Venedig, die Perle der Adria
Mit seinen romantischen Kanälen, seiner beeindruckenden Architektur und seiner großen historischen Bedeutung fasziniert Venedig, eine charmante Stadt an der Adria, Besucher. Das großartige Zentrum dieser…
Überall auf den Kontinenten erstrahlt der Karneval in einem pulsierenden Spektakel aus Farben, Klängen und jahrhundertealten Ritualen. Für viele Städte weltweit bedeuten die Wochen vor der Fastenzeit vor allem eines: Karneval. In diesen hektischen Tagen weicht der Alltag einem ausgelassenen Spektakel. In Venedig schlüpfen Festivalbesucher in kunstvolle Masken und Umhänge; in Port of Spain erschüttern Steeldrums und Soca-Musik die Straßen; in Rio verwandeln Sambaparaden Stadien in schweißnassen Theater; in New Orleans erschallen Jazz und Paraden im French Quarter; und im Londoner Stadtteil Notting Hill wehen in einer Sommernacht karibische Flaggen über den Köpfen. Jede Stadt feiert unverwechselbar anders, doch alle teilen den Geist der gemeinsamen Entspannung und Ausgelassenheit.
Der Karneval hat seine Wurzeln in alten heidnischen und mittelalterlichen Bräuchen und markierte oft einen letzten Genuss vor der strengen Fastenzeit. Am bekanntesten ist seine Verbindung zum christlichen Kalender, doch das Fest nahm auch lokale Kulturen auf. Manche Karnevale bewahrten aristokratischen Prunk; andere entstanden aus der Kolonialgeschichte oder der Solidarität der Diaspora. Doch überall ist das Ergebnis ähnlich: ein gesellschaftlicher Bruch mit Normen, eine Rückeroberung der Straßen und die Chance für die Gesellschaft, sich – wenn auch nur kurz – neu zu erfinden.
Auf den folgenden Seiten führt dieser Artikel durch zehn ikonische Feste, jedes ein schillernder Einblick in die Seele seiner Stadt. Dies sind keine Reiseprospekte, sondern eindringliche Porträts aus der Perspektive eines neugierigen Beobachters. Man kann durch venezianische Gassen zwischen maskierten Feiernden schlendern, dann die Trommelschläge bei Sonnenaufgang in Port of Spain spüren, den Samba-Ruf aus Rios Sambadrom und die Trompetenfanfaren der Bourbon Street hören und den Bass einer Steelpan in der Londoner Sommersonne spüren. Jeder Karneval erzählt die Geschichte von Menschen – früher und heute –, die Identität, Freiheit und die außergewöhnliche Kraft von Festen feiern, Kultur zu reflektieren und zu verändern.
Der Karneval in Venedig erinnert an eine vergangene Zeit, als die Republik Venedig mit großem Spektakel feierte. Der Legende nach begann er 1162 nach einem Sieg über Aquileia, doch seine Blütezeit erlebte er während der Renaissance und des Barock. Von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen tanzten maskierte Adlige in Palazzos und flanierten jede Karnevalssaison über den Markusplatz. Diese Tradition endete abrupt im Jahr 1797, als Napoleon den Maskenball verbot; Venedig verschlief die Fastenzeit ohne Feierlichkeiten. Fast zwei Jahrhunderte später, im Jahr 1979, ließ die Stadt den Karneval wieder aufleben. Heute versammeln sich jedes Jahr bis zu drei Millionen Besucher, um die alten Feierlichkeiten an nebligen Februarmorgen wieder aufleben zu lassen.
Die Masken Venedigs bilden das Herzstück des Events. Schon im Morgengrauen kann man das geisterhafte Profil einer Bauta erkennen – ihr breites, hervorstehendes Kinn und ihre Nase unter einer weißen Maske und einem Dreispitz – oder eine Colombina als Halbmaske, geschmückt mit Federn und Juwelen. Die schwer fassbare Moretta, ein ovales schwarzes Samtgewand, das mit einem Knopf zwischen den Zähnen gehalten wird, sorgt für zusätzliches Mysterium. Unter diesen Verkleidungen löst sich die Klasse auf: Ein Senator und eine Seidenweberin gehen Seite an Seite, gleichermaßen verborgen. Ganze Palazzos sind Schauplatz von Maskenbällen; ein Höhepunkt ist der „Flug des Engels“, bei dem ein kostümierter Akrobat inmitten eines Feuerwerks per Seilrutsche vom Campanile des Markusplatzes auf den darunterliegenden Platz hinabsaust. Gondeln mit maskierten Paaren in gepuderten Perücken ziehen vorbei, und selbst Händler auf dem Rialtomarkt legen mitunter Umhänge und Masken an, um inmitten dieser Fantasie ihre Waren zu verkaufen.
Der Karneval in Venedig wirkt verschwenderisch und himmlisch. Eisiger Nebel steigt von den Kanälen auf und vermischt sich mit Laternenlicht und dem Duft gerösteter Kastanien. Kostümierte Gestalten schlendern durch enge Gassen und unter Bogenbrücken hindurch, Schritte hallen auf den Ziegeln wider. Musik – manchmal barocke Trompeten oder Celli – dringt aus Cafés und von Palastbalkonen. Nach Einbruch der Dunkelheit flüstern Gelächter auf den Bällen bei Kerzenschein, während Feiernde in extravaganten Kostümen in vergoldeten Hallen Walzer tanzen. Inmitten des Festes liegt eine ergreifende Erinnerung: Diese wilde Freiheit wird mit dem Morgengrauen des Aschermittwochs verschwinden, und die alten Steine der Stadt werden während der Fastenzeit schweigen.
Der Karneval von Port of Spain ist eine Feuertaufe, geboren an der Schnittstelle von Kaiserreich und Emanzipation. Seine Ursprünge liegen im 18. Jahrhundert, als französische Plantagenbesitzer und freie Farbige im Vorfeld der Fastenzeit aufwendige Maskenbälle veranstalteten. Versklavten Afrikanern waren diese Versammlungen verboten, daher gründeten sie ihr eigenes Parallelfest namens Canboulay (was „verbranntes Zuckerrohr“ bedeutet und an die Zuckerfelder erinnert). Canboulay wurde von Trommeln, Gesängen, Stockkämpfen und dem Tragen von Fackeln durch die Straßen geprägt. Nach der Emanzipation 1834 verschmolzen diese Traditionen mit dem neu entstehenden Karneval. Im Laufe der Zeit formten Trinidader aller Herkunft ihn zu dem riesigen, weltbekannten Fest, das er heute ist.
Ein Schlüsselmoment ereignet sich vor Sonnenaufgang am Rosenmontag: J'ouvert, kreolisch für „Tagesanbruch“. Um vier Uhr morgens tummeln sich barfüßige Menschen, die mit Farbe, Öl und Schlamm bedeckt sind, auf den Straßen der Stadt. Sie tanzen und lachen, während Reggae-, Calypso- und Parang-Musik aus offenen Lastwagen dröhnt. In der Dunkelheit sieht man Menschen, die als Teufel mit leuchtenden Augen oder als maskierte Geister mit Federn verkleidet sind, jubeln und mit schwarzer Kaffeepaste beschmiert sind. J'ouvert ist ursprünglich und befreiend: Das Heilige wird profan, das Alltägliche in freudiges Chaos gestürzt, während jeder den Zwängen seiner alltäglichen Rollen entflieht.
Gegen Mittag beginnt die große Parade. Tausende von Maskierten ziehen in koordinierten Gruppen die Savannah und die Straßen der Stadt entlang. Ihre Kostüme reichen von elegant (perlenbesetzte Königinnen mit gewaltigem Federschmuck) bis absurd und satirisch (riesige Karikaturen, die sich über Politiker oder die Popkultur lustig machen). Jede Gruppe wählt ihren Karnevalskönig und ihre Karnevalskönigin, die den Weg anführen. Die Musik dominiert: Calypson-Musiker schmettern witzige Gesellschaftskritiken, umgeben von treibenden Soca-Rhythmen und dröhnenden Steelpan-Klängen. Die Jury in der Savannah würdigt jedes Detail, doch für die Zuschauer ist jede Gruppe ein gleichermaßen beeindruckendes Spektakel. Der Duft von Kokosnussöl (für Körperbemalung) und Straßenessen wie Maissuppe und Kochbananen erfüllt die Luft.
Man kann den Karneval in Trinidad nicht ohne das Gefühl purer Ausgelassenheit beschreiben. Die karibische Hitze drückt, Schweiß vermischt sich mit schimmernder Farbe auf der Haut, doch niemand tanzt langsamer. Trommeln und Hörner lassen das Herz schneller schlagen: Selbst Fußgänger auf den Gehwegen tanzen spontan Congas. Fremde fassen sich an den Händen und wirbeln herum; ein Mann auf Stelzen ragt mit einer Machete in der Hand über die Menge. Soziale Barrieren lösen sich vorübergehend auf: Das afrikanische, indianische und europäische Erbe der Stadt vermischt sich frei. Karneval ist hier eine Rückeroberung der eigenen Identität – jeder Trommelschlag ein Herzschlag der Emanzipation. Wenn die Feierlichkeiten enden und Aschermittwoch anbricht, taumeln Tausende erschöpft und begeistert nach Hause und tragen die Erinnerung an ein Volk mit sich, das aus dem Kampf ein Spektakel machte.
Der Karneval von Rio de Janeiro ist das größte Fest des Landes, ein lebendiges Spektakel, das portugiesische, afrikanische und indigene Elemente vereint. Sein ältester Vorläufer war der Entrudo, ein ausgelassenes mittelalterliches Wasserschlachtfest, das von portugiesischen Kolonisten eingeführt wurde. Im 20. Jahrhundert formte sich mit dem Aufkommen der Sambaschulen die wahre Seele des Karnevals von Rio. 1928 tanzte die erste Sambaschule – Mangueira – durch die Straßen, und bald entstanden Dutzende weiterer, jede repräsentierte ein Stadtviertel. Samba, geboren aus afrobrasilianischen Rhythmen, wurde zum Herzstück des Festivals, und die Gemeinden begannen mit den ganzjährigen Vorbereitungen.
Jeden Februar oder März wird Rios symbolträchtiges Sambadrom – ein eigens errichtetes Paradestadion – zum Ground Zero des Karnevals. Jede Sambaschule zieht der Reihe nach durch die Parade und tritt etwa eine Stunde lang vor der Jury auf. Der Einzug ist ritualisiert: Eine kleine Comissão de Frente (vordere Kommission) tanzt theatralisch, um das Thema anzukündigen, gefolgt vom Abre-alas (Eröffnungswagen), einem gewaltigen Spektakel. Danach kommen der Mestre-Sala und die Porta-Bandeira (Zeremonienmeister und Fahnenträger), die in eleganter Harmonie das Banner der Schule wirbeln. Hinter ihnen marschieren Hunderte Tänzer in aufwendigen Kostümen vorbei, die Bateria (Trommelgruppe) beendet den Abschnitt mit einem donnernden Winken. Die auf den Betontribünen dicht gedrängten Zuschauer brechen bei jeder neuen Formation in Applaus aus und die Balkone der Stadt sind übervoll mit Jubel.
Außerhalb des Stadions herrscht in der ganzen Stadt Karneval. In Lapa und Dutzenden anderen Stadtvierteln finden Tag und Nacht wilde Bloco-Partys statt. An fast jeder Ecke ertönen Surdo-Trommeln und Cuíca-Klänge aus mobilen Soundsystemen. Feiernde mit kunstvollen Kopfbedeckungen tanzen auf Autodächern und starten improvisierte Paraden. Händler verkaufen Açaí, Käsebrot und kaltes Bier, um die Feierlichkeiten anzuheizen. Rios Karneval ist ein demokratisierendes Spektakel: Banker tanzen neben Favela-Kindern; Touristen verlieren sich in der Musik. Und doch hat jede Aufführung eine Bedeutung. Die Enredos (Erkennungsmelodien) der Sambaschulen ehren oft afrobrasilianische Helden oder lokale Folklore, und die Choreografien persiflieren Politiker oder feiern die Geschichte. So wird der Karneval sowohl zum Spektakel als auch zur Gesellschaftskritik. Bei Tagesanbruch machen sich die müden Cariocas, immer noch mit Samba im Blut, auf den Heimweg, nachdem sie dem Geist ihrer Stadt alles gegeben haben.
Der Karneval von New Orleans trägt zwar einen französischen Namen, hat aber eine deutlich kreolische Seele. Mardi Gras wurde hier im frühen 18. Jahrhundert von den Franzosen gefeiert, und in den 1830er Jahren waren Paraden und Maskenbälle eine beliebte lokale Tradition. Als die Feierlichkeiten ausuferten, gründeten die Eliten der Stadt 1857 die Mystick Krewe of Comus, um die Ordnung wiederherzustellen. Dieses Modell brachte Dutzende privater Krewes hervor – Geheimgesellschaften, die jeweils aufwendige Paraden und Bälle veranstalteten, zu denen nur geladene Gäste Zutritt hatten. Die 1872 gegründete Krewe of Rex krönt jährlich den Karnevalskönig und übergibt ihm symbolisch den Schlüssel zur Stadt.
Am Karnevalstag erstrahlen die Straßen der Stadt in leuchtenden Farben. Nachtwagen rumpeln vorbei, jeder ein von innen beleuchtetes Märchenland, und ihre Fahrer werfen Perlen, Dublonen und Schmuck in die Menge. „Wirf mir was zu, Mister!“-Rufe erschallen, während Hände nach lila, grünen und goldenen Strängen greifen. Blaskapellen und Bläserensembles folgen jedem Wagen und spielen laute Jazz- und Funkmusik. Auf dem neutralen Boden initiieren Straßenmusiker spontane Second-Line-Paraden: Feiernde mit Taschentüchern und Regenschirmen tanzen und klatschen hinter ihnen her. Für viele ist das Fangen eines geworfenen Lilienbechers oder einer Handvoll Perlen zu einer wertvollen Trophäe der Karnevalstradition geworden.
Essen und Rituale tragen zum Prunk bei. Ab dem Dreikönigstag (6. Januar) backen Familien den Königskuchen – ein geflochtenes Zimtbrot mit Zuckerguss in den Karnevalsfarben, in dem sich ein kleines Plastikbaby verbirgt. Wer das Baby in seinem Stück findet, wird zum König oder zur Königin gekrönt und darf die nächste Kuchenparty ausrichten. Gleichzeitig bietet die komplett schwarze Krewe of Zulu ihr eigenes Erbe an. Zulu-Indianer paradieren in Baströcken und Perlenanzügen (ein radikaler Akt im Jahr 1910) und sind dafür bekannt, verzierte Kokosnüsse in die Menge zu werfen. Diese schweren, bemalten Preise – oft vergoldet oder bunt – werden zu wilden Symbolen für Karnevalsglück, wenn sie gefangen werden.
Einen ergreifenden Kontrapunkt bilden die Mardi Gras Indians, eine tief verwurzelte afroamerikanische Tradition. Stämme maskierter „Indianer“ fertigen monatelang kunstvolle Federkostüme, inspiriert von indianischer Kleidung. In der Karnevalsnacht ziehen sie mit Trommeln und Gesängen still durch das French Quarter und zollen ihren Vorfahren und ihrem Widerstand Tribut. Sie tauchen oft unerwartet auf und erinnern an die bewegte Vergangenheit der Stadt. Im Morgengrauen wird es auf der Bourbon Street still, und Aufschwungparaden ziehen durch die ruhigen Straßen. Einheimische sagen, Mardi Gras zeige die Seele von New Orleans: Musik und Essen vereinen Menschen über alle Schichten hinweg, selbst in den wildesten Zeiten.
Der Notting Hill Carnival in London ist das weltgrößte Straßenfest zur Feier der karibischen Kultur, doch sein Ursprung lag in bescheidenen Protesten. In den späten 1950er Jahren eskalierten Rassenspannungen in den Rassenunruhen von Notting Hill. Als Reaktion darauf organisierte die Aktivistin Claudia Jones 1959 den ersten überdachten „Karibischen Karneval“ mit Steelbands und Calypso, um die westindische Community zu ermutigen. Sieben Jahre später veranstalteten Rhaune Laslett und andere am August-Feiertag den ersten Karnevalsumzug im Freien durch die Straßen von Notting Hill. Es war ein kostenloses, multikulturelles Straßenfest, das die Einheit fördern sollte. In den späten 1960er Jahren wurde der Gemeindeumzug zu einem jährlichen Spektakel und das Fest hat sich seitdem jedes Jahr zu Londons kultigstem Sommerfest entwickelt.
Der moderne Karneval dauert drei Tage. Samstags findet oft das Panorama statt, der Steelpan-Wettbewerb auf dem Petersplatz. Sonntag ist Familientag, an dem Kinder in kreativen Kostümen unter freiem Himmel zu Calypso- und Soca-Tänzen paradieren. Montag ist jedoch der große Marathon: Fast 24 Stunden lang ziehen Dutzende von Mas-Bands die Westbourne Park Road entlang. Jede Band ist ein bewegender Festzug mit thematischen Kostümen, die von Dschungelkriegern bis zu mythischen Königinnen reichen. Aus den Sound-Trucks dröhnen basslastige Reggae- und Soca-Hits in Dauerschleife und animieren alle zum Tanzen und Mitsingen.
In Notting Hill herrscht die Atmosphäre eines riesigen Sommerfests. Die Luft ist erfüllt von Jerk-Rauch und Curry-Aromen, während Steeldrums neben mächtigen Lautsprechern dröhnen. Feiernde jeden Alters und jeder Herkunft drängen sich in den Straßen: Königinnen mit Federn, Großmütter in afrikanischem Print, Teenager mit Dreadlocks und Touristen in grellen Prints. Menschen klettern auf Laternenpfähle, Kinder jagen Konfetti hinterher, und alle bewegen sich im gemeinsamen Rhythmus. Die Polizei ist zwar sichtbar, aber meist unauffällig – eine Erinnerung daran, dass der Karneval einst auf Widerstand stieß. An einem Wochenende gehört dieses Londoner Viertel dem Festival: Flaggen von Trinidad, Jamaika und anderen Ländern wehen neben Union Jacks. Der Notting Hill Carnival unterstreicht, dass Musik und Identität keine Grenzen kennen.
Im Herzen der Kanarischen Inseln erstrahlt Santa Cruz de Tenerife jeden Winter in einem Farben- und Musikspektakel. Der Karneval der Stadt vor der Fastenzeit ist ein großes Volksfest, das die Straßen der Stadt in eine Bühne verwandelt und unter dem subtropischen Nachthimmel spanische und lateinamerikanische Rhythmen vereint. Was im 17. Jahrhundert als bescheidenes Masken- und Fröhlichkeitsfest begann, hat sich zu einem zweiwöchigen Spektakel mit aufwendigen Paraden und kunstvollen Kostümen entwickelt. Tausende Teilnehmer ziehen entlang der Avenida Anaga, von Tanzgruppen und Comparsas bis hin zu Musikern, die Salsa und karibische Rhythmen spielen.
Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildet die berühmte Gala der Karnevalskönigin, bei der zahlreiche Kandidatinnen ihre atemberaubenden Gewänder präsentieren, die sie in monatelanger Arbeit gefertigt haben. Diese Kostüme, oft aus Federn, Pailletten und Stahlgerüsten gefertigt, können Zehntausende Euro kosten und so viel wiegen wie ein kleiner Mensch. In einer zeremoniellen Krönung verkörpert die Gewinnerin den Geist des Karnevals und thront wie ein lebendiges Juwel auf einem Festwagen. Andernorts ergießen sich Nachbarschaftsfeste bis in die mitternächtlichen Straßen, bei denen kostümierte Einheimische Süßigkeiten und Wein verteilen.
Die Karnevalsszene in Santa Cruz ist festlich und ungezwungen zugleich. Tagsüber ziehen Kinder und Familien mit bemalten Gesichtern unter der Sonne des Atlantiks zu Umzügen; nachts folgen Erwachsene den pulsierenden Murgas und Samba-Bands durch die engen Gassen. Die Straßen vibrieren vom Klang von Tamburinen und elektrischen Trompeten, und die Feiernden tanzen Schulter an Schulter in einem gemeinsamen Sprung aus dem Alltag. Diese dynamische Atmosphäre ist mit einem Hauch von Skurrilität und Satire durchzogen: Bei manchen Darbietungen schlüpfen Männer in ausgefallene Kostüme, während die Cabezudos (riesenköpfige Figuren) sich über die lokale Politik lustig machen.
Der Karneval auf Teneriffa hat tiefe kulturelle Wurzeln. Historisch gesehen war es eine Zeit, in der man vor der Fastenzeit gesellschaftliche Zwänge ablegte und die Verbindung der Insel mit Amerika feierte. Über Jahrhunderte hinweg flossen Einflüsse aus Kuba, Brasilien und sogar Westafrika in die kanarische Feierlichkeit ein, weshalb sich das Fest für eine europäische Stadt unerwartet global anfühlt. Ganz am Ende enden die Feierlichkeiten traditionell mit dem Verbrennen einer Pappmaché-Sardine – ein Symbol für den Abschied von Exzessen. Der Karneval von Santa Cruz de Tenerife mit seinem spanischen Flair und der tropischen Wärme ist bis heute ein Zeugnis gemeinschaftlicher Kreativität und der anhaltenden Tradition des willkommenen Genusses vor den nüchternen Fastenwochen.
Hoch oben auf dem Andenplateau feiert die Stadt Oruro einen Karneval wie kein anderer. Dieses bolivianische Fest ist ein lebendiges Relikt präkolumbischen Glaubens, verwoben mit spanisch-kolonialem Prunk. Sechs Tage lang verwandeln sich Oruros Straßen in eine Pilgerstätte zur Virgen del Socavón (Jungfrau des Minenschachts), einer Schutzheiligen mit Wurzeln im indigenen Pachamama-Kult. In diesem Kontext wirkt Karneval heilig und ekstatisch zugleich. Die Luft vibriert von andinen Trommeln und Flöten, während Zehntausende Tänzer in bestickten Kostümen in einer religiösen Prozession durch die Stadt ziehen.
Das Herzstück des Karnevals von Oruro ist die Diablada, der dramatische „Tanz der Teufel“. Dämonisch maskierte Figuren mit vergoldeten Hörnern winden sich und tänzeln und stellen den Triumph des Erzengels über Luzifer nach. Die Kostüme der Teufel sind erstaunlich kunstvoll: Glasperlen glitzern im Sonnenlicht, bunte Stoffe wirbeln und jeder Kopfschmuck ist eine kleine Werkstatt aus Metallarbeiten und Federn. Daneben gibt es die Caporales, deren Lederrüstungen mit Glöckchen klingeln, und die stattliche Morenada, deren Tänzer kunstvolle, afrikanisch inspirierte Masken tragen und im Takt des hämmernden Heavy Beats Peitschen schwingen. Über vierzig Tanzgruppen, die jeweils eine andere Provinz oder Gemeinde repräsentieren, führen solche Choreografien auf. Musiker – Trompeten, Becken und die eindringlichen Panflöten namens Zampoñas – halten die Parade von morgens bis abends in unerbittlicher Bewegung.
Obwohl das Fest oberflächlich betrachtet ausgelassen wirkt, birgt es eine bedeutende Symbolik. Historisch gesehen entwickelte sich dieses Fest aus alten Bergbauritualen: Bergleute der Kolonialzeit adaptierten ihre Verehrung der Erdgeister in einen katholischen Rahmen zu Ehren der Jungfrau Maria. Jedes Kostüm und jeder Schritt des Karnevals von Oruro kann als Fragment dieser synkretistischen Erzählung gelesen werden – ein gemeinschaftlicher Ausdruck von Identität und Glauben. Zuschauer reisen aus ganz Bolivien an, um ihn mitzuerleben; 2008 wurde der Karneval von Oruro sogar von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Selbst in der kühlen Hochlandluft drängen sich die Menschenmassen, verzaubert von der hypnotischen Musik. Bei Einbruch der Mitternacht flackern Flammen von Fackeln auf den Gesichtern maskierter Tänzer und enthüllen vor Stolz leuchtende Augen. Für die vielen indigenen Völker Boliviens ist der Karneval von Oruro mehr als nur ein Fest: Er ist eine Parade der Erinnerung an die Vorfahren, eine großartige Bestätigung dafür, dass Leben und Spiritualität unter dem Himmel der Anden untrennbar miteinander verbunden sind.
Im krassen Gegensatz dazu entfaltet sich der Karneval in Köln vor der Kulisse des gotischen Doms und des kalten Februarhimmels. Hier heißt er Fastelovend oder Karneval und hat seine Wurzeln in Europas ältesten Zünft- und Kirchentraditionen. Offiziell eröffnet wird die Saison am 11. November um 11:11 Uhr, doch der wahre Wahnsinn beginnt zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch. An Weiberfastnacht tänzeln Frauen mit Scheren durch die Straßen und schneiden symbolisch die Krawatten der Männer durch, um die patriarchalische Ordnung auf den Kopf zu stellen. Die Woche findet am Rosenmontag mit einem der größten Umzüge Europas ihren Höhepunkt.
Wochenlang treffen sich die geheimen Karnevalsräte der Stadt in Seidenhosen und Dreispitz, um das Fest zu planen. Am Tag des Umzugs ziehen die berühmten „Prinzenwagen“ – oft satirische Nachbildungen von Wahrzeichen der Stadt – in einem über zwei Kilometer langen Umzug vorbei. Jeder Wagen ist ein mobiler Witz oder Kommentar: Kabinette voller zahnbewehrter Narren verspotten Politiker, Banker und sogar Prominente mit absurden Pappmaché-Köpfen. Feiernde in farbenfrohen Kostümen – Narren, Teufel oder Folklorefiguren – säumen die Straßen und fangen süße Leckereien (Kamelle), die die Karnevalsprinzen in die Menge regnen lassen. Blaskapellen schmettern bekannte Kölner Lieder, und in jeder Kneipe und jedem Bierzelt singen die Einheimischen mit oder stoßen mit ihrem Altbier an.
Trotz seiner Partystimmung strahlt der Kölner Karneval auch eine altmodische Würde aus. Jedes Jahr führt ein Trio, das sogenannte Dreigestirn (Prinz, Bauer und Jungfrau), die Feierlichkeiten an, die an die mittelalterliche Heraldik erinnern. Die Jungfrau wird traditionell von einem stämmigen Mann im Frauenkostüm gespielt – ein Beispiel für die Freude des Karnevals an der Umkehrung von Normen. Wenn es am Aschermittwoch Mitternacht schlägt, schäumt der Schaum und die gefiederten Kostüme verschwinden über Nacht; nur das Verbrennen des Nubbels – einer Strohpuppe, die für alle Sünden verantwortlich gemacht wird – markiert das bittersüße Ende des Festes.
Der Karneval hier ist geprägt von regionalem Stolz: „K\u00f6lle Alaaf!“, so der Schlachtruf der Stadt, der so viel bedeutet wie „Köln über alles“. In den Straßen des Rheinlandes finden die einfachen Leute eine seltene Gelegenheit, über Autoritäten und sich selbst zu lachen. Der Kölner Karnevalsgeist hat ebenso viel mit Gemeinschaft wie mit Humor zu tun – jedes Jahr tauscht die Stadt vorübergehend ihr ernstes Gesicht gegen eine Karnevalsmaske, wohl wissend, dass diese Verwandlung so alt und unvermeidlich ist wie die Jahreszeiten selbst.
An der französischen Riviera erblüht Nizza jeden Februar unter einem ganz besonderen Karnevalshimmel. Bei diesem mediterranen Karneval erfüllt sich die Luft nicht mit tropischen Trommeln, sondern mit skurrilen Festwagen und einem Regen aus frischen Blumen. Der Karneval von Nizza geht auf das Jahr 1294 zurück, erhielt aber im späten 19. Jahrhundert seine moderne Form. Zwei Wochen lang finden auf den großen Boulevards der Stadt allabendlich Paraden mit kunstvollen Festwagen und tagsüber Umzüge mit Blumenschmuck statt. Jedes Jahr steht der Umzug unter einem ausgewählten Motto und seiner Königin – einer lokalen Berühmtheit oder Künstlerin –, die auf einem blumengeschmückten Wagen die Promenade des Anglais entlanggetragen wird.
Zu den Highlights des Tages zählt die sagenumwobene „Blumenschlacht“. Festwagen aus Rosen, Gladiolen und Chrysanthemen ziehen an den Zuschauern vorbei, während kostümierte Models auf ihnen Blüten in die Menge werfen. Kinder und Paare tanzen inmitten wirbelnder Blütenblätter; selbst Fremde auf der Straße fassen sich an den Händen, um den Regenbogenregen zu erhaschen. Bei Einbruch der Dunkelheit erleuchten die Karnevalsumzüge die Stadt: Riesige mechanische Skulpturen erstrahlen im Licht, und jeder animierte Festwagen spielt eine Geschichte oder Szene. Plötzlich erklingt eine Blaskapelle mit Karnevalsmelodien, und Tänzer in kunstvollen Kostümen und Masken wirbeln im Scheinwerferlicht umher und verwandeln Nizzas palmengesäumte Promenaden für kurze Zeit in einen phantasmagorischen Traum.
Nizzas Karnevalsstil ist elegant und theatralisch. Die Kostüme erinnern oft an die Commedia dell'arte oder den historischen Adel, doch gelegentlich tauchen auf den Festwagen auch Karikaturen moderner Figuren auf. Der Humor ist hier sanft; der Geist ist eher poetisch als laut. Selbst am Ende der Nacht klingt das Fest mit einer einzigartigen Tradition aus: Mutige Feiernde springen für das „Karnevalsbad“ ins kalte Mittelmeer und waschen symbolisch die Feierlichkeiten der vergangenen Tage ab.
Überall spürt man, wie der kultivierte Karneval der Stadt ihr kulturelles Erbe bekräftigt – ein Bekenntnis dazu, dass Kunst, Schönheit und ein Hauch von Satire selbst in den tiefsten Winter gehören. Der Karneval von Nizza mag wie eine bewegliche Kunstausstellung am Meer wirken, doch er basiert auf dem gleichen Muster der Erneuerung, das Karnevale überall auf der Welt teilen. Hinter den blumenbeladenen Festwagen und den in effigie verbrannten Puppen von Staatsoberhäuptern hört man das allgemeine Lachen einer Stadt, die für einen Moment Feierlichkeiten der Routine vorzieht.
In Montevideo findet der Karneval unter sommerlichem Himmel statt und dauert länger als irgendwo sonst auf der Welt. Von Mitte Januar bis weit in den Februar hinein (oft fast 40 Tage lang) vibrieren die Straßen der uruguayischen Hauptstadt vor Rhythmen und Satire. Die Wurzeln des Karnevals reichen zurück bis zu den afrikanischen Sklaven der Kolonialzeit, die ihre Trommeltradition bewahrten, indem sie während der Karnevalszeit rund um die Stadtmauern feierten. Nach der Emanzipation entwickelten sich diese Traditionen zum „Candombe“: Straßenumzüge mit Trommeln und Tänzern, die bis heute das Herzstück des uruguayischen Karnevals bilden.
In der Abenddämmerung der Paraden marschieren lange Filas (Reihen) von Trommlern, die Cuerdas de Tambores genannt werden, durch Barrio Sur und Palermo. Jede Cuerda besteht aus Dutzenden von Spielern auf drei Trommelgrößen, deren Felle einen kontrapunktischen Trommelschlag erzeugen, der die Luft erschüttert. Vor den Trommeln springen kostümierte Figuren herbei: die komische alte Frau und der komische alte Mann, der verspielte Schornsteinfeger, alle bewegen sich mit ruckartigen, theatralischen Schritten. Die Comparsas (Trommelgruppen) der Nachbarschaft bemalen ihre Gesichter, legen bunte Schärpen an und machen sich auf den Weg zur berühmten Desfile de las Llamadas. Dort treffen sich zahllose Candombe-Gruppen zu einem jubelnden Wettkampf der Stile und Rhythmen. Zuschauer säumen die Straßen und Balkone der Altstadt, klatschen und singen mit, während die Trommelparaden Nacht für Nacht nicht einmal den Schlaf vertreiben.
Tagsüber kommen andere Elemente ins Spiel. In den Tablados (temporären Amphitheatern) unter freiem Himmel führen Murga-Truppen witzige Musiktheaterstücke auf. Auf städtischen Plätzen und in Parks singen Gruppen maskierter Künstler – Comparsas Humoristas, Parodistas und Karnevalskinder – satirische Lieder über die Politik des Jahres, Liebesgeschichten und alltägliche Skandale. Murgas tragen geflickte Mäntel und Zylinder; ihr Chor singt Chorverse, unterbrochen von Call-and-Response-Refrains, während Schauspieler Slapstickszenen pantomimisch darstellen. Diese Aufführungen strotzen vor lokalen Bezügen und beißendem Humor; in Zeiten politischer Not sind solche Shows sogar zu einem Mittel der Gesellschaftskritik geworden. In der staubigen Sommerhitze drängen sich klatschende Zuschauer auf den Straßenbühnen und jubeln den Chören zu, die freimütig von kollektiven Sorgen und Hoffnungen sprechen.
Der Karneval in Montevideo steht ebenso für geistige Erneuerung wie für Tradition. Die verlängerte Saison führt dazu, dass er sich in den Alltag einfügt, anstatt ihn zu ersetzen. Schulen schließen, Familien treffen sich zu Picknicks bei Trommelklängen, und selbst das Büro des Präsidenten hält inne. Wenn der letzte Trommlerzug verklingt, fühlen sich die Uruguayer ein wenig vereinter, weil sie gemeinsam getanzt und gelacht haben. In einer Gesellschaft, die stolz auf ihre multikulturelle Abstammung ist, machen die Wurzeln des Karnevals in afrikanischem und europäischem Erbe ihn zu einem jährlichen Bekenntnis der Identität. Der Karneval von Montevideo lebt vom Schweiß dröhnender Tamburine und den klugen Versen seiner Bewohner; er feiert die Freiheit und Kreativität vergangener Generationen. Während die Trommelschläge bis in die Nacht hallen, wird klar, dass dies mehr ist als nur die längste Party – es ist ein kultureller Herzschlag, der die Stadt voller Stolz und Widerstandskraft wach hält.
Mit seinen romantischen Kanälen, seiner beeindruckenden Architektur und seiner großen historischen Bedeutung fasziniert Venedig, eine charmante Stadt an der Adria, Besucher. Das großartige Zentrum dieser…
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