Rio de Janeiro als Reiseziel

Rio de Janeiro als Touristenziel

Rio de Janeiro ist eine Stadt, die die Herzen der Menschen nachhaltig verändert. Die atemberaubende Landschaft, das reiche kulturelle Erbe und die energische Einstellung der Menschen sorgen für ein ganz besonderes Geflecht von Ereignissen. Die Seele Rios erstrahlt in dieser Stadt der Kontraste, in der Luxus und Armut nebeneinander existieren und alle dazu aufgerufen werden, im Rhythmus des Lebens zu tanzen, die Schönheit der Hügel zu umarmen und die Freuden der Strände zu genießen. Rio de Janeiro verspricht eine fantastische Reise ins Herz Brasiliens, egal ob Sie der Charme der berühmten Sehenswürdigkeiten oder die Freundlichkeit der Menschen anziehend finden.

Rio de Janeiro wird oft als Cidade Maravilhosa – die wunderbare Stadt – gefeiert, und seine atemberaubende Landschaft scheint wie geschaffen für Postkarten. Vom Gipfel des Corcovado bis zum weitläufigen Strand der Copacabana ist das natürliche Amphitheater der Stadt buchstäblich eine „Stadtlandschaft“, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Doch hinter den Hochglanzbildern verbirgt sich eine vielschichtige Realität: Rios 1.182,3 km² großes Stadtgebiet beherbergt etwa 6 Millionen Einwohner (12–13 Millionen im Großraum Rio). Die Cariocas (wie die Einheimischen genannt werden) leben in so unterschiedlichen Vierteln wie elitären Strandvierteln und dicht besiedelten Favelas an den Hängen – Wohlstand und Armut liegen in Sichtweite dicht beieinander.

Rio de Janeiros Lage ist einzigartig. Die Stadt erstreckt sich entlang der Atlantikküste auf einer schmalen Küstenebene zwischen bewaldeten Gipfeln und der Einfahrt zur Guanabara-Bucht. Darüber thront der Tijuca-Nationalpark, ein wiederhergestellter Atlantischer Regenwald, der den Corcovado und nahegelegene Gebirgsketten umschließt. Tijuca (gegründet 1961) ist einer der weltweit größten urbanen Wälder und in ihm liegt der 710 m hohe Corcovado, gekrönt von der Christusstatue Cristo Redentor. Im Jahr 2012 erklärte die UNESCO Rios „Carioca-Landschaften zwischen Bergen und Meer“ zum Weltkulturerbe und verwies dabei auf das dramatische Zusammenspiel von Stränden, Bergen und künstlich angelegten Räumen. Die Stätte erwähnt ausdrücklich Merkmale wie den Botanischen Garten von 1808, die Christusstatue auf dem Corcovado und die angelegten Gärten der Copacabana als Elemente, die Rios Entwicklung geprägt haben. Laut UNESCO „erstreckt sich das Welterbe von den höchsten Punkten der Berge des Tijuca-Nationalparks mit seinem wiederhergestellten Atlantischen Regenwald bis hinunter zu den Stränden und dem Meer“.

Rios Klima ist geprägt vom tropischen Monsun: heiß und feucht im Sommer (Dezember–März) und relativ trockener im Winter (Juni–September). Die Durchschnittstemperaturen liegen im Sommer bei 25–30 °C und im Winter bei 20–25 °C. Die Nähe zum Meer und die häufige Meeresbrise sorgen für warme, aber selten extreme Temperaturen. Die Flora und Fauna der Hügel Rios ist überraschend reichhaltig: Die Stadt beherbergt sogar Floresta da Pedra Branca, das größte städtische Waldreservat der Welt, westlich von Tijuca.

Direkt am Wasser liegen fast 100 Strände entlang der Küste von Rio. Insgesamt erstrecken sie sich über ungefähr 83 km Sandstrand und Ufer. Die beiden berühmtesten – Copacabana und Ipanema – sind glitzernde, 4 km bzw. 2 km lange Sandbögen (siehe Bild oben). Copacabana beispielsweise nimmt einen schmalen Landstreifen zwischen Bergen und Meer ein und ist berühmt für seinen „prachtvollen“, 4 km langen, geschwungenen Strand, der von Hotelwolkenkratzern, Restaurants, Bars und der ikonischen Fliesenpromenade gesäumt ist. Rios andere Strände reichen von der 16 km langen Fläche von Barra da Tijuca in der Westzone bis zu den Klippen von Prainha, aber es sind die Strände der Südzone, die das öffentliche Bild von Rio prägen.

Rios geografische Lage prägt auch seine urbane Gestalt. Die historische Innenstadt (Centro) liegt relativ flach nahe der Bucht, doch viele Viertel liegen auf Hügeln oder erstrecken sich entlang von Lagunen und Buchten. Die Guanabara-Bucht schützt den Hafen und die östliche Stadt, während im Süden die ruhige Lagune Rodrigo de Freitas liegt, umgeben von gehobenen Vierteln. All dies trägt zu Rios berühmten Ausblicken bei: Vom Zuckerhut oder Corcovado blickt man auf gewundene Strände, die Lagune und die weitläufige, von Bergen eingerahmte Stadt.

Erbe und historischer Kontext

Obwohl dieser Artikel sich auf das heutige Rio konzentriert, hilft ein kurzer historischer Abriss, das Stadtgefüge zu erklären. Rio wurde 1565 als portugiesische Kolonie gegründet und entwickelte sich bis ins 19. Jahrhundert langsam zu einer Provinzstadt. Als der portugiesische Königshof 1808 vor Napoleons Invasion floh, wurde Rio de facto die Hauptstadt des portugiesischen Reiches. Von 1822 (der brasilianischen Unabhängigkeit) bis 1960 war Rio die Hauptstadt Brasiliens. Sie war ein dynamisches nationales Zentrum: Regierungssitz, kulturelles Zentrum und Ort nationaler Unternehmen. 1960 wurde Brasília zur neuen Hauptstadt Brasiliens erklärt, und aus Rio de Janeiro wurde der Bundesstaat Guanabara. Bald darauf, im Jahr 1975, schloss sich Guanabara dem umliegenden Bundesstaat Rio de Janeiro an. Obwohl der Regierungssitz verlegt wurde, blieb Rio Brasiliens zweitgrößte Stadt und kulturelles Zentrum.

Viele öffentliche Gebäude und Stadtviertel Rios spiegeln seine Vergangenheit wider. In Centro findet man Stätten aus der Kolonialzeit wie den Paço Imperial (einen Königspalast aus dem 18. Jahrhundert) und Kirchen aus dem 19. Jahrhundert neben monumentaler Architektur des frühen 20. Jahrhunderts (zum Beispiel das 1909 eröffnete Theatro Municipal, das der Pariser Oper nachempfunden ist). Die Gebiete Cidade Nova und Flamengo wurden im Zuge der Modernisierung der Stadt zugeschüttet oder renoviert. Die Südzone – im 17. und 18. Jahrhundert einst ruhiges Ackerland – wandelte sich nach dem Bau der Eisenbahn nach Petropolis und war im frühen 20. Jahrhundert zum Tummelplatz der Elite Rios geworden. Heute liegen in diesen Gebieten die berühmten Strände von Copacabana, Ipanema und der wohlhabende Vorort Leblon.

Diese vielschichtige Geschichte erklärt viel über Rios heutiges Leben: Der koloniale Kern ist relativ kompakt und nachts oft ruhig, während sich die neue Bebauung über breite Alleen und Wohnsiedlungen erstreckte. Einige alte städtische Nachverdichtungsprojekte, wie das Hafengebiet, wurden erst kürzlich neu gestaltet (zum Beispiel die Erneuerung der Uferpromenade von Porto Maravilha). Die prachtvollen Viertel „Braziliana“ und „Art déco“ (z. B. Glória, Botafogo) stammen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und spiegeln Rios Reichtum als Zentrum des Kaffeehandels wider. Gleichzeitig kam es ab den 1980er Jahren zu einem rasanten Wachstum armer Siedlungen (Favelas) an unbewohnten Hängen, als Migranten ankamen.

Ikonische Wahrzeichen und Stadtlandschaften

Zwei Sehenswürdigkeiten prägen Rios Wahrzeichen: die Christusstatue und der Zuckerhut. Zusammen mit den Mosaikstränden prägen sie das Stadtbild.

Christus der Erlöser (Cristo Redentor) ist eine 30 m hohe Art-déco-Statue von Jesus auf dem Gipfel des Corcovado, der 710 m über dem Meeresspiegel liegt. Die 1931 fertiggestellte Statue (mit ihrem 8 m hohen Sockel) ist 38 m hoch und hat eine Spannweite von 28 m mit ausgestreckten Armen. Sie wurde schnell zum Wahrzeichen Brasiliens und sogar zu einem der neuen sieben Weltwunder gewählt. Eine Zahnradbahn (1884 erbaut und später wiederaufgebaut) bringt Besucher durch den Tijuca-Wald zur Bergstation, obwohl viele auch zu Fuß oder mit dem Auto ein Stück des Weges zurücklegen. Die Aussicht vom Sockel der Christusstatue über die Stadt und die Bucht wird oft als „eine der schönsten der Welt“ bezeichnet – laut UNESCO liegt Rio tatsächlich „in dem schmalen Streifen Schwemmlandebene zwischen der Guanabara-Bucht und dem Atlantischen Ozean“, sodass von Aussichtsplattformen aus ein Blick auf die Stadt zwischen Bergen und Meer zu sehen ist.

Der Zuckerhut (Pão de Açúcar) ist der nahegelegene, 396 m hohe Granitgipfel an der Mündung der Bucht. Er erhebt sich steil aus dem Wasser und bietet seit jeher einen Panoramablick auf Rio. Die berühmte Seilbahn, die dort 1912 eröffnet wurde (die erste ihrer Art in Brasilien und eine der ersten weltweit), ist die erste ihrer Art in Brasilien. Heute bringt eine Talstation auf dem Urca-Hügel Besucher zu einem Aussichtspunkt, von wo aus eine zweite Gondel auf den Gipfel des Zuckerhuts fährt. Von dort aus überblickt man Rio vom Flamengo-Park bis hin zur Ilha do Governador. Sowohl der Christus-Berg als auch der Zuckerhut liegen in den von der UNESCO so genannten „Carioca-Landschaften zwischen Bergen und Meer“ – eine bewusste Anerkennung der Art und Weise, wie diese Naturmerkmale Rios kulturelle Identität geprägt haben.

Rio ist auch mit anderen städtischen Wahrzeichen übersät. An der Spitze von Urca (unterhalb des Zuckerhuts) liegt Urca Village, ein ruhiges Städtchen mit Restaurants am Wasser. Das Viertel Glória auf einer Seite des Zuckerhuts beherbergt Rios ältestes Kloster und ist für sein unkonventionelles Nachtleben bekannt. An der Bucht liegt Flamengo, das im 20. Jahrhundert um einen riesigen Uferpark (Aterro do Flamengo) erweitert wurde – Heimat von Museen, Denkmälern und Stränden. Dieser Park (129 Hektar) gilt als der größte Stadtpark Brasiliens. Gegenüber von Flamengo, auf einer langen Landzunge, liegt der 1808 gegründete Botanische Garten Rio de Janeiro (Jardim Botânico). Die Palmen, Orchideen und Entdeckerstatuen des Botanischen Gartens bilden einen ruhigen Kontrapunkt zu den belebten Stränden in der Nähe.

Auch weniger bekannte Berge sind markant: Morro da Urca, der niedrigere Gipfel des Zuckerhuts, beherbergt beispielsweise eine berühmte alte Seilbahnstation und Restaurants; Morro Dois Irmãos (Zwei Brüder) thront über dem Strand von Leblon; Pedra Bonita und Pedra da Gávea im Tijuca-Gebirge sind bei Wanderern beliebt. Tatsächlich bietet der Wald von Tijuca zahlreiche Wanderwege und Wasserfälle – wie jene rund um die Taunay-Wasserfälle im Parque Lage –, die Touristen überraschen, die nur eine Stadt erwarten. (Tijuca wurde im 19. Jahrhundert nach der Abholzung der Kaffeeplantagen wieder aufgeforstet; heute ist es ein Nationalpark und ein UNESCO-Biosphärenreservat.)

Kurz gesagt: Rios Geografie ist untrennbar mit seiner Attraktivität verbunden. Das UNESCO-Dossier stellt fest, wie „die weitläufigen Landschaften entlang der Copacabana-Bucht … zur Outdoor-Kultur dieser spektakulären Stadt beigetragen haben“. Die Cariocas leben im Freien: Strände, Plätze und Hügel sind Tag und Nacht voller Menschen. Klima und Landschaft begünstigen dies. Selbst im Winter wärmt die Sonne und bietet klare Sicht.

Die Südzone: Copacabana, Ipanema, Leblon und Lagoa

In der Südzone (Zona Sul) liegen Rios wohlhabende Viertel und berühmte Strände. Sie verläuft etwa von Leme (am nördlichen Ende der Copacabana) durch Copacabana, Ipanema und Leblon, dann westwärts um die Lagoa (Lagune) herum bis zum Jardim Botânico. Dieser durchgehende Stadtstreifen ist das Wahrzeichen der Stadt – und zugleich das meistbesuchte Touristengebiet.

  • Copacabana. Copacabana wird oft als Synonym zu Rio selbst verwendet und ist ein breiter, 4 km langer Halbmond aus Sand. Er ist dicht bebaut – ein „schmaler Landstreifen zwischen den Bergen und dem Meer“. Die Avenida Atlântica verläuft am Strand entlang, gesäumt von Hotelhochhäusern, Apartmenttürmen und Bars. Das Nachtleben kann hier sehr pulsierend sein, besonders am nördlichen Ende nahe der Festung Copacabana. Ein ikonisches Merkmal ist der schwarz-weiße Bürgersteig mit Wellenmosaik, der in den 1930er Jahren entworfen wurde und zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist. Ein weiteres Merkmal ist die Silvesterparty – Réveillon –, bei der sich Hunderttausende in Weiß gekleidet am Strand von Copacabana versammeln, um sich um Mitternacht das Feuerwerk anzuschauen. Die Strandwache Posto 2 von Copacabana ist oft auf Fotos zu sehen: Im Süden (rechts) sieht man Ipanema und Leblon, im Norden (links) in der Ferne die Mosquito (P. do Arpoador).
  • Ipanema. Direkt südlich des Endes der Copacabana liegt Ipanema, ein nachbarschaftlicherer Vorort, der durch ein Bossa-Nova-Lied („The Girl from Ipanema“) weltberühmt wurde. Sein 2 km langer Strand ist schmaler, aber ebenso belebt, mit surfbaren Wellen in der Nähe von Arpoador. Ipanema gilt als trendiger und etwas jugendlicher; an seinen Hauptstraßen (Visconde de Pirajá und Vinícius de Moraes) befinden sich Boutiquen, Buchhandlungen, Cafés und Bars. Die Gegend um die Straße Farme de Amoedo ist als „Gay-Iloha“ bekannt und berühmt für ihr LGBTQ+-freundliches Nachtleben. Südlich von Ipanema liegt Leblon, das sich an denselben Strandabschnitt anschließt. Leblon ist eines der reichsten Viertel von Rio – ein Musterbeispiel an Exklusivität mit Luxusgeschäften und einigen der teuersten Immobilien Brasiliens. (Im Gegensatz dazu liegen auf den Hügeln oberhalb von Leblon und Ipanema große Favelas wie Vidigal.) Der Strand von Leblon ist etwas ruhiger geworden als der von Ipanema, aber am anderen Ende gibt es immer noch lebhafte Kioske und Surfmöglichkeiten. Insgesamt erstrecken sich Copacabana/Ipanema/Leblon über etwa 6 km Strand und ziehen die meisten Sonnenanbeter und Beachvolleyballspieler Rios an.
  • Lagune (Rodrigo de Freitas)Westlich von Leblon erstreckt sich eine große Lagune, umgeben von Palmen und Bergen. Das Viertel „Lagoa“ – zu dem die Viertel Jardim Botânico und Gávea gehören – ist eleganter und ruhiger und bietet Spazier- und Joggingwege sowie Ruderclubs entlang des Wassers. Restaurants und Bars bieten Blick auf die Lagune, die besonders bei Sonnenuntergang einen malerischen Anblick bietet. Sonntagmorgens findet in der Lagune eine „Feira“ (Straßenfest) statt, bei der Cariocas zwischen Kunsthandwerksständen joggen. Der Blick von der Lagune auf die Gipfel der Zwei Brüder (Morro Dois Irmãos) ist eines der Wahrzeichen Rios.
  • Flamengo und Botafogo. Nördlich der Lagune liegen Flamengo und Botafogo. In Flamengo, das an Centro angrenzt, befindet sich der Flamengo-Park (Aterro), der sich entlang der Guanabara-Bucht erstreckt. Der Park verfügt über Erholungsgebiete, ein Freilichtmuseum für Kunst und Jachthäfen. In der Nähe befindet sich das Museu de Arte Moderna (MAM) mit seiner kühnen Architektur. Botafogo liegt an einer Bucht, die vom Zuckerhut und Urca begrenzt wird. Von Botafogo aus hat man einen atemberaubenden Blick auf den Zuckerhut – einer lokalen Legende zufolge stammt der Name „Botafogo“ (wörtlich „anzünden“) von solchen Ausblicken. Heute wird Botafogo immer trendiger: Es hat zwei große Einkaufszentren (Rio Sul und Botafogo Praia Shopping) und eine wachsende Zahl von Restaurants und Bars. In dem Viertel findet an Wochenenden der Open-Air-Markt „Cobal“ mit Livemusik und brasilianischen Snacks statt, der viele Menschen anzieht.

In der gesamten Südzone ist Rios Dualität spürbar: einerseits schicke Boutiquen, Strand-Yoga-Kurse und gehobene Cafés, andererseits ein pulsierendes Straßenleben mit Händlern, Musikern und Einheimischen aller Schichten. Auch nachts ist hier viel los – besonders rund um Lapa (genau genommen am nördlichen Ende der Zone) mit seinen Samba-Clubs. Doch selbst in diesen wohlhabenden Vierteln findet man auf Straßenebene das „wahre Rio“: farbenfrohe Wandmalereien, alte Häuser mit portugiesischen Ziegeln hinter modernen Eigentumswohnungen und immer wieder kleine Straßenkneipen (Botecos), in denen sich die Menschenmassen bis auf die Bürgersteige drängen.

Centro und der Hafen: Historisch und Modern

Das Stadtzentrum oder Centro von Rio ist der Ursprungsort der Stadt. Es verfügt über koloniale Plätze, offizielle Gebäude und eine Skyline aus Bürotürmen. Bemerkenswerte Sehenswürdigkeiten sind die Catedral Metropolitana de São Sebastião (ein kegelförmiger Betonentwurf von 1976), das Teatro Municipal (1909, brasilianisches Opernhaus) und das alte Börsengebäude (Palácio Capanema), Brasiliens erstes modernistisches Bauwerk. Die Plätze Largo da Carioca und Cinelândia sind lebhafte Knotenpunkte, gesäumt von Cafés und Theatern. Das alte Hafengebiet, das lange Zeit nicht ausgelastet war, wurde kürzlich im Rahmen des Projekts Porto Maravilha revitalisiert. Diese Erneuerung des Hafenviertels umfasst das markante Museu do Amanhã (Museum von Morgen) – ein elegantes Wissenschaftsmuseum, das 2015 eröffnet wurde – und das Museu de Arte do Rio (MAR) in einem umgebauten Karmeliterkloster. Eine neue Straßenbahn verbindet den Hafen mit Santa Teresa.

Das Zentrum wirkt nachts oft verlassen, doch tagsüber wimmelt es von Büroangestellten und Käufern. Marktstraßen wie die Rua do Ouvidor und die Saara bieten zahlreiche günstige Einkaufsmöglichkeiten; die Confeitaria Colombo (gegründet 1894) ist nach wie vor ein berühmtes Teehaus. Auch hier gibt es Spuren von rauer Atmosphäre: Favelas klammern sich an die Hügel der Innenstadt (z. B. Providencia oberhalb des alten Platzes, auf dem sich einst Sambaschulen versammelten). Das ist der Kontrast, mit dem Rio lebt – Denkmäler des Imperiums und der Moderne stehen neben Straßen voller Leben und Kampf.

Böhmisches Lapa und Santa Teresa

Nördlich von Centro und innerhalb der Südzone liegen charakteristische Enklaven: Lapa und Santa Teresa. Diese Gegend ist bekannt für ihre Kolonialvillen, engen Gassen und lebendige Straßenkunst – ein Magnet für Künstler und Nachtleben.

Das bekannteste Wahrzeichen hier sind die Arcos da Lapa, Rios Aquädukt im römischen Stil. Erbaut von 1723 bis 1744, um Frischwasser aus dem Rio Carioca in die Stadt zu bringen, transportieren die hohen weißen Bögen heute nicht mehr Wasser, sondern die Tram Santa Teresa (eine historische Straßenbahn). Im späten 19. Jahrhundert, als der Aquädukt seinen ursprünglichen Zweck verlor, wurde er umfunktioniert, um die Bonde (Straßenbahn) hinunter nach Santa Teresa zu transportieren. Heute fahren Touristen mit der gewundenen gelben Straßenbahn über die Bögen in das am Hang gelegene Künstlerviertel. Die Arcos sind 17 m hoch und erstrecken sich 270 m über das Tal, was sie zu den meistfotografierten Monumenten Rios macht.

Tagsüber lockt Lapas Praça (Hauptplatz) mit Restaurants und Geschäften, doch nach Einbruch der Dunkelheit verwandelt er sich. Samba- und Choro-Clubs bringen Musik auf die Straßen, und in den Clubs entlang der Rua do Lavradio spielen Live-Bands. Samstagabends besuchen die Einheimischen das riesige Straßenfest „Bloco das Carmelitas“ oder die Parade Cordão da Bola Preta, bei der auch außerhalb der Saison traditionelle Karnevalskostüme zu sehen sind. Lapas lebhafte Bars und die historische Escadaria Selarón (siehe unten) ziehen ein multikulturelles Publikum an.

Angrenzend und bergauf liegt Santa Teresa – ein verwinkeltes, enges Viertel mit Künstlerateliers und Pousadas (Pensionen). Im 19. Jahrhundert war dies einer der ersten Vororte der Oberschicht von Rio, verfiel jedoch später in einen eher unkonventionellen, leicht heruntergekommenen Zustand. Die alten Villen und dschungelartigen Gärten verleihen ihm das Flair einer „Bergstadt“. Heute ist Santa Teresa für seine Cafés, Kunstgalerien und eine sehr lokale Szene bekannt. Viele brasilianische Maler, Filmemacher und Musiker haben hier Ateliers. In der Rua Paschoal Carlos Magno findet man Antiquitätenläden und eine entspannte Atmosphäre. Überall in den Gassen und Treppen von Santa Teresa sieht man bunte Graffiti und Wandmalereien von einheimischen und auswärtigen Künstlern – nicht nur die berühmten Selarón-Treppen (die weiter unten besprochen werden), sondern auch viele andere Straßenkunstwerke.

In diesen Hügelvierteln spürt man Rios Kreativität in ihrer ganzen Pracht: das Bohème-Ethos, die Mischung portugiesischer Kolonialmauern mit afrobrasilianischen Wandmalereien. Die Spannung zwischen Verfall und Erneuerung ist deutlich spürbar – ein Haus kann schön und doch verfallen sein, eine winzige Favela kann hinter einem Mansão hervorlugen. Doch genau diese kulturelle Mischung hat die Gegend berühmt gemacht.

Die Selarón-Treppe – Eine Mosaiktreppe

Zwischen Lapa und Santa Teresa liegt eines der fotogensten urbanen Kunstwerke Rios: die Escadaria Selarón (Selarón-Treppe). Ab 1990 gestaltete der chilenische Künstler Jorge Selarón eine ansonsten gewöhnliche öffentliche Treppe mit Fliesen. Über zwei Jahrzehnte hinweg fügte Selarón den 215 Stufen über 2.000 Fliesen und Keramiken aus über 60 Ländern hinzu. Das Ergebnis ist ein Farbenrausch – Mosaikengel, Flaggen aller Welt und Selaróns eigene Hommagen an Brasilien, zwischen den gefundenen Fliesen.

Die Stufen beginnen am Fuße von Lapa in der Nähe der Igreja de Santa Teresinha und führen den Hügel von Santa Teresa hinauf. Jeden Frühling und Sommer bemalte Selarón Teile der Stufen neu und wählte neue Fliesen aus; nach seinem Tod im Jahr 2013 bleiben die Stufen ein sich entwickelndes öffentliches Kunstwerk (unter Denkmalschutz). Einheimische und Touristen nutzen die Stufen gleichermaßen als Treffpunkt und Fotomotiv. Viele Bands und Sambaschulen posierten bereits auf den Stufen. Trotz des Drucks der Gentrifizierung bewahren Santa Teresa und die Stufen ihren kreativen Puls. Die Selarón-Stufen veranschaulichen Rios künstlerischen Synkretismus – ein chilenischer Maler schuf mit viel Liebe ein öffentliches Kunstheiligtum in der Mosaiktradition Rios.

Favelas: Gemeinschaften in den Berghängen

Keine Beschreibung Rios kommt an den Favelas vorbei – den informellen Siedlungen an den Berghängen, die einen großen Teil der Bevölkerung beherbergen. In der eigentlichen Stadt lebt ungefähr ein Viertel der Einwohner in Favelas oder ähnlichen Gemeinschaften (einigen Schätzungen zufolge etwa 24–25 % der Bevölkerung Rios im Jahr 2010). Diese reichen von den berüchtigten (und häufig armen) Elendsvierteln bis zu stärker urbanisierten Gemeinden mit Betonhäusern. Rocinha beispielsweise – auf den Hügeln oberhalb von Ipanema/Leblon – ist mit vielleicht 100.000–150.000 Einwohnern Rios größte Favela (und die größte Brasiliens). (Ab den 40er Jahren ist sie beträchtlich gewachsen.) In den nahegelegenen Vierteln Vidigal und Rocinha haben viele Familien den Beton gegossen; andere sind noch immer notdürftig errichtet. Trotz aller Härten sind Favelas selbst errichtete Gemeinschaften – wie ein Stadtgeograph anmerkt, haben ihre Bewohner in vielen Fällen „Strom und Wasser“ und sogar schöne Gebäude. Mit anderen Worten: Favelas sind Teil des Stadtbilds von Rio – keine exotischen Spektakel, sondern alltägliche Viertel, in denen Menschen leben, arbeiten und Kontakte knüpfen.

Heute sind in einigen Favelas (seit 2008) Friedenspolizeieinheiten (UPP) und Gemeindeorganisationen stationiert. Aus diesem Grund sind bestimmte Favelas unter sorgfältiger Führung für Besucher zugänglich. Es gibt mittlerweile Favela-Touren: Von der Gemeinde geführte Touren in Santa Marta oder Vidigal beispielsweise erklären das Leben auf dem Berg und bringen Einnahmen aus dem Tourismus zurück an die örtlichen Vereine. Diese Touren dauern normalerweise ein paar Stunden und präsentieren örtliche Werkstätten, Musik und Aussichtspunkte. Befürworter argumentieren, dieser „Gemeinschaftstourismus“ sei für alle von Vorteil – in einem Bericht heißt es, die Gewinne aus den Touren in Santa Marta fließen an die Anwohnervereinigung zurück und würden der gesamten Gemeinde zugutekommen. Tatsächlich soll Rocinha monatlich rund 3.000 Besucher im Rahmen organisierter Touren empfangen (30.000 pro Jahr). Diese Zahlen können es mit denen herkömmlicherer Attraktionen aufnehmen – die Touren gelten als „spektakuläre Alternative“ zum herkömmlichen Sightseeing.

Dennoch ist in Favelas weiterhin Vorsicht geboten. Die US-Reisewarnung warnt Reisende ausdrücklich davor, informelle Siedlungen („Favelas, Vilas, Comunidades“) allein zu betreten. In einigen Gebieten kann die Gewalt hoch sein (Drogenbanden und Revierkämpfe bestehen weiterhin). Besucher sollten niemals unbegleitet in eine Favela gehen, insbesondere nicht nachts. Interessierten Reisenden wird dringend empfohlen, an zertifizierten Touren teilzunehmen oder die offiziellen Aussichtspunkte (z. B. Vista Chinesa) auf den von Favelas bedeckten Hügeln zu besuchen. Im üblichen Rio-Jargon heißt es: Die Berghänge sind atemberaubend, können aber gefährlich sein.

Rios Bereitschaft, das Favela-Leben in seine Geschichte einzubeziehen – auch als Touristenattraktion –, spricht für die Komplexität der Stadt. Luxus und Armut koexistieren überall. Die Wände der Favelas sind oft mit Slogans wie „Nosso Rio“ (Unser Rio) bemalt, um Besucher daran zu erinnern, dass diese Gemeinschaften ein integraler Bestandteil der Stadt sind. Der Kontrast ist deutlich sichtbar: Man sieht Kinder, die in einer unbefestigten Gasse am Fuße eines Hügels Fußball spielen, während auf dem nächsten Hügel ein Wohnblock der Copacabana aufragt. Diese Kontraste machen Rio sowohl aufregend als auch ernüchternd.

Karneval, Samba und die Rhythmen von Rio

Wenn die Favelas die sozialen Schichten Rios unterstreichen, so unterstreichen der Karneval und die Musikkultur seinen Geist. Der Karneval von Rio ist weltberühmt – ein buntes Treiben aus Kostümen, Samba und Straßenfesten, das jedes Jahr Ende Februar oder Anfang März die Stadt erfasst. Offiziell finden die Paraden im Sambadrom statt (einem 1984 erbauten Freiluftstadion), wo die besten Sambaschulen der Stadt mit aufwendigen Festwagen und Kostümen in einem im Fernsehen übertragenen Wettbewerb gegeneinander antreten. Im Jahr 2018 nahmen beispielsweise rund 6 Millionen Menschen am Karneval von Rio teil. Davon waren rund 1,5 Millionen Touristen (sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland). Das Guinness-Buch der Rekorde bestätigt, dass der Karneval von Rio mit so vielen Feiernden der größte der Welt ist.

Karneval ist untrennbar mit Samba-Musik und -Tanz verbunden. Samba hat seinen Ursprung in Rios afrobrasilianischen Communities (mit Wurzeln in Bahia), und die Sambaschulen der Stadt (z. B. Portela, Mangueira, Beija-Flor) sind nachbarschaftsbasierte kulturelle Einrichtungen. Für Besucher ist der Besuch einer Sambaprobe oder das Tanzen in einem Bloco (Straßenkapelle) ein Highlight. Auch außerhalb der Karnevalszeit lebt Samba in den nächtlichen „Rodas de Samba“ in diversen Bars in Lapa oder im Rio Scenarium (einem alten Lagerhaus, das zum Samba-Club umgebaut wurde) weiter. In den späten 1950er- und 1960er-Jahren kam in der Stadt auch der Bossa Nova auf die Welt: Stellen Sie sich einen Sonnenuntergang an der Copacabana vor, begleitet von der sanften Gitarrenmusik von Tom Jobim, der Garota de Ipanema singt. Obwohl Bossa Nova heute weltweite Folklore ist, ist sein Geist – sanft, melodisch, meeresnah – in den Cafés und Lounges Rios noch immer spürbar. Am anderen Extrem dröhnt Funk Carioca (ursprünglich aus den Favelas) aus Megaphonen in billigen Bailes (Tanzpartys) und Clubs und repräsentiert die urbane Straßenenergie der Stadt.

Auch jenseits der Musikszene ist Rios Kunstszene lebendig. Straßenkunst ziert viele Wände (jenseits der Selarón-Treppe), insbesondere in Vierteln wie Botafogo und Santa Teresa, wo Projekte Wandmalereien in Auftrag geben. Galerien gibt es zwar weniger als in São Paulo, dafür verfügt Rio aber über Zentren für zeitgenössische Kunst wie das Museu de Arte Moderna (in Flamengo) und das Museu de Arte Contemporânea (MAC) in Niterói (auf der anderen Seite der Bucht). Mode- und Designmessen (wie die Fashion Rio und die Feira Moderna) präsentieren lokale Talente. Die Brasilianer führen ihr beliebtes Image zu einem großen Teil auf Rios kreatives Ambiente zurück – laut UNESCO-Liste ist die Stadt „auch für die künstlerische Inspiration bekannt, die sie Musikern, Landschafts- und Stadtplanern gegeben hat“.

Auch religiöse und kulturelle Feste spielen eine Rolle im Leben Rios. Katholische Feiertage (Fronleichnam, Día de Nossa Senhora) werden oft von Prozessionen begleitet. Rio hat außerdem bedeutende afrobrasilianische Feste zu bieten: Jeden 2. Februar ist beispielsweise der Tag der Iemanjá, der Meeresgöttin. Tausende Gläubige, viele in Weiß gekleidet, versammeln sich an den Stränden der Südzone (Copacabana, Ipanema, Leblon), um Opfergaben (Blumen, Schmuck) ins Meer zu werfen. (Der 2. Februar ist im Candomblé der Iemanjá-Tag; in Umbanda wird sie am 15. Februar gefeiert.) Das Ritual unterstreicht den Synkretismus der Stadt: Im Rio des 20. Jahrhunderts existierten christliche Frömmigkeit und afrikanisch verwurzelte Glaubensvorstellungen nebeneinander. Sogar die Christusstatue hat ihre säkulare Seite – die Einheimischen erwähnen oft, dass „Christus auf die Favelas herabblickt“, was Inklusion symbolisiert (obwohl dies eine zu starke Vereinfachung sein kann).

Gastronomie und Aromen

Rios Küche ist so vielfältig wie seine Kultur. Die Stadt hat keine isolierte regionale Spezialität wie São Paulo mit seinem Virado, sondern ist stolz auf bestimmte nationale und lokale Gerichte.

  • FeijoadaBrasiliens Klassiker – ein Eintopf aus schwarzen Bohnen mit Schweine- und Rindfleisch – ist in Rio allgegenwärtig. Serviert mit weißem Reis, sautiertem Grünkohl, Farofa (geröstetem Maniokmehl) und Orangenscheiben gilt Feijoada als Brasiliens Nationalgericht. Viele Cariocas haben die Tradition, samstags oder an Karnevalswochenenden Feijoada-Mittagessen zu genießen, oft begleitet von Live-Samba-Musik.
  • Barbecue und Bars. Brasilianisches Barbecue (Churrasco) ist weit verbreitet: Steakhäuser (Churrascarias) servieren All-you-can-eat-Grillfleisch am Spieß, das am Tisch tranchiert wird. Ebenso bemerkenswert sind die Botecos (Kneipen). Ein Boteco serviert oft kaltes Fassbier und günstige Fingerfood: Tira-Gosto wie Pastel (dünnes frittiertes Gebäck), Coxinha (frittierte Hühnerkroketten), Caldo de Feijão (Bohnensuppe) oder Pão de Queijo (Käse-Brotbällchen). Viele Botecos grillen im Freien auch Espetinhos (Fleischspieße). Botecos sind zwanglose, einladende Orte für einen Caipirinha (Cocktail aus Cachaça, Limette und Zucker) am Nachmittag oder ein Juraê (kaltes Bier) am späten Abend.
  • Meeresfrüchte und StraßensnacksAn oder in Strandnähe findet man Garnelen- und Meeresfrüchteeintöpfe (Moqueca) oder frittierte Snacks. An Kiosken entlang Ipanema und Copacabana verkaufen Händler kaltes Agua de Coco (Kokoswasser direkt aus der Nuss) und frische Fruchtsäfte (Mango, Cashew, Graviola). Besonders hervorzuheben ist Açaí: Das aus dem Amazonasgebiet importierte, gefrorene Açaí-Fruchtfleisch, serviert mit Toppings (Granola, Banane, Honig), ist heute ein allgegenwärtiger gesunder Snack in Rio. Sambistas beenden Karnevalsblöcke oft mit Schalen voller eisgekühltem Açaí.
  • Internationale EinflüsseRio hat Einwanderungswellen erlebt. Es gibt starke Einflüsse aus Italien (Pastelarias und Pizzerien), Japan (die Stadt hat viele Sushi-Restaurants und soll nach São Paulo die weltweit größte japanisch-brasilianische Gemeinde beherbergen), dem Libanon (Baklava- und Kefta-Lokale) und anderen Küchen. Ein typisches brasilianisches Abendessen kann einen orientalischen Salat (Hummus), eine europäische Suppe und ein tropisches Fruchtdessert (wie Açai- oder Papaya-Smoothie) umfassen.

Für Reisende kann Essen in Rio von sehr günstig bis sehr teuer sein. Edlere Restaurants in Leblon und Ipanema bieten Gourmet-Varianten lokaler Gerichte (zum Beispiel Tatar aus schwarzem Thunfisch mit Maniokchips), während Straßenimbisse und gemütliche Lokale sicher und lecker sind. Budgethotels empfehlen ihren Gästen oft die Selbstbedienungsbuffets „Comida a Quilo“ (Mahlzeit nach Gewicht), um günstig zu essen. Lokale Snacks in Cafés und auf Märkten (wie der Feira de São Cristóvão, dem Nordost-Jahrmarkt oder dem sonntäglichen Hippie-Markt in Ipanema) zu probieren, ist ein kulturelles Erlebnis. Insgesamt ist Rios Gastronomieszene ein Schmelztiegel, geprägt von den Grundnahrungsmitteln der brasilianischen Küche.

Stadtentwicklung und touristische Infrastruktur

Rio hat stark in die öffentliche Infrastruktur investiert – insbesondere im 21. Jahrhundert. Die Metro Rio (ab 2025 drei Linien) bedient mittlerweile einen Großteil der Süd- und Nordzone und erleichtert so das Reisen entlang der langen Küstenachse erheblich. Bus Rapid Transit (BRT)-Korridore verbinden Ipanema mit Barra da Tijuca. Der Rio-Vale Open Airport (Galeão International, auch bekannt als Tom Jobim Airport) ist das wichtigste internationale Tor, und der nahe der Innenstadt gelegene Flughafen Santos Dumont wickelt Inlandsflüge ab. Mitfahr-Apps und offizielle Taxis sind gängige Fortbewegungsmittel für Touristen.

Große internationale Ereignisse haben Investitionen angestoßen. Im Zuge der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2014™ wurde das Maracanã-Stadion (nach dem Wiederaufbau fasste es rund 78.000 Zuschauer) renoviert und das Verkehrssystem verbessert. Die Olympischen Sommerspiele 2016 brachten noch mehr Projekte mit sich: den Olympiapark in Barra da Tijuca, die Sanierung der Komplexe Lagoa und Maracanã sowie die Neugestaltung des Hafenviertels. Die Spiele brachten Rio zwar auf die Weltbühne, hinterließen aber auch gemischte Spuren. Viele versprochene Projekte wurden nie fertiggestellt: neue U-Bahn-Linien, ein Großteil des Umbaus des Olympischen Dorfes und einige versprochene neue Busspuren blieben auch Jahre später unvollendet. Insbesondere der geplante „Olympiapark“ im alten Viertel der Sportstadt wurde nur teilweise fertiggestellt, und einige Arenen stehen heute größtenteils ungenutzt herum. Dennoch bleiben einige Vorteile bestehen: Die U-Bahn-Linie 4 (die Ipanema mit dem Westen verbindet) wurde fertiggestellt, ebenso wie einige BRT-Linien und Radwege. Porto Maravilha brachte neue Museen und die VLT-Straßenbahn nach Santa Teresa.

Das Unterkunftsangebot in Rio reicht von luxuriösen Strandhotels (Copacabana, Ipanema) bis hin zu günstigen Hostels und Pousadas (Pensionen) in Centro und Santa Teresa. Viele historische Kolonialvillen wurden in Boutique-Hotels oder Jugendherbergen umgewandelt. In den letzten Jahren hat auch die Zahl kurzfristiger Vermietungen (Airbnb) zugenommen. Erstbesucher sollten beachten, dass brasilianische Hotels oft eine „Estada“-Gebühr von 5–15 % zusätzlich zum Zimmerpreis erheben (eine Beherbergungssteuer). Reservierungen während der Karnevalszeit oder im Sommer sollten frühzeitig erfolgen.

Das touristische Angebot (Touren, Reiseführer, Beschilderung) hat zugenommen, doch die Sprache kann immer noch eine Barriere darstellen. Außerhalb von Hotels und an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist Englisch kaum verbreitet. Die öffentlichen Sicherheitsmaßnahmen in Touristengebieten haben sich jedoch verbessert: Viele Favela-Touren erfordern nun Reiseführer (was die Sicherheit und Ordnung verbessert), und in Gegenden wie Copacabana und Ipanema herrscht eine starke Polizeipräsenz. Dennoch wird Besuchern generell empfohlen, Wertgegenstände sicher aufzubewahren, insbesondere an überfüllten Stränden. Einheimische raten, Hotelsafes für Wertsachen zu nutzen und nur das Nötigste für einen Tag mitzunehmen.

Sicherheit und verantwortungsvolles Reisen

Rios Ruf als gefährlicher Ort geht mit seiner Beliebtheit als Reiseziel einher. Im Jahr 2024 kamen über 1,5 Millionen internationale Touristen nach Rio de Janeiro. Besucher können die Stadt größtenteils sicher genießen, wenn sie vernünftige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Kleinkriminalität (Taschendiebstahl, Handtaschenraub) ist die häufigste Gefahr, insbesondere in überfüllten Gebieten, in Bussen oder an Kiosken am Strand. Es kommt jedoch auch zu Gewaltverbrechen, darunter bewaffnete Raubüberfälle und Autodiebstähle. Reisende sollten daher die üblichen Sicherheitshinweise für die Stadt befolgen: Vermeiden Sie es, teuren Schmuck oder Kameras zur Schau zu tragen, bleiben Sie nachts in gut beleuchteten Bereichen und leisten Sie bei einem Raubüberfall keinen Widerstand. Öffentliche Verkehrsmittel (insbesondere Busse nach Einbruch der Dunkelheit) gelten als risikoreicher – viele Reiseführer empfehlen stattdessen registrierte Taxis oder offizielle Mitfahrgelegenheiten. Motorradtaxis am Strand beispielsweise bieten zwar eine schnelle Fahrt, sind aber oft unreguliert, daher ist Vorsicht geboten.

Besucher sollten unbedingt die lokalen Sicherheitshinweise in Favelas beachten. Von unbegleiteten Touren durch von Banden kontrollierte Gebiete wird in Reisewarnungen dringend abgeraten. Allerdings können gemeinschaftsorientierte Favela-Touren (wie bereits erwähnt) mit seriösen Unternehmen durchgeführt werden, die mit lokalen Vereinen zusammenarbeiten. Die wichtigste Regel lautet: Begeben Sie sich nachts niemals in unbekannte Viertel.

Viele Besucher fragen nach gewalttätigen Zwischenfällen während des Karnevals oder bei Großveranstaltungen. Während Taschendiebstähle in großen Menschenmengen zunehmen, kommt es in Touristengebieten aufgrund des starken Polizeiaufgebots seltener zu Gewalttaten größeren Ausmaßes. Reisewarnungen stufen Rio in der Regel als „erhöhte Vorsicht“ (Stufe 2) ein, nicht als Reiseziel (mit Ausnahme bestimmter Gebiete wie Grenzgebiete und Favelas). Reiseveranstalter und Hotels weisen Gäste regelmäßig auf Sicherheitsmaßnahmen hin: Bewahren Sie eine Kopie Ihres Reisepasses separat auf, merken Sie sich Notrufnummern (die brasilianische Notrufnummer lautet 190 für die Polizei, 192 für den Krankenwagen) und beachten Sie die Hinweise Ihres Hotels zu den zu meidenden Gebieten.

Verantwortungsvolles Reisen bedeutet auch, lokale Bräuche zu respektieren. Brasilianer sind im Allgemeinen herzlich und gastfreundlich, daher wird ein freundliches Auftreten belohnt. Das Erlernen einiger portugiesischer Sätze wird gerne gesehen (z. B. „bom dia“ oder „Guten Morgen“). Trinkgeld (10 %) in Restaurants ist üblich, aber oft inklusive. Feilschen ist auf Märkten üblich, in Geschäften mit Festpreisen jedoch weniger. Einheimische respektieren Reisende, die höflich sind, sich in Parks an die markierten Wege halten und keinen Müll an Stränden oder Straßen hinterlassen. Schließlich trägt es dazu bei, die lokale Wirtschaft zu unterstützen: Kaufen Sie Kunsthandwerk von Straßenhändlern oder Mahlzeiten in familiengeführten Restaurants und denken Sie bei Ihren Touren über Spenden an soziale Projekte in den Favelas nach.

Rios Doppelbild: Mythos und Realität

Rio de Janeiro ist weltweit als „wunderbare Stadt zum Genießen“ bekannt, um es mit seiner Hymne zu sagen. Die Realität ist jedoch nicht nur so, sondern auch komplizierter. Wer zum ersten Mal nach Rio kommt, wird von spektakulären Landschaften und kultureller Energie verzaubert. Man verfällt leicht den Klischees von Samba und Sonne. Doch schnell ergibt sich ein differenzierterer Blick. Die Cariocas selbst sagen manchmal: „Rio ist auf Postkarten wunderschön, hat aber auch die Probleme Brasiliens.“ Sie erkennen die Favelas, die wirtschaftlichen Unterschiede und das politische Chaos der Stadt an, sind aber gleichzeitig stolz auf ihre Einzigartigkeit.

Statistisch gesehen sind die Gegensätze in Rio krass. UN-Daten zufolge leben über 6 % der brasilianischen Gesamtbevölkerung in Slums (Favelas), wobei Rio die höchste Zahl davon hat. Die Kluft zwischen Arm und Reich pro Kopf in der Stadt gehört zu den höchsten in Lateinamerika. Obwohl die Armutsraten landesweit sinken, sind viele Cariocas nach wie vor mit unsicheren Arbeits- und Wohnverhältnissen konfrontiert. Die gehobenen Enklaven (Leblon, Lagoa) wirken manchmal wie kleine Enklaven, abgetrennt von den Favela-Vierteln, die man von oben sieht. Doch auf der Straße spielt sich das Leben zwischen diesen Trennlinien ab: Ein Bus kann durch eine grüne Allee fahren und dann in eine Siedlung hinauffahren, und alle sind durch dieselben Radiosender und Fußballfans verbunden.

International wird Rio oft „mystifiziert“ – entweder wird es für seinen Karneval und seine Strände gepriesen oder für seine Kriminalität verteufelt. Die Wahrheit liegt dazwischen. In den letzten Jahren hat sich Rio modernisiert (U-Bahn-Linien, Einkaufszentren, kulturelle Veranstaltungen), kämpft aber weiterhin mit Gewalt und Ungleichheit. So stellte beispielsweise ein UN-Bericht fest, dass Brasilien seine Slumbevölkerung zwischen 2000 und 2014 um 16 % reduziert hat; die verbliebenen Slums leben jedoch oft in prekären Gebieten. Gleichzeitig schwanken die Kriminalitätsstatistiken jährlich. Besucher stellen in der Regel fest, dass die Kriminalität, die Touristen betrifft, in der Regel gewaltfrei ist, wie etwa Auto- oder Hausdiebstähle, und nicht die Gewalt des Drogenkriegs, die in manchen Favelas zu beobachten ist.

Die Regierung von Rio hat die Sicherheit von Touristen in den von Ausländern besuchten Gebieten zur Priorität erklärt. Polizisten patrouillieren an Stränden und Hauptstraßen, und Polizisten in Zivil mischen sich unter die Menge. Viele Hotels haben Sicherheitspersonal an der Tür. Öffentliche Kampagnen erinnern Touristen daran, auf ihre Wertgegenstände zu achten. Abgesehen von Einzelfällen (die in Großstädten durchaus vorkommen können) kann sich ein informierter Reisender in Rio insgesamt sicher zurechtfinden.

Fazit: Ein komplexes Wunder

Rio de Janeiro lässt sich nicht so einfach zusammenfassen. Die Stadt ist verführerisch schön – der Anblick von Christus und dem Zuckerhut bei Sonnenuntergang ist wirklich bewegend – und doch ist sie sozioökonomisch vielschichtig, was viele Besucher überrascht. Eine unvergessliche Reise nach Rio vereint beide Seiten: Genießen Sie den Strand von Copacabana und das Nachtleben von Ipanema, nehmen Sie sich aber auch Zeit, die Gemeinschaften und Herausforderungen der Stadt kennenzulernen. Das kann bedeuten, durch die kunstvollen Gassen von Santa Teresa zu schlendern (und vielleicht einfühlsam nach Santa Marta oder Rocinha hinaufzusteigen) oder sich mit einem lokalen Samba-Schulmusiker zu unterhalten.

Im modernen Rio herrscht ein ständiger Dialog zwischen Image und Realität. Ein Hotelportier könnte von den „Bedingungen in der Nordzone“ sprechen, während ein Karnevalskönig mit Rios Samba-Tradition prahlt. Diese Perspektiven treffen auf den Straßen und in den Parks aufeinander. Brasiliens größte Städte, São Paulo und Rio, sind in einer Rivalität verwickelt: São Paulo ist größer und geschäftsmäßiger, während Rio Brasiliens kulturelles Aushängeschild und Touristenmagnet bleibt. Für Kulturreisende bedeutet das, dass Rio nicht nur die Sehenswürdigkeiten einer Stadt, sondern auch den Rhythmus einer Gesellschaft bietet.

Nach einer ersten Reise sollte ein Neuankömmling hinter die Klischees blicken. Ja, Rio hat Weltklasse-Strände und Partys. Aber es gibt auch Alltag in engen Wohnungen, in den Favelas, wo Schulen und Bibliotheken gebaut werden, in alten Damen, die an Ampeln Limonade verkaufen, und in Arbeitern, die neue U-Bahn-Tunnel bauen. Der Zauber Rios liegt im Nebeneinander dieser verschiedenen Facetten. Besucher, die sich respektvoll mit der Stadt auseinandersetzen, werden sie zutiefst bereichern. Wie ein ortsansässiger Reiseführer es ausdrückte: „Selbst wenn Sie nichts über Rio wissen, die Stadt selbst lehrt Sie etwas.“

Kurz gesagt: Rio de Janeiro bezaubert mit seiner natürlichen und kulturellen Schönheit, doch ein nachhaltiges Verständnis entsteht erst durch die Wertschätzung seines komplexen sozialen Gefüges. Diese Stadt der Kontraste – von den Höhen des Corcovado bis in die Tiefen der Geschichte – ist in der westlichen Hemisphäre unübertroffen. Wer Rios Musik hört, sein Essen probiert und etwas über seine Geschichte erfährt, verlässt die Stadt nicht nur mit Fotos, sondern auch mit Einblicken in eine Stadt, die für immer mehr zu bieten hat als nur ihre Touristenbroschüren.

11. August 2024

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