahrainische Überlieferungen. In der Nähe erinnert das Abdulla Al Zayed Press Heritage House an einen anderen Aspekt der lokalen Geschichte: Es war das Zuhause des Mannes, der Bahrains erste Wochenzeitung gründete. Das 2003 restaurierte Zayed House beherbergt heute alte Druckmaschinen, Fotografien und Zeitungen und bewahrt so die Geschichte der freien Presse in Muharraq unter der Herrschaft Al Khalifa.
Eine weitere kulturelle Sehenswürdigkeit ist das Rashid Al-Oraifi Museum, eine kleine Kunstgalerie im ehemaligen Haus der Familie Oraifi. Architektonisch ist das Haus modern gestaltet, im Inneren sind jedoch Gemälde von Rashid Al Oraifi ausgestellt, einem einheimischen Künstler, der sich von der Archäologie der Dilmun-Ära und bahrainischen Traditionen inspirieren ließ. Der luftige Innenhof und die strahlend weißen Rahmen des Museums lassen es wie ein Produkt des modernen Muharraq wirken und würdigen die Verbindung zwischen der antiken Vergangenheit der Insel und ihrer lebendigen Kunst.
Das Herz des alten Muharraq ist sein Souk und die umliegenden Läden. Am späten Nachmittag erwachen die Gassen des Souks zum Leben und der Duft von Gewürzen, Weihrauch und Süßigkeiten erfüllt sie. Trotz seiner bescheidenen Größe ist der Muharraq Souk für seine Halwa- oder Süßwarenläden berühmt. Halwa ist hier nicht mit westlichen Süßigkeiten zu vergleichen. Es ist ein dicker, klebriger Pudding, der von Halwachi-Bäckern in riesigen Kupferkesseln gekocht wird. Rosenwasser, Kardamom und Safranfäden werden in die köchelnde Zuckermischung eingerührt und wenn sie zum Abkühlen ausgegossen wird, ist sie großzügig mit Mandeln, Pistazien oder Walnüssen bestreut. Warme Halwa schmeckt sehr süß und Händler bieten Passanten oft eine kleine Kostprobe (Taʿam genannt) auf einem Tablett an. Die Kunden stehen Schlange, um Tüten davon zu kaufen und ein lokaler Halwa-Laden – Hussein Mohamed Showaiter Sweets – ist für seine jahrhundertealten Rezepte bekannt. Neben Süßwaren gibt es auf dem Souk auch Läden von Tuchwebern, Kupferarbeitern und Goldschmieden, doch am meisten im Gedächtnis bleibt das Schauspiel der Halwa-Herstellung.
Abseits der Touristenströme lebt Muharraq seine Identität in seinen gewöhnlichen Vierteln. Die Stadt ist traditionell in Fareej (ausgesprochen „Firjan“) unterteilt, kompakte Bezirke, deren Zentrum oft eine gemeinsame Moschee ist. Der älteste ist Fareej Al Bin Ali, gegründet im 17. Jahrhundert von Mitgliedern des sunnitischen Stammes Al Bin Ali. Auch heute noch sind die meisten Fareej von Muharraq sunnitische Gemeinden. (Dies ist ein bemerkenswerter Kontrast zu den mehrheitlich schiitischen Souks und Gassen Manamas auf der anderen Seite des Damms.) In jedem Fareej kennen sich die Familien untereinander, und ihre kleinen Moscheen und Versammlungshallen dienen noch immer als gesellschaftliche Mittelpunkte. Beim Spazieren durch diese Straßen kann man mit etwas Glück traditionelle bahrainische Häuser erblicken (lange, einstöckige Häuser mit niedrigen Dächern), die seit Generationen in Familienbesitz sind. In manchen Ecken der Stadt herrscht reges Geplauder: Ältere trinken Tee vor der Moschee, Kinder kicken auf einer Gasse, Ladenbesitzer unterhalten sich auf den Treppenstufen. Diese alltäglichen Szenen verleihen Muharraq eine warme, lebendige Atmosphäre – die Geschichte ist hier nicht hinter Glas versiegelt, sondern wird von den Menschen weitergetragen.
Muharraqs kulturelles Leben erstreckt sich auch auf Musik und Sport. Hier wurde Bahrains berühmtester moderner Musiker geboren: Ali Bahar, Gitarrist und Sänger der Band Al Ekhwa, wurde in Muharraq geboren und wuchs dort auf. Bahar (Spitzname „König von Dilmun“) verband traditionelle Melodien aus der Golfregion mit Rockrhythmen, und seine Lieder erfreuen sich in Bahrain und der Golfregion bis heute großer Beliebtheit. Die Insel ehrt auch ältere musikalische Wurzeln: In der Nähe des Marktes erinnert das kleine Mohamed-bin-Fares-Museum an einen bekannten Oud-Spieler und Komponisten, der sich auf urbane Volksmusik (Al-Sout) spezialisierte. Darin befinden sich seine alten Schallplatten, Instrumente und persönlichen Erinnerungsstücke – ein Zeugnis der Muharraqi-Musikrichtung Bahrains.
Der Muharraq Club ist eine Institution im Sport. Gegründet 1928, ist er Bahrains ältester und erfolgreichster Fußballverein. Rot gekleidete Fans versammeln sich oft samstagnachmittags in einem einfachen Stadion auf der Insel und feuern die nach der Stadt benannte Mannschaft an. Vereinsfahnen wehen auf den Dächern, und selbst in einigen engen Gassen und an manchen Ladenfronten prangt das Vereinsemblem. In Muharraq ist der Stolz auf diese lokale Mannschaft so groß wie auf jedes historische Denkmal – für viele Familien ist das Zuschauen bei den Spielen des Muharraq Clubs so selbstverständlich wie jede Perlenfischergeschichte aus alter Zeit.
Trotz seiner reichen Vergangenheit ist in Muharraq nicht die Zeit stehen geblieben. In seinen Straßen wimmelt es von Motorrollern und parkenden Autos, und die traditionellen Schilf- und Gipshäuser stehen neben modernen Betonhäusern. Der internationale Flughafen von Bahrain (der einzige Verkehrsflughafen des Königreichs) liegt nördlich der Stadt, hinter der Festung Arad. Tag und Nacht landen und starten Flüge, sodass die Skyline von Muharraq gelegentlich von einem Kondensstreifen durchzogen wird. In der Nähe befindet sich der Hauptsitz von Gulf Air, der die Brücke der Insel zwischen lokalem Leben und globalem Reisen symbolisiert.
Am einen Ende der Stadt blicken die Bürotürme von Gulf Air auf ruhige Gassen mit alten Häusern. Am anderen Ende, hinter dem Bu Maher Fort, wird wie seit Jahrhunderten gearbeitet: In Muharraqs traditioneller Dhau-Werft bauen erfahrene Zimmerleute noch immer hölzerne Segelboote von Hand. Dies ist die letzte aktive Dhau-Werft in Bahrain, versteckt hinter einem modernen Zaun am Fischerhafen. Dort erinnern der raue Geruch von Teakholz und das Knarren der Gelenke einer im Bau befindlichen neuen Dhau an Muharraqs Seefahrertradition. Die gesangsartigen Rufe und die gestählten Schultern der Bootsbauer vermitteln gewissermaßen den Geist der Perlentaucher von einst.
Wer heute durch diese Straßen geht, spürt, wie das alte und das neue Leben Muharraqs ganz selbstverständlich nebeneinander existieren. Das Licht des späten Nachmittags fällt golden auf einen Windturm; in der Nähe ist das unaufhörliche Rauschen des Verkehrs zu hören. Ein Passant in traditioneller Kleidung grüßt vielleicht einen jungen Mann mit Baseballkappe. Das Markenzeichen der Stadt ist dieser sanfte Übergang der Epochen – eine Inselgemeinde, die stets nach außen (zum Meer und darüber hinaus) geblickt und dennoch die Orte der Erinnerung sorgfältig bewahrt hat. Wer innehält und zuhört, dem erzählt Muharraq seine Geschichte – in den Namen der Straßen und Moscheen, in jeder salzigen Böe vom Golf und in der warmen Süße eines Halwa-Ladens an einer ruhigen Ecke. Jeder Stein und jede Brise ist eine Seite Geschichte, doch die Stadt wirkt lebendig und menschlich, weit entfernt von einem Relikt, und heißt den Besucher in ihren Rhythmen und Traditionen willkommen.
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